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Am citynahen Riveufer in Halle erwartet uns die Liberté. Knuffig sieht sie aus und keck reckt sie uns ihren hohen Steven entgegen. Obwohl wir etwas früh dran sind, werden wir herzlich empfangen, unser Gepäck wird in die gemütliche und praktisch ausgestattete Kabine gebracht und wir erhalten einige wenige Hinweise auf technische Besonderheiten des Schiffes. Während wir auf die weiteren Gäste warten, werden wir schon umsorgt und beobachten, wie geduldig und nett die Besatzung des charismatischen... weiterlesen Schiffes die interessierten Fragen der Passanten beantwortet.
Diese Besatzung sind auf dieser Fahrt im April 2012:
der Kapitän und Miteigentümer des Schiffes Thomas Magner, der als Wahl-Dresdner die Elbe und ihre Nebenflüsse wie seine Tasche kennt. Dem schweifenden Blick des stets auf Sicherheit bedachten Perfektionisten, der seine kleine Mannschaft mit dezenten Hinweisen dirigiert, entgeht nichts,
der Mann für Alles „Matscha“, ebenfalls Patentinhaber, dessen persönliche Ambitionen in dem Marokko-Reisebuch „Vom Suchen und Finden der Liebe“ Niederschlag gefunden haben, und der von seiner Freundin und - nach allseitiger Zustimmung und zur allgemeinen Freude - deren kleinem Hund begleitet wird,
und der Decksmann/Koch/Steward Andy, dessen Wunderwerke beim Zubereiten und Anrichten des mittäglichen 3-Gänge-Menus ebenso begeistern, wie die täglich wechselnde aufwändige Tischdekoration. Frische ist sein Motto und dazu zieht er Kräuter in seitlich des Ruderhauses stehenden Blumenkästen.
Mit 12 Passagieren ist das Schiff ausgebucht, und als alle an Bord sind geht es los, die Saale abwärts und dann die Elbe hinauf bis Bad Schandau. Langsamkeit ist Reiseprinzip, und so haben wir Gelegenheit zu purem Naturgenuss, sehen über die Wiesen stakende Störche, hoch in den Bäumen brütende Reiher, darüber kreisende Milane und an der Elbe auch Seeadler. Am Ufer stehen Rehe, Füchse, Schaf- und Rinderherden, Fische springen und das Froschkonzert ist beachtlich. Als frühmorgens ein Biber gesichtet wurde, waren wir leider noch nicht an Deck.
Gefahren wird morgens bis nachmittags. Es gibt zwar einen Reiseplan, aber der wird gerne mal verändert, so wie vieles im Rhythmus an Bord individuell mit den Gästen abgestimmt wird. Das kann auch mal schiefgehen, wenn lange kein Platz zum Anlegen gefunden wird. Aber dann schmeißt Andy auf dem Achterdeck den Grill an, und statt der vereinbarten Halbpension gibt es Vollversorgung in Partystimmung. Die nur kleine Zahl der Passagiere macht eine familiäre Stimmung möglich, in die die Besatzung integriert ist, ohne die gebotene Distanz zu unterschreiten.
Ein bisschen erstaunt, dass sich so viele Orte nicht auf diese Art von Tourismus eingerichtet haben. Geeignete Kaianlagen sind gerade an den Fährstellen vorhanden aber gesperrt, vorhandene Anleger nicht oder schlecht zugänglich. Trotzdem sehen wir vieles bei unseren Wanderungen
- durch die schönen Ecken Halles, dessen Fußgängerzone leider von den grell-farbenen Dekorationen der vielen Telefonläden dominiert wird,
- durch die alte Schifffahrts- und Mühlenstadt Alsleben, die auf uns wirkte, als habe sie nach der Wende etwas den Anschluss verloren,
- durch das belebte und attraktive Bernburg,
- durch den hübschen Hafenort Aken,
- durch die Touristenmagneten Lutherstadt Wittenberg, Torgau, Meißen und Bad Schandau sowie die Gärten von Schloss Pillnitz
- und zum Schluss durch das wunderschöne Dresden.
Die nächtliche Ruhe, für die selbst die Generatoren abgeschaltet werden, half uns dann, die Strapazen des guten Lebens und der vielen Eindrücke zu überwinden.
Ein schönes Schiff mit ganz eigener Ausstrahlung und Kabinen (alle mit Dusche/WC), die an Seefahrt und nicht an ein Hotel erinnern,
sehr nette Leute,
viel gehört und gesehen und anhand der großen Bordbibliothek vertieft,
ein toller Reisegenuss - vielen lieben Dank, die nächste Reise ist schon gebucht.
Informationen über das Schiff und weitere Impressionen findet man im zum Platz verzeichneten Internetauftritt der Reederei. Gebucht wird über das Bordtelefon, am besten wenn sich das Schiff auf deutschen Wasserstraßen befindet (ein Reiseplan ist im Internetauftritt).
Über eine Reise mit diesem Schiff berichtet ein Film, der immer mal wieder in den 3. Fernsehprogrammen läuft. Die Reisegruppe war bei uns jünger und homogener und es wurde an Bord nicht geraucht.
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Update:
Wir waren abermals an Bord. Mit der Liberté sind wir im Juli 2014 von Berlin nach Schwerin gereist, über Spree und Havel, die Müritz-Havel- und die Müritz-Elde-Wasserstraße und den Störkanal.
Im Juli 2016 ging es dann über die Elbe, den Elbeseitenkanal, den Mittellandkanal und die Weser von Hamburg nach Bremen.
Im Mai 2018 war eine Fahrt von Berlin nach Stettin und zurück dran, mit Highlights wie dem alten Schiffshebewerk Niederfinow und einer Passage des nördlichen Verlaufs des uralten Finowkanals - grandios und eine Meisterleistung des Schiffsführers!
Der Schiffer war immer derselbe, die Crew eine andere, und sie taten alles, um uns eine schöne Tour zu bereiten. Unsere Mitreisenden waren ausgesprochen fröhlich und interessant, wir haben immer viel gelacht und gelernt, sind entschleunigt worden und haben uns gut erholt.
Ganz lieben Dank an alle.[verkleinern]
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