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Was haben die Kirchen in Aachen, Bonn und eben Trier gemeinsam? In zwei von ihnen (BN und TR) ist es die Kaiserinmutter - Helena, doch da bleibt noch die erste ohne eine Gemeinsamkeit. Erste und zweite liegen beiden in NRW, das ist auch der falsche Weg. Aachen und Trier haben jeweils mindestens einen Kaiser “gesehen”. Da liegt es nahe, es muss etwas anderes sein, das erst nach einer Besichtigung sich offenbart: sie besitzen alle einen mittelalterlichen Kreuzgang, auch wenn dieser eher mit den... weiterlesen Klöstern aus der Zeit in Verbindung gesetzt wird.
Es ist eine Entdeckungsreise für mich gewesen, als wir im Sommer 16 dort gewesen sind. Ehrlich gesagt kann ich mich nicht daran entsinnen, ob und wann ich je dort gewesen sein sollte, doch nun war es eine bewusste Entscheidung es zu tun! Es hat sich definitiv gelohnt!
Hier, auch wenn es nach außen hin, jedenfalls architektonisch gesehen, ein gotisches Äußeres besitzt, doch, wenn man sich das ganze genau anschaut, ist es ein Mix der Stilepochen, wobei Barock definitiv nur partiell (durch die Epitaphien) erkennbar ist. Es ist eine Ecke zwischen den beiden Kirchen (Liebfrauen und dem Dom), die bis heute als “Freihof” bezeichnet wird.
Der überdachte Verbindungsgang bot in den frühen Jahrhunderten eine Unterstellmöglichkeit, die nicht immer allen Menschen offen stand. Es war ein Bereich in dem die hiesigen Domherren sich vor den Andachten sammeln konnten oder im Verlauf der Jahrhunderte in einer der Privatkapellen beten konnten. Heute wird durch das Anbringen der verschiedenen Grabmäler oder Epitaphien an die Weihbischöfe und Mitglieder des Domkapitels gedacht, die ihre letzte Ruhestätte hier gefunden haben.
Das wundergläubige Mittelalter stellte sich das Paradies als einen Garten vor, der sich hier in der Architektur zu wiederspiegeln scheint. Im Gegensatz zu anderen Kirchen, vor allem im Vergleich mit jenen im Rheinland, ist sowohl die Liebfrauenkirche als auch naturgemäß der dazugehörige Kreuzgang in dem damals aufkommendem gotischen Baustil errichtet worden. Das markanteste Element ist hierbei die Rose, die bei den Arkadengängen für deren Gliederung sorgen. Die einzige Abweichung zu den Bauten in Frankreich ist in dessen Grundriss erkennbar.
Die Anfänge dieses Areals läßt sich bis um das Jahr 1245 zurückverfolgen, als die dazugehörige Liebfrauenkirche (s. ggf. dort) fast fertig gewesen ist und eine entsprechende Erlaubnis aus dem fernen Rom erteilt worden ist. Das war mit dem Privileg eines Wallfahrtortes verbunden, die den nötigen finanziellen Rahmen sichern sollte. Da wußten sich die adeligen Kreuzherren zu halfen.
Betritt man dem Kreuzgang vom Südwesten so wird deutlich, dass das Niveau der beiden Gebäude unterschiedlich ausfällt. Dadurch sind einige Treppen notwendig, die das ganze ausgleichen. Der Rundgang danach ist eine Geschichtsstunde der besonderen Art, denn an den Wänden und in den Nischen werden Zeugnisse der Zeit sichtbar, die zum Blickfang werden.
Auch, wenn es vor Ort nicht ersichtlich gewesen ist, wer der jeweilige Stifter der Kapellen und Erinnerungen an die Verstorbenen (außer bei den modernen Varianten) machte das ganze einen besonderen Eindruck auf uns. Je nach dem, um welche Uhrzeit man den Gang betritt, steht man entweder im (Halb)Schatten wie wir oder schaut man der Sonne entgegen, die die jeweiligen Architekturelemente in ein besonderes Licht eintaucht.
Das was ich bisher geschrieben habe, habe ich leider vor Ort vermisst, was sich dementsprechend in der Wertung spiegelt, sowie die fehlende Barrierefreiheit.
Folgen wir nun zu den jeweiligen Kapellen (K.), die trotz der fehlenden Beleuchtung einen Blick wert sind. Die markanteste unter ihnen ist sicherlich die im nördlichen Trakt befindliche “Savigny K.” Diese erkennt man an den wilden Gestalten, die als Wappenhalter herhalten und den Türsturz bekrönen.
Neben dem architektonischem Rahmen soll man sich schon die Zeugnisse der Steinmetzkunst anschauen: Heiligenfiguren, Grabmale mit figürlichen Darstellungen der Verstorbenen adeligen und zum Teil historische Fotos davon. Die Geschichte läßt sich somit mit einem Rundgang verbinden, der auch bei uns zu einer kurzweiligen Entspannunsgpause zwischendurch wurde, die ich gerne weiter empfehlen möchte.
Zum Schluss möchte ich noch darauf hinweisen, dass es hier jahreszeitlich unterschiedliche Öffnungszeiten gibt. Diese gestalten sich wie folgt:
Januar bis März
Montag - Mittwoch 10 - 17:30
Donnerstag - Freitag 9:30 - 17:30
Samstag 10 - 15
Sonn- und Feiertage; Rosemontag geschlossen
April bis Oktober; Advent bis 31. Dezember
Montag - Samstag 9:30 - 17:30
Sonn- und Feiertage 12 -17:30
Weihnachten, Silvester, Neujahr geschlossen
Erneut ist es eine lange Bewertung geworden, die es wert ist mitgeteilt zu werden! Wer mehr Fakten zur Baugeschichte haben möchte, verweise ich auf die Seite, die ich hier hinterlegt habe! Jedoch am besten ist es sich selbst ansehen![verkleinern]