Auf dem Marktplatz von Wiedenbrück kann man eine so gar nicht zeitgemäße Sehenswürdigkeit der Stadt betrachten. Es handelt sich um eine Brunnenanlage aus Sandstein, geschmückt mit einer lebensgroßen Figur aus Bronze.
Die Anlage selbst besteht aus einem hohen, im Grundriss quadratischen Sockel, mit zwei an gegenüberliegenden Seiten angebrachten Kreisförmigen Brunnenbecken, in die durch zwei am Sockel angebrachte bronzene Wasserspeier das Wasser fließt (oder auch nicht).
Das Besondere aber... weiterlesen
ist die lebensgroße auf dem Sockel stehende bronzene Figur eines Mannes. Er trägt Kleidung, die für die Landbevölkerung des 19. Jahrhunderts typisch war, und hat den Kopf leicht gesenkt, den Blick auf seine zum Gebet gefalteten Hände gerichtet. Mit eben diesen Händen stützt er sich leicht auf eine Spaten und hält eine Mütze und eine Tabakspfeife.
Im oberen Teil des Sockels Ist der Titel 'Betender Landmann' eingekerbt, darunter muss sich eine Bronzetafel befunden haben, was man an den noch vorhandenen Bohr- oder Dübellöchern erkennen kann. Unterhalb der Brunnenbecken ist in einer runden Form das Wappen der Stadt in den Sockel eingemeißelt.
Nun noch kurz zu den Informationen, die die 'Wiedenbrücker Schule' liefert. Auftraggeber für die 1903 aufgestellte Figur war der damalige Landrat Ernst Osterrath. Angeblich sollte die enge Verbindung von Stadt- und Landbevölkerung geschaffen werden, gleichzeitig wollte man aber auch ein repräsentatives Werk für den Stadtkern schaffen.
Der verantwortliche Künstler war der 1865 in Wiedenbrück geborene Bernhard Heising, der 1903 in Berlin verstarb, also im Schaffensjahr der Skulptur.
Im 1. Weltkrieg wurde die Skulptur abmontiert und in Sicherheit gebracht, nach Ende des Krieges aber wieder aufgestellt, nachdem eine Kopie angefertigt worden war. Der 2. Weltkrieg bedeutete das Ende für die Originalskulptur. Ein nach der Kopie angefertigter Nachguss wurde dann 1952 am früheren Standort aufgestellt und bietet heute ein beliebtes Fotomotiv.[verkleinern]