„Man bedarf in Wiesbaden nur einer Viertelstunde Steigens,
um in alle Herrlichkeit der Welt zu blicken“ Johann Wolfgang von Goethe
Vor über 200 Jahren, als er die Stadt besucht hatte, hat man das so gesehen aber zum einen nicht jeder ist so enthusiastisch gestimmt, was das Wandern in der Natur anbetrifft, zum anderen gibt es seit langem auch Verkehrsmittel, die den Weg um einiges erleichtern! Aus den Schriften, die ich über ihn gelesen habe, stand, dass er zu den Menschen gehört hatte, der... weiterlesen sich gegenüber dem Neuen offen zeigte. So gehe ich davon aus, dass wenn sich die Gelegenheit dazu ergeben hätte, würde er ebenfalls mit der Nerobergbahn nach oben fahren lassen. Der zum Rheingau zählende Hügel (bei einer Höhe von 245 Metern Höhe kann man nicht von einem „Berg“ sprechen ;) ) ist an sich ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Wenn bereits vor der Pandemie man merkte, wie viele Menschen auf den Wegen unterwegs gewesen sind, kann ich mir vorstellen, dass das aufgrund von Einschränkungen umso stärker als Naherholungsgebiet angesteuert wird! Für Tagestouristen, wie wir es waren, ist wissenswert, dass das Nerotal am Rand Wiesbadens liegt. Wenn man mit Auto kommen sollte, stehen zahlreiche Parkplätze unterhalb dessen zur Verfügung. Vom HBF muss man eine ca. 4 km lange Strecke zurücklegen. Wenn man wie wir mit den Öffis unterwegs sein sollte, da empfehlt es sich die Buslinie 1 bis zu gleichnamigen HS zu nehmen, die in der Woche alle 10 Min. verkehrt. Diese dauert knapp 20 Min. und die ist gleichzeitig die letzte auf ihrer Strecke! Die beiden ersten Sehenswürdigkeiten hat man auf einen Blick zusammen: die Bahn und das damit verbundene Museum, die ich bereits vorgestellt habe.
Eine Parkanlage war in den vergangenen Jahrhunderten schon ein „Statussymbol“. Zu Goethes Lebzeiten war deren Besuch nur „Auserwählten“ gestattet! Das liegt daran, dass es sich häufig im Privatbesitz befunden hatte. Das war auch bei diesem einstigem Weinberg bis ins 20. Jahrhundert hinein der Fall gewesen. Es war ein Bereich, der zu dieser Zeit regierenden Geschlechts derer zu Nassau, zugehörig gewesen ist. Vor über 200 Jahren gab es dennoch für reiche „Kurgeste“ eine Gelegenheit sich nach oben bringen zu lassen: per „Eselskraft“. Gleichzeit wurde diese „Unsitte“ von den Einheimischen belächelt, weil es ihnen nicht mal in den Sinn gekommen wäre, etwas vergleichbares zu tun!
Das sollte sich aber im Laufe des 19. Jahrhunderts aber ein wenig ändern. Mit der geänderten Sichtweise auf ein Individuum und gleichwohl auf seine Umwelt, hat man um so mehr seine „Beherrschung“ stark hinterfragt. Statt wie in den Jahrhunderten zuvor alles (Federführend beim Adel) in eine „geordnete Symmetrie“ und Ausdruck einer gewissen „Überlegenheit“ darüber, ist man dazu übergangen, es ein wenig „subtiler“ zu gestatten. Selbst in den Städten wurden im Laufe des besagten Jahrhunderts Grünanlagen geschaffen, die nach und nach zu attraktiven Naherholungsgebieten sich entwickeln konnten. Das Nerotal ist so ein gutes Beispiel dafür, auch es bis dahin etliche Jahrzehnte vergehen sollten.
Heutzutage ist es mehr als schwer vorstellbar, dass fast parallel zu der Entwicklung Wiesbadens zu einem Kurort es in dessen Nähe sehr entgegengesetzte Tendenzen gab. Da muss man aber folgendes wissen: die lateinische Bezeichnung „nero“ (Angabe aus dem Internet) bezieht sich auf zwei verschiedene Aspekte. Zum einen, durch Bodenfunde, die in die antike Vergangenheit führten, war man stolz, dass sie aus der Römerzeit stammen. Man fand unter anderem die Reste einer Besiedlung, sowie wenige Münzen, die diese Zuordnung zuließen. Mir persönlich ist der genaue Ort unbekannt, doch es soll sich in dem Areal befinden, worüber ich an dieser Stelle berichte.
Im Laufe der Geschichte wurden Bach- und Flussläufe so „kanalisiert“, sodass es mitunter nicht mehr ersichtlich ist, dass es der Fall ist! Habe mich insgesamt zu kurz in dem Areal aufgehalten, sodass ich an der Stell nur den Verweis geben kann, dass es einen Bachlauf, der ebenfalls nach der schwarzen Farbe benannt wurde. Vor der Industrialisierung war es nicht nur, wie vorher erwähnt, mit dem heutigen Ausflugsziel gleichzusetzen: an deren Ufern haben sich viele Handwerksbetriebe niedergelassen. Das an sich wäre nichts ungewöhnliches, sondern das was hinterher dabei „raus gekommen“ ist: der Bach verkam zu einer dreckigen, stinkenden Kloake, die eben dadurch schwarz geworden ist :(. Solche Betriebe wurden eben am Stadtrand angesiedelt, bei denen die Tierhäute weiter verarbeitet wurden. Wie mehrmals zuvor berichtet, führte die Nutzung des gleichen Wassers im Alltag zu Seuchen, die man als eine Kehrmedaille des ganzen ansehen kann. Es ist keine angenehme Feststellung aber es gehört zu der Geschichte. Wiesbaden ist nicht die einzige Stadt, die von solchem Wandel bestimmt wurde! Bei einer Zeitspanne von über 200 Jahren bleibt es nicht aus, dass man (mit Betrübnis) auf solche Entwicklungen zurückschaut, wie sie damals gewesen sind. Dementsprechend möchte ich mich fortan dem „Freizeitwert“ dieses Areals zuzuwenden.
Man soll sich ruhig Zeit lassen, um das alles, was der Neroberg zu bieten hat, in seiner Gesamtheit zu erfassen. Bei unserem Besuch dort, habe ich nur die wichtigsten unter ihnen angesteuert, um sie mir anzuschauen. Zwei unter ihnen werde ich im Anschluss genauer vorstellen, mehr dazu etwas später. Ein Grund, warum es sich lohnt den Weg nach oben zu nehmen, ist neben der einige Tage zuvor bewerteten Bergbahn ist auch die tolle Aussicht, die man von dem 245 Meter hohem „Berg“ hat. Das Areal, das zu einer zusammenhängenden Parkanlage an den Ausläufern des Taunus gelegen, ist knapp 6 Hektar groß. Es bedarf nicht viel, um sich dort zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten zu gelangen. Diese werden durch Hinweisschilder als solche gekennzeichnet. Dennoch muss eins gesagt sein: auf den ersten Blick könnte alles barrierefrei erreichbar sein. Dennoch, einige Bereiche sind nur über „Schleichwege“ verbunden, die zudem auch noch sehr steil sich darstellen.
Da wären wir an meinem persönlichen Highlight angelangt: der russischen Kapelle, die man als eine im Stein gemeißelte Liebeserklärung des letzten Herzogs von Wiesbaden -Adolph Wilhelm Carl August Friedrich von Nassau-Weilburg Weilburg (* 24. Juli 1817 auf Schloss Biebrich in Biebrich - 17. November 1905 in Schloss Hohenburg) an seine früh verstorbene Gattin Großfürstin Elisabeth Michailowna Romanowa (26. Mai 1826 Moskau 28. Januar 1845 Wiesbaden), die im Altar von 18 Jahren, sowie ihre Neugeborene (namenlose) Tochter versinnbildlichen soll. Mehr dazu (in ein paar Tagen) an dieser Stelle. Es ist ein sehr ungewöhnliches Bauwerk: die Lage wurde bewusst gewählt, denn der „Auftraggeber wollte von all seinen Residenzen einen direkten Blick drauf haben. Es liegt etwas unterhalb des Nerobergs. Bei diesem Monument konnte der ausführende Architekt (* 23. November 1806 in Geisenheim - 3. Januar 1889 in Sanremo, beigesetzt in Wiesbaden) sich seine „Inspiration“ direkt in Moskau holen, was in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine riesige Ausnahme sein dürfte! Wenn man diese orthodoxe Kirche besuchen wollte, dem sei gesagt: der Zugang ist leider nicht barrierefrei, weil erst nachdem ca. 10 Stufen bewerkstelligt sind, gelangt man ins Innere. Der Eintritt beträgt 2 €, was ich für angemessen halte. Was ich noch zufügen möchte: ca. 1 km davon entfernt (wenn man dem Pfad hinter dem Gotteshaus folgt) ist der zu dieser Gemeinde gehörige historische Friedhof zu finden. Auch dort gibt es etliche Stufen, wenn man sich ihn in Ruhe anschauen möchte. Der Zugang ist nur mit einem an der Kasse hinterlegtem Schlüssel zu öffnen / schließen. Man wird auch an der Pforte daran erinnert! Mehr demnächst.
Sollte man im Anschluss daran Lust auf etwas zu Essen oder Trinken haben, so gibt es ein Restaurant, das sog. „Turm“, das wir nicht angesteuert haben. Noch bevor man sich nach unten begibt, soll man sich auch den Monopteros zuwenden, das ich als erstes in diesem Bereich besprochen habe.
Erneut ist es sehr lang geworden! Bei einem solchen Favoriten finde ich es dennoch angemessen, weil auch jene sich ein Bild machen sollen, die es nicht kennen, bzw. keine Möglichkeit haben, es selbst anzuschauen. Mir hat es gefallen und daher empfehle ich es gerne weiter![verkleinern]