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Kann selbst nicht mehr sagen, wann ich diese ungewöhnliche Skulptur seitlich vom Recklinghausener Bahnhof, in Sichtweite der Busabfahrtsstellen erspäht habe. Genau so lange überlege und suche nach den Hintergrundinfos dazu! Es war eher einer dieser „Zufallsfunde“ im Netz, als ich für einen anderen Beitrag recherchiert habe! Durch die Erscheinung hatte ich irgendwie die Vermutung gehabt, dass es sich ggf. um eine „asiatische“ Göttin handeln könnte. Es stellte sich heraus, dass ich damit gar... weiterlesen nicht von dem Kontext lag, der dahinter steckt! Manchmal sind die Assoziationen, die einem in den Sinn kommen, doch nicht so abwegig, wie man es meinen könnte! Wenn man sich die weibliche Figur anschaut, hat man, ging mir jedenfalls so, „Bilder“ vor dem inneren Auge, die mit den japanischen Mangas aus meiner Sicht nahe stehen können! Es hat eine besondere Bewandtnis, dass die Stadt Recklinghausen dieses Werk in Auftrag gab!
Vor über 20 Jahren, als ich die Gegend bewusst erstmals alleine angesteuert habe, gab e diese Skulptur noch gar nicht. Zu der Zeit, als ich jemanden in der Nähe besucht habe, war der Bahnhofsvorplatz ein Ort, an dem man sich eher weniger gerne aufgehalten hatte. Es war (im negativen Sinne des Wortes) ein „beliebter“ Treffpunkt der sozialen Randgruppen, mit den „entsprechenden Begleiterscheinungen“, die man leider damit in Verbindung bringt :(! Die wenigen Male, wo ich bewusst den Weg angetreten habe, hatte ich ehrlich meine Befürchtungen gehabt, ob es bei mir nur bei den verbalen Bettelversuchen bleiben wird oder es in irgendeiner Art und Weise zu „mehr“ entwickeln könnte. Als Frau mag ich es gar nicht, vor allem wenn die Personen (fast nie) die eigenen Sinne im „Griff“ hatten. Man kann sich sicher vorstellen, was ich damit meine, ohne zu sehr ins Detail kommen zu müssen!
Warum erwähne ich diese Begebenheit: bei der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatz hat die Stadt beschlossen einen Kontrast zu der hektischen und lauten Lage zu schaffen. Dazu gehörte diese Grünanlage mit einem künstlich angelegtem Teich mit der „schwebenden“ Figur drin. Um eine Verbindung zwischen den beiden „Welten“ zu schaffen, hat die Künstlerin Leiko Ikemura eine hölzerne Brücke mit integriert, die die beiden Teilbereiche mit einander verbindet!
Der sog. „Hasentempel“, wie die weiße Frau von ihr bezeichnet wird, ist ein Geschenk der Stiftung Kunst, Kultur und Soziales der Sparda-Bank West an die Stadtbewohner und Besucher. Für diesen Zweck wurde ein Ausschreiben im Jahr 2015 gestartet, der der Verschönerung des besagten Areals dienen sollte. Der Entwurf fand bei der Fachjury einen besonderen Anklang. In der Begründung heißt es: „In dieser Grünanlage entsteht ein geheimnisvoller, tempelgleicher Platz der Ruhe und Konzentration. Zugleich wertet dieser nun gleichsam entrückte Ort das durchaus problematische Umfeld auf“. Aus Sicht von Leiko Ikemura stehen die Natur und Kontemplation als „Gegenentwurf“ zum geschäftigem, zielstrebigem treiben auf der anderen Seite!
Die seit 1991 in Berlin wohnende Professorin der Malerei ist im August 1951 in Tsu, Präfektur Mie in Japan geboren. Seit den 1980-er Jahren hat sie nicht nur in Spanien und Deutschland studiert, sondern ist seit der Zeit ihr Lebensmittelpunkt. Wie ich im Netz mitbekommen habe, durch die Distanz zu ihrem Geburtsland ist es ihr gelungen das was sie dort stilistisch „geprägt“ hat, in ihren Werken beizubehalten. Gleichzeitig aber auch diese mit den europäischen Elementen zusammenzuführen. Diese freie Arbeitsweise ermöglicht ihr Fabelwesen zu erschaffen, wie diese über die ich gerade berichte! Kenne persönlich nichts vergleichbares im öffentlichem Raum! Auch, wenn ich noch sehr viele weitere skulpturale Funde in Deutschland gemacht habe, ist dementsprechend der Hasentempel als einzigartig zu bezeichnen!
Am Sonntag, dem 20. September 2015 wurde das Objekt feierlich in Beisein der Künstlerin eingeweiht. Davon gibt es ein weiteres in Berlin in einer Sonderausstellung, das aber im Gegensatz zu diesem nicht aus weißem Beton besteht, sondern auch stabiler Bronze. Für mich ist es sehr erstaunlich, dass bei dem verwendetem Material eine solche Leichtigkeit von Frau Ikemura erzielt werden konnte! An manchen Stellen wird darauf hingewiesen, dass es sich um ein „Mischwesen“ aus Mensch und Tier handeln soll. Das sehen ich nicht so. Wie meistens ist das eine Frage der individuellen Interpretation!
Wir sehen ein weibliches Wesen mit weit nach oben geflochtenen Haaren. Die Hände sind, wie zu einem Gebet, vor ihre Brust gekreuzt. Die ganze Konstruktion basiert auf einem schwimmendem Podest (sieht nach Beton aus) mit mehreren Stufen. Mich hat ihr weit ausladender Rock erinnert mich indes an eine solcher (Scherz)Glocken, die ich aus verschiedenen historischen Kunstsammlungen kenne. Diesbezüglich ist es gleichwohl eine individuelle Sichtweise ;). Schaut man sich das ganze genauer an, wird man feststellen, dass das untere „Gewand“ in unregelmäßigen Abständen mit kleinen Köchern versehen wurde. Wie ich selbst beobachten konnte, je nach Lichteinstrahlung kann es unterschiedliche „Effekte“ mit diesem nach sich ziehen!
Mir gefällt der Hasentempel ausgesprochen gut, auch wenn einiges an seiner Sauberkeit inzwischen was getan werden könnte! Das, sowie aufgrund der fehlenden Infos vor Ort, möchte ich sehr solide 4 Sterne und ein Herzchen an der Stelle vergeben! Für gewöhnlich, bin ich kein Fan moderner Kunst aber dieser bildet eine der seltenen Ausnahmen davon :)![verkleinern]