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Am Wochenende (24./25.9.2016) wurde das Museum Opfer eines Einbruchs. Ausstellungsstücke im Wert von mehreren tausend €uro wurden gestohlen und beträchtlicher Sachschaden angerichtet. Die Täter sind noch nicht ermittelt.
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Das Garnisonmuseum beschäftigt sich ausschließlich mit Wünsdorf als deutscher Truppenstandort von 1906 bis 1945. Wenn die personalunionische Aufsichts-, Kassen- und Shopkraft nicht mit Besuchern zu sehr beschäftigt ist, trägt sie gerne mit vertiefenden... weiterlesen Erklärungen zum besseren Verständnis des Museums bei.
Bereits die königlich-preußische Armee nutzte das Gebiet der Tangersdorfer Heide südlich von Berlin mit dem Schießplatz Kummersdorf und dem Truppenübungsplatz Jüterbog. Im Zuge des Ausbaus der Kaiserlichen Armee seit 1871 wurde der Neubau eines Truppenübungsplatzes im Gebiet Zossen-Wünsdorf erforderlich. 1906 begannen die Arbeiten am sogenannten „Lager Zossen“. Ab 1910 wurden Kasernen und 1913 die Infanterieschule des Heeres erbaut. Während des 1. Weltkrieges kamen weitere Kasernenbauten und die Militärturnschule hinzu, die später von der Roten Armee als „Haus der Offiziere“ genutzt wurde.
Nach dem 1. Weltkrieg nutzten zunächst Freicorps das Objekt. Ab 1920 bildete die Reichswehr hier Soldaten aus. Später wurde Wünsdorf als Standort für motorisierte Truppen ausgebaut. Da dem Deutschen Reich laut Versailler Vertrag der Unterhalt von Panzertruppen verboten war, wurde von Wünsdorf aus die geheime Zusammenarbeit mit der UdSSR bei der Entwicklung und Erprobung von Panzern in der UdSSR organisiert.
Nach dem Machtantritt der Nazis und der Aufkündigung des Versaillers Vertrags durch das Reich wurde in Wünsdorf 1935 mit der 3. Panzer-Division einer der ersten Panzerverbände der neuen Deutschen Wehrmacht aufgestellt. Aus der Militärturnschule wurde die Heeressportschule, deren damals moderne Sportanlagen von der deutschen Olympiamannschaft zur Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin genutzt wurden.
Im Rahmen der geplanten Verlegung des Oberkommandos des Heeres (OKH) nach Wünsdorf begann man Mitte der 1930iger Jahre mit Planung und Bau der Bunkeranlagen „Maybach I“ und „Maybach II“ sowie des Fernmeldebunkers „Zeppelin“. Diese Arbeiten waren im August 1939 teilweise abgeschlossen und von den Bunkern aus konnte die Truppenführung ab dem 1.9.1939 mit Beginn des Krieges gegen Polen erfolgen. Trotz der militärischen Bedeutung wurde Wünsdorf von den Alliierten nie massiv aus der Luft angegriffen. Eine Ausnahme bildete der schwere westalliierte Luftangriff mit 600 Bombern vom 15.3.1945, der die Befehlszentralen allerdings nicht ausschalten konnte. Der auf Berlin vorrückenden Roten Armee fiel Wünsdorf ohne nennenswerten Widerstand in die Hände, da man das OKH und die anderen Wehrmachtsdienstellen bereits vorher evakuiert hatte.
Zossen-Wünsdorf war Sitz von zahlreichen Wehrmachtsdienststellen und –truppenteilen: OKH, Heeresforstamt, Heersfachschule, Heeressportschule, mehrere Arillerie-, Panzer- und Kampfwagenregimenter. Nach 1945 übernahm die Rote Armee das Gelände und nutzte es bis 1945 als Oberkommando der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland bzw. Westgruppe der russischen Truppen (siehe Museum „Roter Stern“).
Das Museum bemüht sich um die Darstellung aller Abschnitte des Standorts Wünsdorf. Gut die Hälfte der Ausstellungsfläche nimmt die Zeit von 1933 – 1945 ein, vermutlich auch, weil die Zahl der verfügbaren Exponate aus Kaiser- und Reichswehrzeit nicht so groß ist. Trotzdem ist die Entwicklung des Standorts des kaiserlichen Heeres anschaulich dargestellt.
Besonderen Raum nimmt das Kriegsgefangenenlager Zehrensdorf ein. Von 1914 bis 1919 wurden dort bis zu 15.000 Soldaten, überwiegend alliierte Kolonialsoldaten, gefangen gehalten. Wegen des hohen Anteils muslimischer Gefangener wurde das Lager auch „Halbmondlager“ genannt und verfügte über eine eigene Moschee. Die Verstorbenen dieses Lagers wurden ua. auf dem Zehrensdorf Indian Cemetery beigesetzt, der 2005 nach dem Abzug der russischen Truppen wiederhergestellt wurde und unter Verwaltung der britischen Commonwealth War Graves Commission steht.
Bei den ausgestellten Objekten handelt es sich oft Leihgaben oder Schenkungen von Privatpersonen bzw. um Sachen, die man in den Militäranlagen oder im Boden gefunden hat. Waffen, Ausrüstungsgegenstände, Uniformen, Orden, soldatische Alltagsgegenstände, technische Ausrüstungen usw.
Im Traditionskabinett wird besonders auf die Geschichte der Wehrmacht-Panzer-Regimenter 5 (1935-1943 in Nordafrika kapituliert) und 6 (1935-1945) eingegangen, die zur Wünsdorfer 3. Panzer-Division gehörten. Für mich als ehemaligen DDR-Bürger und gedienten NVA-Angehörigen ist schon der Begriff „Traditionskabinett“ in Zusammenhang mit Armee nicht gerade positiv belastet. Allerdings muß ich zugeben, daß das Garnisonmuseum sich bemüht hat, die Geschichte der Regimenter möglichst objektiv und ohne Landser-Romantik und falsch zu verstehendem Pathos darzustellen.
Mit dem Standort Wünsdorf untrennbar verbunden sind die Bunkeranlagen „Maybach I & II“ sowie „Zeppelin“. Auch deren Geschichte und Funktion ist ausführlich beschrieben. Zahlreiche Ausstellungsstücke, die nach dem Abzug der russischen Truppen aus den Bunkern geborgen werden konnten, sind nun im Garnisonmuseum ausgestellt.
Fazit: Sehr gut gemachtes Museum zu dem deutschen Truppenstandort Wünsdorf – 5 Sterne.[verkleinern]
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