Einen Bergmann-Brunnen würde man eher in Gebieten mit Kohle-, Erz- oder Salzabbau vermuten, aber hier vor den Toren Berlins?
Aber er hat seine Berechtigung, denn Rüdersdorf (ca. 8 km östlich von Berlin) hat eine jahrhundertelange Bergbautradition.
Seit dem Mittelalter wird hier Kalkstein in großem Rahmen abgebaut. Anfang des 13. Jahrhunderts war die Gegend im Besitz des Zisterzienser-Klosters Zinna. Dessen Mönche gründeten 1235 den Ort Rüdersdorf, nachdem Bauern auf ihren Feldern hier den... weiterlesen offen zutage tretenden Muschelkalkstein aus dem Trias von vor 240 Millionen Jahren entdeckten.
Die Mönche nutzten das wirtschaftliche Potential des Kalksteins für den Profit Gottes und des eigenen Klosters. Der abgebaute Kalkstein wurde ua. für Bauzwecke genutzt. Entweder man brannte ihn zu Branntkalk oder man nutzte Kalksteinblöcke als Baumaterial.
Bis heute wird in dem großen Tagebau Kalkstein abgebaut, der ua. im Zementwerk vor Ort verarbeitet wird.
Heute hat der Tagebau, dem im 20. Jahrhundert Teile von Rüdersdorf weichen mussten, eine Länge von fast 4000 m und eine maximale Breite von über 700m.
Rüdersdorf als Bergbausiedlung hat also eine lange Tradition.
Ob es in dem abgetragenen Ortsteil einen zentralen Platz gab, weiß ich nicht. Solange ich Rüdersdorf kenne, gab es einen solchen Platz nicht.
2009 entschloss sich die Gemeinde daher, den einstigen Busbahnhof zum Marktplatz umzugestalten. Dieser Umbau begann 2016 und ist wohl abgeschlossen. Heraus gekommen ist ein ziemlich öder Platz umgeben von modernen Zweckbauten des 21. Jahrhunderts.
Und als Bezug zur Bergbautradition von Rüdersdorf wurde auf den Platz ein Brunnen gesetzt.
Er besteht aus einer achteckigen großen steinernen Brunnenschale. Von der mittigen, ebenfalls achteckigen, etwa 3m hohen Säule gehen 4 Wasser spendende dünne Metallrohre ab. Den Abschluss der Säule bildet etwas, was entfernt an das Ende einer alten Vorderaderkanone erinnert.
An den Seiten sind als billige wirkende Blechkameraden 4 stilisierte Bergmänner angebracht, die auf ein verschraubtes Edelstahlband montiert sind, dass die Säule wie ein Korsett umschließt.
Außerdem trägt der Brunnen das Rüdersdorfer Wappen.
Wer der Schöpfer des Brunnen ist, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen.
Fazit: Zwar gibt es mit dem Brunnen einen zentralen Ort auf dem Marktplatz. Dass mir der Bergmann-Brunnen gefällt, kann ich allerdings nicht behaupten ...[verkleinern]