Kurzbewertung: ich hab mich dort nicht wohl gefühlt, würde instinktiv sagen: na, ja 2 Sterne… . Objektiv betrachtet hat der Park vermutlich 4 Sterne verdient. Somit die goldene Mitte mit 3 Sternen. Wer wissen will, warum und wieso, muss sich wohl ober übel durch die Langversion lesen.
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An einem schönen Julitag besuche ich den Niendorfer Vogelpark. Gleich im Eingangsbereich gibt es einen Stand mit Prospekten, dem ich einen Flyer entnehme, der den Besucher informiert:
„Der Vogelpark... weiterlesen Niendorf liegt nur wenige Meter von der Ostsee und dem Niendorfer Hafen im Naturschutzgebiet Aalbeek-Niederung. Die Urlauber-Hochburgen Timmendorfer Strand, Niendorf, Scharbeutz und Travemünde sind nur wenige km entfernt. Auf einer Fläche von 70 000 m² und einem Wegenetz von 2 km werden ca. 1 200 Vögel in 350 Arten gehalten. Schilfflächen und kleine Teiche bestimmen die Landschaft sowie reetgedeckte Tierhäuser, die sich der Umgebung anpassen. Viele zoologische Raritäten wie z.B. verschiedene Kraniche, Störche, Reiher, Pelikane, Flamingos und andere Sumpf- und Wasservögel, aber auch Papageien, Fasanen, Hornvögel, Tukane sowie Adler, Geier und die größte Sammlung lebender Eulen der Welt werden hier gepflegt und gezüchtet.“
Am Kassenpavillon zahle ich 8,50 €.
Es gibt zwei gut ausgeschildert Rundwege, auf deren Wegen man durch das wasserrreiche Gelände gehen kann. Rundweg 1 führt hauptsächlich an Freigehegen mit Wasservögeln entlang. Auch einige Vogelvolieren mit Sittichen, Papageien, etc. sind dabei. Alle Volieren sind mit Informationen zum Tier und teilweise mit Hinweisen auf Futterpatenschaften bestückt.
Rundgang 2 führt zu den Gehegen mit den Großvögeln wie z.B. Geier, Adler und Eulen. Konnte ich den Anblick der im Freigehege herumspazierenden Tiere noch gut ertragen, regt sich beim Anblick der in den doch recht kahlen, mit Maschendraht vergitterten Volieren mein Gewissen. Traurig erscheint mir der Anblick der hinter dem Gitter sitzenden Vögel. Überall zwischen den Drähten der Volieren hängen Daunen und Federn. Der Anblick der zahlreichen Eulen, die nahezu bewegungslos auf abgesägten Baumstümpfen sitzen, geht mir nahe. Sollten sie als dämmerungs- und nachtaktive Jäger nicht tagsüber zurückgezogen und gegen Blicke geschützt irgendwo in Bäumen oder dunklen Gebäuden sitzen?
Ich nähere mich einer weiteren Voliere. Vor ihr steht ein Mann, ein weiterer, sehr alter Herr, sitzt im Rollstuhl davor.
Dieser fragt den jüngeren: „Was kommt denn noch?“
Der antwortet: „ Ich weiß nicht, vielleicht noch mehr Eulen, es soll ja so viele davon hier geben.“
Der alte Herr blickt hoch und den Jüngeren an, klopft mit beiden Händen auf die Lehnen des Rollstuhls und sagt: “Nee, mein Jung, lass man, ich weiß, wie es ist, wenn man gefangen ist. Fahr mich zurück, das ist mir hier zu deprimierend.“
Der Jüngere nickt kommentarlos und die beiden verlassen den Platz vor der Voliere. Ich stehe noch eine Weile davor, merke, wie ich langsam einen Kloß im Hals bekomme, mache durch den Maschendraht noch ein Foto von der Eule und folge dann den Männern.
Beim Verlassen des Geländes fällt mir ein Schild ins Auge: Fotografieren ist erlaubt, zur Publikation ist allerdings die schriftliche Genehmigung des Betreibers einzuholen. - Ich nehme meine Kamera aus der Tasche, lösche bis auf zwei alle Fotos und verlasse das Gelände.
Objektiv kann ich lediglich sagen, dass der Park einen gepflegten Eindruck macht, einige Volieren meiner Meinung nach zu kahl und zu klein sind. Das Café wirkt hell, freundlich und attraktiv, aufgesucht habe ich es allerdings nicht. An Souvenirs mangelt es nicht – das Angebot ist riesig.
Alle Gedanken und Empfindungen zum Leben der Tiere hier sind rein subjektiv. Um kranke Tiere zu behandeln und zu pflegen, sind Volieren sicher unerlässlich und auch sinnvoll, aber wozu müssen z.B. Papageien aus Australien, Asien, Afrika und Amerika, Schneegeier aus dem Himalaya oder Kasuare aus Neuguinea an der Ostsee in wenige m² großen Volieren leben? Um die Art zu erhalten…? Und was geschieht mit all den Jungtieren? Werde sie ausgewildert und fliegt man mit ihnen in ihre Heimat oder werden sie an andere Vogelparks verkauft?
Man könnte sicher endlos über dieses Thema sinnieren. Ich habe den Park aufgesucht, um mir eine Meinung darüber bilden zu können.
Meine Meinung: wem Vögel aus aller Welt in norddeutscher Gefangenschaft gefallen, ist hier sicher gut bedient, wem der Anblick nicht gefällt, sollte lieber auf einen Besuch verzichten.
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Infos zu Preisen und Öffnungszeiten sind der website zu entnehmen.
Kostenfreie Parkplätze befinden sich in ca. 100 m Entfernung, Parklätze für Gehbehinderte mit Ausweis befinden sich direkt vor dem Parkeingang ebenso wie Fahrradständer.[verkleinern]