Nachdem wir uns schon das Freilichtmuseum in Finsterau angesehen hatten, unternahmen wir während unseres einwöchigen Urlaubs im Bayerischen Wald, noch einen Ausflug, zum Museumsdorf Bayerischer Wald in Tittling. Wir stellten unser Auto auf den großen und kostenlosen Parkplatz ab und gingen die wenigen Meter bis zum Eingang. Wir zahlten mit der Nationalpark-Card 6.50 Euro pro Erwachsenen und machten uns auf den Weg.
Wir ahnten nicht, wie lange unsere Reise durch das Museumsdorf und somit die... weiterlesen Reise in die Vergangenheit andauern würde. Es ist erstaunlich, wie schön manche Bauernhöfe aus dem 17. bis 19. Jahrhundert sind. Über 100 historische Gebäude von 1580 bis 1850, warteten darauf, von uns entdeckt zu werden. Verschiedenste Kapellen, wunderschöne Bauerngärten, Getreidekästen, Mühlen und Sägewerke imposant mit Wasser angetrieben, Bauernhäuser und tolle eingerichtete Bauernstuben, zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich.
Hier gibt es die älteste Volksschule Deutschlands, die in den Jahren 1666 -1670 erbaut wurde und einst auch als Rathaus und Gefängnis diente. Eine Ausstellung von Märchenbildern, versetzte uns auch zurück in die Schulzeit. Interessant auch die Oldtimer-Sammlung, mit dem ersten roten Bus von Rotel Tours aus dem Jahr 1945. Natürlich sind die Lanz-Traktoren von 1921 immer ein Hingucker, aber auch die anderen drei Oldtimer lassen so manches Liebhaberherz höher schlagen.
Das Museumsdorf hat die wohl größte volkskundliche Sammlung des Bayerischen Waldes, mit über 60.000 Objekten. Der Weg führte uns mit dem Museumsflyer durch das ganze Dorf und so manches Gebäude faszinierte uns. In viele konnte man hineingehen und sich umsehen, in viele jedoch nicht und so blieb uns nur den Blick rundherum und die Reise ging nicht minder neugierig weiter. Vorbei an Fuhrwerken, Schlitten, Kutschen und alten Wagen. Kutschen wie sie früher genutzt wurden, vom Krankentransport bis hin zum Leichenwagen. Pestsäulen, zeugten an mehreren Stellen des Dorfes, von der furchtbaren Seuche.
Die verschiedensten Werkstätten, wie zum Beispiel die des Wagners, zeigten Geräte aus dem 19. Und frühen 20. Jahrhundert. Erstaunlich sind die Zeugnisse der Volksfrömmigkeit. Es gab unendlich viele Hinterglasbilder, Kruzifixe und kirchliche Figuren, aus dem 18./19. Jahrhundert. Der Blaudruck auf Stoff, war einst ganz modern und ist auch heute noch sehr beliebt. Nur wenige führen diese Art des Druckers noch heute aus. In einem Haus, wo in einer Ausstellung alte Druckmodeln und Drucktechniken zu sehen, wird zeitweise an Schautagen, noch die Blaudruckerei auf Stoffen gezeigt.
Schön ist die Ausstellung „Es rührt sich was in der Stube“ im Stadel 15. Hier wird so mancher in die Kinderzeit zurück versetzt, denn hier Dinge wie Kinderwagen, Wiegen und Schaukelpferde, sowie die guten alten Zinnsoldaten, Spielzeuge und Marionetten, mit dem Thema „Aufmarschiert und aufgespielt, zu sehen. Spannend die Entwicklung der Mausefallen. Hier ist das Thema „eingesperrt und maus(e)tod“ und es ist mehr als kurios. Nicht nur die Mausefallen sondern auch die verschiedensten Vogelkäfige. Es ist eine unglaublich spannende Ausstellung. An den Wänden sind viele alte und schöne Holztüren zu sehen.
Eine alte Dorfbauerei zu sehen, ist genauso interessant wie die historische Imkerei. In einer großen Halle, ist eine große Keramikausstellung, mit Keramik aus Krönung bei Landshut und anderen bekannten Orten. Im Hasenehrl-Hof ist eine große Ausstellung an Pferdekämmen und Pferdeschmuck, Gläser aus dem bayerischen Wald, Schmuck, Taschenuhren und so viel mehr.
Alles in allem, waren wir weit über vier Stunden hier im Museumsdorf, sind von einem Haus zum anderen und wo es möglich war, gingen wir auch hinein, um uns entführen zu lassen, in eine längst vergangene Zeit. Noch nie haben wir so ein großes Freilichtmuseum gesehen, welches zudem auch noch so interessant war. An verschiedenen Tagen in der Woche, werden diverse Aktionen angeboten. So zum Beispiel Töpfern Stoffe bedrucken, Wolle spinnen, Brot backen und einiges mehr. Genaueres findet man auf der Homepage.
Ich habe viele Fotos mitgebracht und hab sie für euch ins Album gelegt. Vielleicht machen sie euch neugierig auf einen Besuch. Wir jedenfalls sind froh, diesen Ausflug gemacht zu haben und das Museum ist jeden Cent des Eintritts wert. Je länger man sich die Zeit nimmt um sich umzusehen, umso mehr entdeckt man und ist fasziniert.
Die Toiletten die wir aufsuchten, waren alle nicht übermodern, aber sauber, gepflegt und ordentlich. Im Museumsdorf sind an zwei Orten Toiletten, sodass man nicht nach einer einzigen suchen muss. Eine ist im Bereich des Eingangsbereiches und die andere, am unteren Ende des Dorfes.
Die Öffnungszeiten sind auch hier saisonal.
Vom 15. April bis Ende Oktober 2017, täglich von 9.00-17.00 Uhr und von November bis März von 9.00 bis 16.00 Uhr. Im Winterhalbjahr kann man das Museumsdorf auch besuchen, die Museumshäuser sind dann jedoch geschlossen.[verkleinern]