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Wenige Kilometer südlich der Autobahn A2 westlich von Magdeburg in Sachsen-Anhalt liegt das Dorf Sommerschenburg. Nach den Kriegen gegen Napoleon war es Herrensitz des preußischen Generalfeldmarschalls Neidhardt von Gneisenau. Das Schloß kam nach der Wiedervereinigung in Privatbesitz und ist heute der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Neben dem Gemeindefriedhof zwischen Sommerschenburg und Sommersdorf befindet sich das Denkmal und das Mausoleum für Gneisenau. Zu DDR-Zeiten war die Anlage wohl... weiterlesen nicht zugänglich, da die Staatsgrenze nur etwa 2000 m entfernt verlief und die ganze Gegend vermutlich als Grenzgebiet Sperrgebiet war.
Ein paar biographische Fakten zu Gneisenau:
Am 27.10.1760 in Schildau geboren, trat er zunächst ins österreichische Heer ein, nahm auf britischer Seite in einem Regiment des Markgrafen v. Ansbach am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg teil und trat 1786 nach seiner Rückkehr nach Europa in preußische Dienste. In der Schlacht bei Jena und Auerstedt, der verheerenden Niederlage Preußens gegen Napoleon, wurde er verwundet.
Berühmt wurde Gneisenau 1807 als neuernannter Festungskommandant der preußisch-pommerschen Hafen- und Festungsstadt Kolberg (heute Kolobrzeg / Polen), wo er zusammen mit mit Bürgermeister Joachim Nettelbeck die Verteidigung der Stadt mit preußischen Truppen und Kolberger Bürgern gegen Napoleons Armee organisierte und die Stadt bis zum Tilsiter Frieden halten konnte.
Anschließend organisierte er mit preußischen Militärs (Scharnhorst, Clausewitz) und Politikern (Stein, Hardenberg) die preußische Heeresreform, schied 1809 aus dem aktiven Heeresdienst aus, ua. weil er von konservativen Kreisen am preußischen Hof ständigen Anfeindungen ausgesetzt war. Er betätigte sich in verschiedenen Missionen, die ihn nach Rußland und Großbritannien führten.
Nach der Kriegserklärung Preußen‘s an Frankreich 1813 wurde Gneisenau als Generalmajor wieder in das preußische Heer aufgenommen und stellvertretender Stabschef bei Blüchers Schlesischer Armee. Nach der Verwundung Scharnhorst’s und dessen Tod 1813 wurde Gneisenau Generalstabschef bei Blücher, nahm ua. an der Völkerschlacht bei Leipzig und an der Schlacht bei Waterloo teil. Da er als Reformer bei Hof in Misskredit stand, blieb ihm ein eigenes Kommando versagt.
1814 wurde Gneisenau zum Grafen erhoben, 1818 zum Gouverneur von Berlin berufen und 1825 zum preußischen Generalfeldmarschall ernannt. Für seine Verdienste erhielt er vom König das Gut Sommerschenburg (heute Sachsen-Anhalt) geschenkt.
Während des Polnischen Aufstands gegen Rußland 1830 in Russisch-Polen erhielt Gneisenau dann schließlich sein erstes Truppenkommando über die preußischen Korps an der preußisch-russischen Grenze, die gegebenenfalls den Russen Waffenhilfe leisten sollten (wozu es aber nicht kam). Am 23.8.1831 starb Gneisenau in Posen (heute Poznan / Polen) an den Folgen der aus Rußland eingeschleppten Cholera-Epidemie und wurde zunächst auf einer Bastion der Festung Posen beigesetzt. Der Umbau der Festung machte 1832 eine Umbettung Gneisenau’s nötig. Für 9 Jahre wurde der Sarg in der Gruft der Kirche zu Wormsdorf (Sachsen-Anhalt) aufgestellt.
Auf Veranlassung von König Friedrich Wilhelm III. wurde schließlich eine würdige Grabanlage für Gneisenau in Auftrag gegeben. Grabanlage und Mausoleum in Sommerschenburg, dem Wohnsitz Gneisenaus in den letzten Jahren, plante Karl Friedrich Schinkel, das Denkmal wurde bei Christian Daniel Rauch in Auftrag gegeben. Die Fertigstellung der Anlage verzögerte sich, da ein erster Carrara-Marmorblock für das Denkmal mit dem Transportschiff in der Biskaya unterging. Eine weitere Verzögerung trat 1840 durch den Tod von Friedrich Wilhelm III. ein.
Erst am 25. Jahrestag der Schlacht bei Waterloo am 18.6.1841 fand im Beisein des neuen Königs Friedrich Wilhelm IV., des königlichen Hauses, des preußischen Hofes und des preußischen Militärs die feierliche Einweihung der Anlage in Sommerschenburg statt. Die Gesamtanlage war eine Stiftung des Königs und des preußischen Offizierscorps. Gneisenau ruht in einem Bronzesarkophag in der Gruft unter dem Mausoleum, zusammen mit weiteren Mitgliedern der Familie v. Gneisenau.
So richtig seine letzte Ruhe hat Gneisenau in Sommerschenburg nicht gefunden. Wer glaubt, nur die armen Ägypter plündern die Gräber ihrer pharanonischen Vorfahren, der irrt. Vermutlich nach der Wende wurde in das Mausoleum eingebrochen, der Sarkophag gewaltsam geöffnet und der Eichensarg teilweise zerstört. Degen, Feldbinde und Orden wurden gestohlen, die Gebeine zerstreut und im Mausoleum scheinbar eine wilde Party gefeiert. Man fand Zigaretten- und Flaschenreste, als man das Mausoleum 2010 für Restaurierungsarbeiten öffnete. Außerdem sind durch einen bei diesem Einbruch verursachten Schwelbrand Teile des Holzsargs verkohlt und einige Gebeine verbrannt.
Zu seinem 250. Geburtstag konnten mit Hilfe der Stiftung Preußisches Kulturerbe und der Kurt-Lange-Stiftung der Bronzesarkophag restauriert, die verbliebenen Gebeine Gneisenau‘s in einen Zinksarg und dann in den gleichfalls restaurierten Eichensarg neu eingebettet werden.
Das Mausoleum ist für die Öffentlichkeit scheinbar nicht zugänglich. Jedenfalls war alles verschlossen und es fand sich auch kein Hinweis auf Öffnungszeiten.
Vor dem Mausoleum in Form eines griechischen Tempelchens steht das Rauch-Denkmal Gneisenau’s in Feldherrenpose. Das Marmordenkmal wird flankiert von 2 preußischen Mörsern von 1838. Zwei ebenfalls dort aufgestellte französische bronzene Beutekanonen von 1870/71 (ein Geschenk von Kaiser Wilhelm I.) wurden im 2. Weltkrieg von den Nazis eingeschmolzen. Das Areal vor dem Denkmal ist als schlicht im Stil eines kleinen Parks gehalten.
Parken kann man am Straßenrand neben dem Gemeindefriedhof. Am Eingang zur Denkmalanlage informiert eine Tafel ausführlich über Gneisenau, das Denkmal und das Mausoleum.[verkleinern]
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