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Als Kind war ich viel hier, bei den Großeltern und ich erlebte das Leben in diesem kleinen Fischerdorf, von der kindlichen und unbeschwerten Seite. Das Wasser wurde von der Pumpe im Hof geholt und das Klo, war draußen, weit hinter dem Haus. Heute undenkbar, aber uns als Kinder, machte es damals nichts aus.
Viele alte Leute wohnten früher in der Nachbarschaft und wir als Kinder, waren immer ganz still und lauschten, wenn sie anfingen uns die Geschichten von "Früher" zu erzählen. Vor dem Haus... weiterlesen saßen dann oft mehrere alte Damen die auf Plattdeutsch redeten und wir verstanden natürlich jedes Wort, denn mit dieser Sprache wurden wir groß. Meine Großmutter saß abends auch oft dabei. Sie saß am Spinnrad und sponn die Wolle der in der Nachbarschaft geschorenen Schafe, um daraus dann auch noch Socken und anderes zu stricken. Aber nun zurück zu Seedorf, den Ort meiner unbeschwerten Kindheit ...
Seedorf war einst ein wunderschönes kleines und verträumtes Dorf der Fischer und Schiffbauer. Jetzt feierte es bereits seinen 200.Geburtstag. Fischer gibt es heute nur noch wenige. Das alte Werftgebäude und das Sägewerk am Hafen, sind längst weg und heute ist dort eine moderne Marina mit Liegeplätzen für Segelyachten. Seedorf liegt westlich des Ufers der Lanckener Bek, die den Neuensiener See, mit der Having als Bodden und Teil der Ostsee verbindet.
Zu DDR-Zeiten gab es hier einen Fischbetrieb und ein Sägewerk. Dann natürlich die Fischer, die ihre Arbeit fast alle von ihrem eigenen Grundstück begannen. Fast jeder hatte einen eigenen Bootssteg. Die Fischer waren zu DDR-Zeiten so richtig gutgestellte Leute. Klingt sicher blöd, aber viele von ihnen, hielten sich für etwas Besseres. Auch hatten sie viele Vorzüge. Natürlich nicht offiziell, aber jeder bekam mit, das die Fischer zum Beispiel, mit ihrem Hausbau schneller voran kamen, weil sie mit ihrem teuren Fisch unter der Hand, an mehr Baumaterialien heran kamen, wie ein einfacher Arbeiter. Nach der Wende ging die Fischerei fast ganz zurück, nur noch vereinzelte Fischer blieben ihrem Job treu und fischen noch heute. Und heute, sind die Fischer nichts Besseres mehr ....
Seedorf selbst, veränderte sich. Das Sägewerk wurde abgerissen, der Fischbetrieb des VEB ist längst geschlossen, zerfiel und wurde dann ebenfalls abgerissen. Überall entstanden nach und nach Ferienwohnungen und Ferienhäuser, der Tourismus hielt Einzug und Seedorf verlor nun schon fast den Charme des alten verträumten und wunderschönen Fischerdorfes. Nur ein einziges Haus zeugt noch von der Schönheit schlichter Eleganz, zeigt die Verträumtheit und Harmonie, wie sie früher war. Hier sieht es aus, es sei die Zeit stehen geblieben. Du wirst das Foto finden, wenn du das Album durchblätterst.
Eine alte Holzbrücke, die nur für Fußgänger zugelassen ist, führt ans andere Ufer und eröffnet den Weg nach Preetz und Lancken-Granitz. Früher war sie mit Fahrzeugen befahrbar und war so eine Abkürzung, für die Leute die auf der anderen Seite, auf dem "Sandort" wohnten.
Und den Seglerhafen, den gab es auch schon immer. Zwar nicht in der modernen kompakten Form wie heute, aber auch damals schon gab es Leute die mit Segelboten einfacherer Art, ihren Urlaub genau hier verbrachten. In Erinnerung ist mir noch immer ein kleinen Boot gebieben, auf dem jeden Morgen ein junger Mann mit der Trompete, das Lied des kleinen Trompeters spielte. Jetzt, wo ich mich daran erinnere, summe ich das Lied vor mich hin und es überkommt mich wieder die unbeschwerte Zeit und die Freiheit, die wir als Kinder bei den Großeltern, als das größte Glück empfanden.
Der Fischhandel ist jedoch immer in Seedorf geblieben und so kann man fast täglich Frisch- und Räucherfisch am Hafen genießen.
Welche Art Häuser hier in Seedorf sind, könnt ihr sehen, wenn ihr euch das Fotoalbum anseht. Ich habe euch wieder viele Bilder mitgebracht. Und irgendwie ist es für mich, wenn ich durch Seedorf schlendere, als wenn ich in Kindheitserinnerungen wandle, denn hier habe ich, wie anfangs schon erwänt, einen Großteil meiner Kindheit, bei den besten Großeltern der Welt, verbracht.[verkleinern]
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