Eine Kirche direkt neben dem Kiliansdom. Da wird sich mancher fragen: "Tut das Not?" Ja das tut es.
Würzburgs Kirchenlandschaft ist sehr abwechslungsreich und so empfiehlt es sich, auch in diese Kirche einen Blick zu werfen, denn man wird für einen romanischen Kirchenbau in barockem Gewand Außergewöhnliches entdecken. Davon aber später noch.
Die Franken gingen, wie auch die anderen Germanischen Stämme - man denke an die Friesen, die Bonifatius erschlugen - nicht gerade zimperlich mit den... weiterlesen missionierenden christlichen Mönchen um, die umher zogen und ebenfalls nicht gerade zimperlich mit den heiligen Stätten der Germanen umgingen. Donareichen wurden gefällt und Thingstätten zerstört und an deren Stelle die ersten christlichen Kirchen errichtet.
So soll sich der Überlieferung nach auch an dieser Stelle, an der der Vorgängerbau des Neumünsters errichtet wurde, ein frühmittelalterlicher Krimi
seinen Schauplatz haben. So wie Bonifatius in Friesland, sollen hier der irische Wanderbischof mir zwei Gefährten namens Kolonat und Totnan den sog. Märtyrertod gestorben und verscharrt worden sein.
Nichtsdestotrotz hat sich das Christentum dann auch bei den "Heiden" durchgesetzt und Bischof Megingoz ließ an Ort und Stelle im 800 . Jh. einen Memorialbau errichten.
Im 11. Jh. wurde das Stift Neumünster errichtet, dessen Bedeutsamkeit im Mittelalter vor allem in der Überlieferung lateinischer und mittelhochdeutscher Texte bestand. So verfügte das Stift im 13. Jh. über eine bedeutsame Bibliothek und der uns bis heute bekannte Minnesänger Walther von der Vogelweide, fand im Kreuzgarten - dem Lusamgärtlein - seine letzte Ruhestätte.
In den Folgejahrhunderten erfolgten immer wieder Veränderungen an der Bausubstanz und so erhielt die Kirche im 18 Jh ihre eindrucksvolle rote Barockfassade.
In Einzelheiten der Baugeschichte möchte ich mich nun nicht verlieren, aber es kann sich jeder vorstellen, dass auch das Neumünster in der Bombennacht vom 16. März 1945 stark in Mitleidenschaft gezogen und umfänglich restauriert werden musste.
Erwähnenswert zur Geschichte ist aber noch, dass die Urne des im Jahre 2011 selig gesprochenen Pastor Georg Häfner , welcher im Alter von nur 42 Jahren im KZ Dachau im Jahre 1942 an den Folgen von Misshandlung und Unterernährung verstarb, in der Kilianskruft des Neumünster beigesetzt ist.
Einen Stolperstein habe ich vor dem Hauptportal des Neumünster gefunden.
Eine Herausragende Stellung in der Kirchenlandschaft des Bistums Würzburg erfährt das Neumünster nicht nur durch die Verehrung heilig und Selig gesprochener, sondern auch durch die Ausstattung mit bedeutenden Kunstwerken.
Besonders augenfällig und außergewöhnlich sind dabei die modernen Gemälde, die das romanische Kirchenschiff kontrastierend zur ansonsten barocken Ausstattung verschönern.
Die Aufzählung sämtlicher Kunstwerke würde den Rahmen sprengen, aber einen groben Einblick in die sehr sehenswerte Ausstattung der Kirche vermitteln die von mir in das Album gelegten Fotos.
Außerdem wirkt das Innere durch den weißén Anstrich freundlich und einladend.
Wer Würzburg besucht und sich für Sakralbauten interessiert, sollte neben der Hofkirche und dem Kiliansdom auch unbedingt das Neumünster besichtigen.[verkleinern]