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Der WESER KURIER brachte mich zu dem Findling, denn er schrieb am 21.08.2014
„Sagenhaft: Der krumme Schneider erinnert am Rande von Ristedt an einen raffgierigen Nimmersatt Als Petrus’ Zorn die Erde traf
Eigentlich ist er nur ein trister Granitstein, trotzdem fasziniert der Findling, der am Rande der Syker Ortschaft Ristedt steht, Schulkinder, Erwachsene und Senioren seit Jahrzehnten gleichermaßen. Grund für die anhaltende Popularität, die auch über die Grenzen der Ortschaft hinweg reicht,... weiterlesen sind zwei Sagen, die sich um die Entstehung des Naturdenkmals ranken. Die Ristedterin Renate Brüning kennt die Geschichte des krummen Schneiders seit ihrer Grundschulzeit.
Von Merle Heusmann
Eigentlich ist er nur ein trister Granitstein, trotzdem fasziniert der Findling, der am Rande der Syker Ortschaft Ristedt steht, Schulkinder, Erwachsene und Senioren seit Jahrzehnten gleichermaßen. Grund für die anhaltende Popularität, die auch über die Grenzen der Ortschaft hinweg reicht, sind zwei Sagen, die sich um die Entstehung des Naturdenkmals ranken. Die Ristedterin Renate Brüning kennt die Geschichte des krummen Schneiders seit ihrer Grundschulzeit.
Einen Meter und 30 Zentimeter ragt er am Rande der Syker Ortschaft Ristedt aus der Erde. Umgeben von zahlreichen Bäumen und Büschen und einem kleinen gepflasterten Pfad, lädt er Besucher mit Bänken zum Verweilen ein, bietet Spaziergängern ein idyllisches Plätzchen inmitten der Natur. Er – das ist der krumme Schneider zu Ristedt, ein Findling, um den sich seit den 1920er-Jahren gleich zwei Sagen ranken. Welche, das erfahren Besucher des Naturdenkmals vor Ort. Dort geben zwei große Informationstafeln die Sagen auf Platt- und Hochdeutsch wieder. Und die haben eines gemein: In beiden Märchen wird ein Ristedter Schneiderlein von einer höheren Macht in einen Stein verwandelt.
„Damals stand der krumme Schneider noch ganz allein in der Landschaft “, erinnert sich die Ur-Ristedterin Renate Brüning an ihre Kindheit in der Syker Ortschaft. Trotzdem habe der Findling den Grundschulen der Umgebung schon damals als Ausflugsziel gedient. In den 1980er- oder 1990er-Jahren sei der Platz rund um den Stein dann so hergerichtet worden, wie er heute noch vorgefunden werden kann.
Mehrmals im Jahr kümmern sich die ehrenamtlichen Mitstreiter des Vereins Erlebnis Ristedt um die Pflege des Naturdenkmals. „Das macht schon viel Arbeit“, betont Renate Brüning, die Mitglied des Vereins ist. Doch es ist eine Arbeit, die sich zu lohnen scheint. „Viele Gästeführungen machen hier Station“, berichtet Renate Brüning. Der Hauptgrund: Die beiden Sagen verleihen dem Stein einen ganz besonderen Charme.
Die eine Sage, im Jahr 1920 publiziert, hätten die Lehrer damals schon in der Grundschule erzählt, sagt Brüning. Auch bei ihr zuhause kannte jeder die Sage. „Es ist eine Warnung an jeden Nimmersatt auf Erden“, sagt Renate Brüning mit einem Schmunzeln.
Der Sage nach, suchten Kasper, Melchior und Balthasar – die Heiligen Drei Könige – auf ihrer Reise ins Morgenland einen Schneider in Ristedt auf. Den baten sie, ihre zerschlissenen Kleider auszubessern. Nach getaner Arbeit gewährten die drei zufriedenen Weisen dem Schneider drei Wünsche, warnten ihn jedoch, nicht zu vergessen, sich das Himmelreich zu wünschen. Der Schneider verlangte daraufhin erst einmal nach einen prächtigen Haus. Lange stellte ihn der neue Lebensstandard jedoch nicht zufrieden. Er wollte mehr, wollte leben wie ein König im eigenen Schloss. So wurde auch dieser Wunsch dem Schneider erfüllt. Als der sich eines Tages an die Warnung der drei Weisen erinnerte, hatte er eine Idee. Wenn er selbst der liebe Gott wäre, müsste er sich das Himmelreich gar nicht erst wünschen – so sein Gedanke. Kaum hatte er diesen jedoch gedacht, verwandelte ein Blitz den einstigen Schneider in einen großen krummen Stein.
An dem kommt Renate Brüning mit ihrem Hund Fritz heute mehrmals täglich vorbei. „Trotzdem schaue ich ihn mir immer noch gerne an“, gesteht sie. Die Sage mit den drei Weisen gefalle ihr besser als die neuere Überlieferung, auf die sie damals in einem Mitteilungsblatt des Diepholzer Heimatbundes gestoßen sei, sagt sie. Hoch moralisch seien sie jedoch beide, so Renate Brüning.
Die zweite Sage veröffentlichte der Volksschullehrer Hermann Pfalzgraf im Jahr 1922 im Heimatblatt „Unsere Heimat“. Auch darin fungiert das Ristedter Schneiderlein als Protagonist. In der plattdeutschen Überlieferung heißt es, Petrus’ zorniger Blitz habe den Schneider getroffen, weil dieser ihn betrügen wollte. Von dem blauen Himmelstuch, das für einen Mantel bestimmt war, hatte der Schneider heimlich etwas für sich selbst abgeschnitten.
Weit weniger mystisch als die beiden Sagen ist die Funktion, die dem krummen Findling Anfang des 20. Jahrhunderts zukam. Im Kultur- und Naturreiseführer für Syke und seine Ortsteile „Unterwegs...in Syke mit Gaby Ullrich und Hermann Greve“ heißt es: Um 1930 hätten ältere Dorfbewohner berichtet, der „krumme Snieder“ habe ursprünglich als Pfosten für ein Feldtor gedient.
Renate Brüning freut sich, das man dem krummen Schneider heute mehr Bedeutung zumisst und hofft darauf, dass die Sagen auch in Zukunft fleißig weitergetragen werden. Am besten auch zu den Kindern, die heute die Grundschulbänke drücken.“
Von Merle Heusmann
Ich finde es toll, wenn man dieses Naturdenkmal so schön präsentiert und pflegt, und den Stein kann man auch ohne Maske oder ANDEREN 2G+ Verordnungen besuchen. Die Bank dort lädt zum Picknick ein.[verkleinern]
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