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Carinhall – ein Name, ein Ort wo es ewig Altgestrigen und Neugestrigen samt Gefolge vermutlich im rechten Arm zucken wird.
Carinhall nannte der Nazi-Hauptkriegsverbrecher und vormalige Reichsmarschall Hermann Göring (1893-1946 Selbstmord) seinen pompösen Landsitz in der Schorfheide 45 km nördlich von Berlin.
Nach der Machtübernahme der NSDAP ließ Göring ab 1933 auf der Landenge zwischen Großdöllner See (bzw. „Großer Döllnsee“) und Wuckersee von den Architekten Werner March (1894-1976) und... weiterlesen Friedrich Hetzelt (1903-1986) seinen repräsentativen Landsitz errichten, den er nach seiner von ihm abgöttisch geliebten 1. Ehefrau Carin (1888-1931 / geborene Freiin v. Fock, geschiedene Freifrau v. Kantzow) benannte.
Hier hielt der Reichsmarschall, preußische Ministerpräsident, Reichsforst- und Reichsjägermeister (um einige seiner Titel zu nennen) inmitten geraubter Kunstschätze Hof und empfing ua. Adolf Hitler (1889-1945 Selbstmord) und Benito Mussolini (1893-1945 hingerichtet).
Spätestens, als in der Ferne die sowjetische Artillerie zu hören war, wurde dem übergewichtigen und drogenabhängigen Göring klar, dass die Sache mit dem Großdeutschen Reich furchtbar schiefgegangen war. Er ließ seine Kunstschätze Richtung Bayern und Österreich evakuieren und verließ am 20.4.1945 Carinhall für immer.
Auf seinen Befehl packte ein Luftwaffenkommando die Gebäude voll Fliegerbomben und jagte das ganze Anwesen vor der anrückenden Roten Armee in die Luft.
Was heute ein frei zugängliches Waldgebiet ist, war zu Görings Zeiten ein hermetisch abgeriegeltes und gesichertes Areal. Die Zufahrt befand sich im Osten durch eine große und repräsentative Toranlage ca. 1 km vor Carinhall. Wer nach Carinhall hineinwollte, musste durch die Toranlage hindurch.
Als Göring seine Hütte sprengen ließ, blieb die Toranlage verschont.
Heute stehen noch 2 riesige, meterhohe Postenhäuser aus von NS-Baumeistern bevorzugtem Muschelkalk rechts und links der Straße, ein Stück Mauer und im Vorfeld, ebenfalls zu beiden Seiten der Straße, die beiden ehemaligen Unterkunftshäuser der Wachmannschaften.
Diese Häuser werden heute privat für Wohnzwecke genutzt und sind nicht zugänglich.
Die Postenhäuser stehen zwar auf dem Privatgrund, grenzen aber an den Zaun und so kann man von 2 Seiten einen Blick hineinwerfen.
An der nach Osten zugewandten Fassade der Postenhäuser sind noch die Wappenkartuschen erkennbar: in den Wappenschildern 2 gekreuzte Marschallstäbe und darunter ein dreiblättriger Eichenlaubzweig.
Die Marschallstäbe symbolisieren den militärischen Rang von Göring: seit 1938 war er Generalfeldmarschall der Luftwaffe und seit 1940 Reichsmarschall (höchster je verliehener militärischer Dienstgrad in Deutschland).
An der Mauer am südlichen Torhaus kann man wegen der Verwitterung sehr schön den Aufbau der Mauer sehen. Die mehrere Meter hohe Mauer bestand aus Ziegelsteinen und war außen mit gespalteten Feldsteinen verkleidet.
Heute steht die Toranlage mit den ehemaligen Unterkunftshäusern und der Allee auf der Denkmalliste des Landes Brandenburg.
Man erreicht die Toranlage von Westen ab Klein Dölln / Prenzlauer Straße (L170) über den unbefestigten Fahrweg „Wucker“ oder von Osten über Nebenstraßen von Friedrichswalde / Joachimsthal.
Vereinzelt findet man große Steine als Wegweiser, wo verschiedene Orte mit Entfernungsangaben verzeichnet sind. Zeitgenossen aus der linken radikalen Szene mit dem Irrglauben, man könnte Geschichte tilgen in dem Namen von Orten und Personen auslöscht, haben versucht auf diesen Steinen den Namen „Carinhall“ auszukratzen oder zu übermalen – mit mäßigem Erfolg.
Carinhall ist nun mal ein real existierender Ort der, wenn auch unrühmlichen, jüngeren deutschen Geschichte und nicht ein fiktives Atlantis oder Vineta.
Auch an einen solchen Ort sollte man erinnern, ohne ihn zum Wallfahrtsort zu machen.
Wenn man die landschaftlich reizvolle Gegend an Wuckersee und Großem Döllnsee besucht, kann man natürlich auch die Toranlage von Carinhall in den Ausflug mit einbeziehen.
Informationen vor Ort gibt es nicht.[verkleinern]
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