Das Zisterzienserinnenkloster St. Marienthal in Ostritz (Oberlausitz) liegt ca. 20 km südlich von Görlitz in Sachsen an der Neiße unmittelbar an der Grenze zu Polen. Die Abtei ist das älteste Frauenkloster in Deutschland, daß seit seiner Gründung 1234 de facto ununterbrochen Bestand hat. Heute leben etwa 1 Dutzend Nonnen im Klosterstift. Zum Kloster gehören ein Internationales Begegnungszentrum sowie mehrere Gästehäuser. Das Kloster kann im Rahmen einer Führung besichtigt werden. Wegen der... weiterlesen Hochwasserschäden von 2010 kommt es jedoch zu Einschränkungen. Angebote des Klosters für Interessierte, die klösterliche Ruhe und Besinnung suchen, findet man auf der Homepage des Klosters.
Der Überlieferung nach wurde das Kloster 1234 von Kunigunde v.Schwaben, der Ehefrau von König Wenzel v. Böhmen, gegründet. Wahrscheinlich geht die Klostergründung aber auf die Burggrafen v. Dohna als Familiengrablege zurück. 1235 erfolgte die Aufnahme des Klosters in den Zisterzienserorden mit dem sächsischen Kloster Altzella als Mutterkloster. Schutzherr war zunächst der König v. Böhmen. Die Abtei erwarb umfangreichen Grundbesitz, der durch Stiftungen des örtlichen Adels, besonders der Burggrafen v. Dohna, noch vermehrt wurde.
Während der Hussitenkriege wurde das Kloster 1427 zerstört, der Konvent floh nach Görlitz. Es dauerte bis 1452, bevor das Kloster wieder aufgebaut war und die Nonnen zurückkehren konnten. 1515, 1542 und 1683 brannte Kloster Marienthal teilweise nieder, wurde aber immer wieder aufgebaut.
In der Reformationszeit verlor das Kloster große Teile seines Grundbesitzes und Einflusses. Der reformatorische Einfluß war so stark, daß 3 Äbtissinnen abgesetzt werden mußten um die Umwandlung des Klosters in ein evangelisches Damenstift zu verhindern.1635 kam Marienthal an das Kurfürstentum Sachsen, dessen protestantische Kurfürsten den Bestand des katholischen Klosters per Vertrag garantierten.
Nach dem verheerenden Klosterbrand von 1683 wurde das Kloster im barocken Stil ab 1685 wieder aufgebaut. Während des Nordischen Krieges flohen die Nonnen 1707 vor den schwedischen Truppen in böhmische Klöster. 1838 gründete das Kloster ein Waisenhaus und eine Mädchenschule, die 100 Jahre später von den Nazis zwangsweise geschlossen wurden. Im Jahr 1901 wurde Kloster Marienthal Mutterkloster für das wieder begründete mährische Kloster Himmelspforten. Im 2. Weltkrieg waren im Kloster die Kinderlandverschickung und ab 1942 ein SS-Lazarett untergebracht. Dramatisch wurde die Lage am Ende des Krieges. Vor der anrückenden Roten Armee wollte die SS das Kloster sprengen. Die Weigerung der Nonnen, ihr Kloster zu verlassen, verhinderte diese sinnlose Aktion der verbrannten Erde. Lediglich die Neiße-Brücke wurde gesprengt.
Bis zum Ende des Krieges mitten im deutschen Reichsgebiet gelegen, verlor das Kloster nach 1945 seinen gesamten östlich der Neiße gelegenen Besitz durch die neue Grenzziehung. Die Gebiete östlich von Oder und Neiße fielen an Polen, das Kloster lag de facto im direkten Grenzgebiet der DDR zur Volksrepublik Polen, nur wenige Meter von der Staatsgrenze entfernt. Der auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR verbliebene Grundbesitz wurde von der Bodenreform verschont, das Kloster wurde 1952 auf Anordnung von DDR-Ministerpräsident Grotewohl eine öffentlich-rechtliche Körperschaft.
Auch in der DDR blieb das Kloster bestehen. 1955 wurde ein Pflegeheim für behinderte Frauen und Mädchen eingerichtet, dem 1979 ein Pflegeheim für behinderte Männer in Schlegel folgte. 1992 gründete das Kloster ein Internationales Begegnungszentrum. Das Frauen- und Mädchenheim wurde 1999 geschlossen und mit dem Männerpflegeheim in Schlegel zusammengelegt. Seit 1989 wurden und werden umfangreiche Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten an den Klostergebäuden durchgeführt.
Ein großes Thema ist in Marienthal die Bedrohung durch die Neiße, die direkt am Kloster vorbeifließt. 1897 verursachte das Neiße-Hochwasser enorme Schäden, ua. an und in der barocken Klosterkirche, deren Innenausstattung zum größten Teil zerstört wurde. Auch das Neiße-Hochwasser vom August 2010, das bisher schwerste Hochwasser aller Zeiten, richtete verheerende Schäden in Höhe von mehreren Millionen Euro im gerade fertig renovierten Kloster an. Das Klostergelände wurde vollständig überflutet. An der Beseitigung der Schäden wird immer noch gearbeitet.[verkleinern]