Schon einmal habe ich vor der Tür zum Bananenmuseum gestanden, aber mich nicht hineingetraut. Das Chaos… oder ist es die geniale Ordnung, die mich irritiert(e) …
Ja, liebe Leser/Innen, ihr lest richtig: ich habe mich nicht hineingetraut, in das Museum…
Aber jetzt; es muss sein, die Neugier überwiegt!
Es ist 11.30 Uhr, das Museum hat (eigentlich) seit einer halben Stunde geöffnet, als ich den Türdrücker der eisernen Pforten hinunter drücke, in der Erwartung, durch die Tür das Grundstück... weiterlesen mit dem Einfamilienhaus samt Museum betreten zu können. Hinter der Tür steht ein älterer Herr mit grauen Haaren, grauem Bart und einer schmutzigen blauen Latzhose und kariertem Flanell-Hemd. Er „sortiert“ Flohmarktartikel.
Kaum habe ich den Türdrücker berührt, kommt eine Bulldogge angesaust und bellt, dass mir die Ohren scheppern. Der Herr sieht mich an, fragt, ob ich hinein möchte.
„Ähh, ja, ich wollte eigentlich das Museum besichtigen.“
Nun erwarte ich, dass er den Hund beruhigt und mich hineinlässt. Dem ist aber nicht so. Durch das Eisengitter erhalte ich einen Vortrag über die Psyche eines Hundes und die der Menschen im Allgemeinen, ein bisschen schulmeisterhaft, aber mit einem Augenzwinkern werde ich „aufgeklärt“ über Hundebellen und menschliches Unverständnis.
Ich glaube, mein Gesichtsausdruck hat in dem Moment jeden Ansatz von Intelligenz vermissen lassen!
Er redet und redet und … ach, ja, ich wolle ja das Museum besichtigen. Ob er den Hund denn wegbringen soll ?
„Ja, bitte, das wäre sehr nett.“
Ich stehe vor dem Tor und warte.
Er kommt zurück, schließt die Tür auf, schleust mich auf dem ca. 50 cm schmalen Pfad durch Berge von Flohmarktartikeln hindurch.
Ich zücke mein Portemonnaie, möchte den Eintritt bezahlen, aber er wehrt mit den Worten ab, er und seine Frau hätten Arbeitsteilung und seine Frau wäre für die Kasse zuständig, der Hund fürs Bellen und er für den Rest.
Ah, ja!
Er deutet auf den Kellerabgang des Einfamilienhauses, dort unten sei das Museum.
Ich wende mich dem Kellerabgang zu.
„Nicht so schnell“, ertönt es hinter mir, „meine Frau muss erst die Sicherung reindrehen“.
Ich warte und während ich mich frage, ob der Museumsbesuch die richtige Entscheidung für die Vormittagsgestaltung ist, setzt der Museumsdirektor namens Bernhard Stellmacher zu einem Monolog über bildungsresistente Schüler, marode Schulen, ein chaotisches Schulsystem – und Joseph Beuys an. Joseph Beuys habe mal gesagt: „wer nicht denken will, fliegt raus!“ Was habe er damit gemeint? Ob ich denken könne…
Ich versuche mein Bestes, mir das Konterfei von Joseph Beuys in Erinnerung zu rufen, versuche die aussagekräftigen Worte zu analysieren. Ich stammele etwas von Gesellschaft, kreativem Denken, Sozialverhalten, ähhh….
Glücklicherweise kommt die Gattin des Museumsdirektors in diesem Moment die Kellertreppe hoch, nimmt die 2 € entgegen, gibt mir eine Eintrittskarte.
Vor dem Kellerabgang hängt eine dicke Schnur, auf der u.a. schwere Marmorröhren und eine große Glaskugel aufgereiht sind.
Ich erwarte, dass die hüfthohe Sperre abgehängt wird…. Mitnichten! Ich erhalte einen Vortrag, warum ich unter der Schnur hindurchzukriechen habe – das wäre eine ideale Rückenmassage und Entspannung… Ich könne auch gern ein paar Mal hin- und herkriechen…
Mir wird mulmig. Ich bin ganz allein mit dem Museumsdirektor und seiner Frau …
Ich krieche unter Marmorsteinen und Glaskugel hindurch, allerdings ohne mich massieren zu lassen, gehe die Treppe hinunter, schaue die Treppe hinauf und gehe weiter.
Dann betrete ich das Museum im Keller des Hauses. Interessant, alles hier ist interessant, gediegen, einmalig liebevoll zusammengetragen und ausgestellt Wie mag er nur auf die Idee gekommen sein, ein Bananenmuseum zu errichten? Die Antwort bekomme ich beim Hinausgehen: Die Banane ist das Lächeln der Natur!
Als ich ihn frage, ob er die Flohmarktartikel auch hier, vor Ort verkauft, bejaht er.
„ Dann hätte ich gern diese Mangrovenwurzel. Was soll sie denn kosten? Die kann ich gut als Deko für meinen Garten gebrauchen.“
Ob ich denn wisse, wie das Wörtchen brauchen richtig gebraucht wird.
Ja, weiß ich:. „Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen überhaupt nicht zu gebrauchen.“
Er freut sich: ich kann denken, bin in der Schule nicht bildungsresistent gewesen. Ich bekomme die Mangrovenwurzel geschenkt!
Danke!
Fazit:
Ich wage zu behaupten, dass dieses Bananenmuseum samt Museumsdirektor einmalig ist, auf der ganzen Welt – und unbedingt sehenswert! Die freundliche Exzentrik des Museumsdirektors, das für einen Außenstehenden als grotesk anmutende Chaos auf dem Grundstück, das der Museumsdirektor als „Künstler-Haushalt“ bezeichnet, aber auch die unermüdliche Bananenmotiv-Sammelleidenschaft haben einfach 5 Sterne verdient![verkleinern]