In der Zeit des Absolutismus war Frankreich mit seinem Hof in Versaille der "Maß" aller Dinge, dem jeder Fürst nacheinferte. Das teuerste war nur gut genug, auch wenn man es sich mitunter gar nicht leisten könnte. Heute ist aber keine der architektonischen Kostbarkeiten in Schwetzigen an der Reihe, sondern ein Gemüse, das (wie so vieles) nicht jeder mag. Man kann darüber unterschiedlicher Ansicht sein, doch dem ganzen wurde vor dem Schloss (indirekt) ein Denkmal gesetzt, auf das ich nun mein... weiterlesen
Augenmerk setzen möchte. Es ist mir bereits vor Jahrzehnten aufgefallen, als ich (noch während meiner Ausbildung) in der Mitte der 90-er Jahre die Stadt erstmals besucht habe. Da konnte noch keine Rede von euer "Kulturbeauftragten" sein, auch wenn ich schon damals mich dafür interessiert habe.
Wenn man Begriffe hört wie "Königsgemüse" oder "weißes Gold", dann kann man sich vorstellen, dass dies einst nur den hohen Kreisen vorbehalten war. Kein Vergleich zu heute, auch wenn es weiterhin mit Mühsamer Arbeit verbunden ist. An diese haben die Herrscher vor 350 Jahren sicherlich nicht gedacht. So weit reicht der Anbau in der Umgebung von Schwetzigen zurück.
Mit viel LIebe zum Detail schuf der Speyerer Bildhauer Franz W. Müller-Steinfurth diese Gruppe, die seit 1990 auf dem Schlossvorplatz zu finden ist. So wie ich auf der HP des Künstlers gesehen habe, ist dieses Werk eher eine Ausnahme bei seinen Arbeiten. Das liegt daran, dass die anderen nicht Gegenständlicher Art sind, im Vergleich zu diesem.
Zu sehen ist ein (typischer) Marktstand, wie in nicht nur in dieser Spargelanbauregion vorfinden kann auf dem die Ware verkauft wird. Wie ich einem Faltblatt des Fremdenverkehrs über die Kunst im öffentlichem Raum entnommen habe, handelt es sich hierbei um eine Auftragsarbeit. Diese wurde auf Veranlassung vom Ehrensenator Herbert Prechtel gefertigt. Der Stifter selbst bestimmte, dass es an eine mögliche Situation vor Ort erinnern soll. In diesem Fall kann man eine Verkäuferin, eine Kundin (wie man sieht ein kleines Mädchen), sowie die Ware auf einem Tisch dazwischen.
Wie man es allgemein kennt, sind die Spargelstangen nach den gängigen Güteklassen sortiert: von klein und dünn, über die krummen bis zu den teuren, die scheinbar griffbereit neben der Hand der Frau angehäuft wurden. Im Vergleich zu der Realität fehlen nur noch die Preisschilder, auf die (ggf. bewußt) verzichtet wurde.
Zu den vorher erwähnten Datails, die auf dem Stand angebracht worden sind, gehört eine Kelle, mit der die Erde nach dem Ernten dann wieder glatt gedrückt wird. Einen Stecher (oder wie das Werkzeug auch sonst heißt) wird man auf einem Markt vergeblich suchen, doch das alles ist ein Verweis auf das Gemüse selbst und die Region in der es angebaut und geerntet wird. Diese eben erwähnten Teile wurden in eine Ecke der Verkaufsfläche abgelegt. Eine Tafel weist auch auf den bereits erwähnten Hintergrund der Aufstellung vervollständigt.
Wenn man sich den Kontrast der beiden Figuren anschaut, sieht man eine gebückte Verkäuferin über den Spargelstangen und das Mädchen, das (scheinbar ungeduldig) auf die Bedienung wartet. Mit einem Finger weist sie auf die Güte hin, die sie haben möchte. Mit der anderen Hand hält sie ihr Körbchen, das sie neben die Spargelstangen abgelegt hatte. Ein besonderer Hingucker ist ihr Hund (Dackel mit dem Namen Nico), der seitlich von ihr zu finden ist. Der Stuhl hinter der Bedienung ist anscheinend angebracht, wenn man die ernsten Gesichtszüge so richtig betrachtet.
Kind und Frau tragen jeweils eine (Strick)Jacke und einen Rock. Die Verkäuferin zusätzlich eine Schürze, die man erst auf einen weiteren Blick erkennen kann. Die Haare sind dem alter entsprechend angeordnet: zu einem strengen Dutt gebunden bei der Erwachsenen und zu einem Zopf beim Mädchen. Eine alltägliche Szene, die sich so oder so ähnlich abspielen kann. Man kann es sich bestens vorstellen, dass es nicht nur eine Phantasie des Künstlers gewesen sein kann. Uns hat es wirklich sehr gut gefallen, sodass diese geschlossene Skulpturengruppe einer unser Favorit in Schwetzingen ist! Daher ist mir das ganze sehr solide 5 Sterne wert! Man kann es nicht verfehlen, wenn man zum Schloss sein sollte, denn unbedingt auch anschauen![verkleinern]