Spaziert man in Niendorf den Waldweg entlang, kommt man an einen Punkt, wo man sich entscheiden muss: nach links in den Kurpark oder nach rechts in Richtung Vogelpark bzw. zum Dörfchen Häven. Ich wähle die rechte Variante und finde mich schnell auf einem Wanderweg zwischen meterhohem raschelnden Schilf und Sumpflöchern zu beiden Seiten des Weges wieder. Dieses raschelnde Schilf… irgendwie fühle ich mich gerade nicht heldenhaft, zumal aus der Ferne das Geschrei und Gezwitscher vieler Vögel aus... weiterlesen dem Vogelpark zu hören ist, das dem Ganzen einen Hauch von Exotik und Urwald verleiht. Als noch ein Hund in der Ferne heiser bellt, muss ich an das Dartmoor denken. Und dann stehe ich plötzlich vor einem großen Erdhügel!
Lohnt es sich über einen Erdhügel einen Beitrag zu schreiben? Ja, ich denke schon.
Der Erdhügel war nicht immer nur ein Sandhaufen mit ein paar Bäumen drauf. Eine Tafel des Landesamtes für Vor- und Frühgeschichte informiert:
„Der heute verlandete nördliche Teil des Hemmelsdorfer Sees wird durch einen Geestrücken begrenzt. An einer 6-7 m steil abfallenden Geestzunge liegt der als „Räuberkuhle“ bekannte Hügel. Sein Durchmesser beträgt 20 m. Zur Landseite hin verläuft ein ca. 4 m breiter Abschnittsgraben. Auf dem Hügel wurden Findlingssteine beobachtet, bei denen es sich wohl um Fundamentsteine handelte.
Im 13. und 14. Jh. errichtete man auf Hügeln wie der Räuberkuhle mehrgeschossige Holz- seltener Steintürme. Solche Bauten wurden Turmhügelburgen genannt.
Nach Form und Lage gehört die Räuberkuhle in einen frühen Abschnitt dieses Burgentyps und kann als befestigter Adelssitz angesehen werden. Die Namen „Gosebek“ (für das Flüsschen Aalbek) und Goosnest (für das Waldgebiet bis zur Ortschaft Häven) deuten auf die „Räuberkuhle“ als 1255 urkundlich erwähnte Burg „Gosevelde“ hin.“
Die Turmhügelburg, auch Motte genannt, gehörte seinerzeit dem Rittergeschlecht von Buchwaldt.
Als ich da so alleine stehe, bilde ich mir ein, etwas Mystisches zu verspüren. Das Licht fällt durch die Bäume und eine Baumwurzel sieht dermaßen bizarr aus, dass ich den Fotoapparat zücke.
Auf dem Hügel sind Zweige zu einem Kreis zusammengelegt.... Der Wind rauscht in den Bäumen, steil fällt der Hügel ab und endet in einem moorigen schwarzen Etwas. In der Ferne ist das ununterbrochene Kreischen, Zwitschern und Krakeelen der Vögel aus dem Niendorfer Vogelpark zu hören.
Es knackt im Gehölz, zu sehen ist nichts…. Heute habe ich meinen Mut wohl zu Hause gelassen… Nur ein Erdhaufen… ? Wer weiß, welcher Ritter hier sein Leben lassen musste…? Ich gehe dann mal lieber weiter…[verkleinern]