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Nürnberg ist eine Stadt voller Geschichte(n) und nicht selten ist mir bei den verschiedenen Erkundungen eher zufällig begegnet! Das kann man auch auf diesen imposanten Brunnen übertragen! Es war einer jener Tage, an denen nicht nur ein Museum im Mittelpunkt stand: erst das Reichsparteigelände und dann das zuvor beschriebene Memoriam Nürnberger Prozesse. Ohne, dass mich der Weg dahin geführt hatte, würde ich erst gar nicht in Kenntnis bringen können, dass es den sog. Ludwigseisenbahn-Brunnen... weiterlesen überhaupt gibt! Wie ich vor wenigen Monaten beim db Museum versprochen habe, werde ich nun ein wenig mehr über die Hintergründe der Bahn berichten.
Über Jahrhunderte hinweg war das Reisen einem engen Kreis an Personen vorbehalten. Für einfache Leute gab es vor allem die eigenen Füße. Wenn man es sich leisten konnte bzw. der Weg länger gewesen ist, wurde eine Mietkutsche genommen. Das war aber eher eine Ausnahme, als eine gängige Praxis! Hinzu kam aber auch, dass das Wegenetz alles andere als „solide“ gewesen ist. Gleichwohl muss aber bedacht werden, dass selbst im 19. Jahrhundert man unterwegs „zwielichtigen Gestalten“ begegnete, die nichts Gutes in Schilde führten. Selbst für kurze Strecken, wie die gerade mal 6 km lange zwischen Nürnberg und Führt, wurden Stunden benötigt! Zum einen, weil es nicht mal eine Direktverbindung zwischen ihnen gab, als auch wegen des miserablen Zustands, in dem sich die Wege befunden haben. Es waren erneut tatkräftige Geschäftsmänner, die sich durch den Bau einer Eisenbahnstrecke einen Vorteil versprochen haben. Anfang des 19. Jahrhunderts war zudem bei einem solchen Vorhaben von der „Gunst“ des regierenden Adelsgeschlechts abhängig.
Durch den Erfolg mit der die Eisenbahn in England betrieben werden konnte, versprachen sich einige Investoren einen „Gewinn“ auch in diesem Teil Bayerns für sich und die „Infrastruktur“ bewirken zu können. Bereits 1833 wurde eine entsprechende Aktiengesellschaft geschaffen. Das damit verbundene Stammkapital war wirklich sehr beachtlich gewesen. Die 76 namentlich bekannten Eignern (Investoren gab es insg. 207) haben 155.000 Gulden (heutiger Gegenwert entspricht in etwa 2.883.000 €!) zusammengetan, damit das „Projekt“ realisiert werden konnte. Das setzte sich aus den Ankauf- und Erschließungskosten zusammen. Hinzu kam aber auch, dass es der erste Versuch überhaupt gewesen ist, einen schnellen Weg von A nach B mithilfe einer Maschine bauen und auch betreiben zu können. Mangels Erfahrungswerte als auch durch die Überzeugung, dass eine Kooperation mit den „Vorbildern“ in England vorteilhaft wäre, ging man dazu über eine solche Dampfmaschine, was es eigentlich auch ist, bauen zu lassen. Das teuerste, war gerade gut genug gewesen!
Die Lokomotive Adler war die erste, die tatsächlich auch in Betrieb genommen wurde, die fahrbereit gewesen ist. Es gab zwar zuvor einige Versuche, doch bei denen hat es nicht geklappt! Es ist kein Zufall, dass der sehr erfolgreiche Firma Robert Stephenson and Company aus dem englischen Newcastle für das Vorhaben engagiert wurde. Allein für die Herstellung wurden 4.500 Gulden (ca. 85.000 €) veranschlagt. Da waren die Verschiffung und der erneute Zusammenbau (es musste wegen der Größe in Einzelteile demontiert werden) nicht inbegriffen! Zusätzlich bedurfte es langer Verhandlungen, bis die damit verbundenen Rahmenbedingungen für beide Seiten „akzeptabel“ erschienen sind.
Die Zeit verging und auch wenn der finanzielle Rahmen großzügig bemessen war, gab es einige Hindernisse, die erstmals in „Angriff“ genommen werden müssten. Die Neueröffnung der Strecke zwischen Nürnberg und Führt war eigentlich bereits für den Sommer 1835 geplant. Es kam aber anders. Das lag sowohl daran, dass einige Grundstücke, die entlang der einstigen „Chaussee“ lagen und sie im Weg waren, gar nicht zur Verfügung standen (aus welchen Gründen auch immer!)! Die Genehmigung seitens der Stadt lag zwar seit einem Jahr vor, doch die aus dem Vertrag resultierenden Erschließungen haben gleichwohl „bürokratisch“ als auch personell eine solche „Dimension“ erfahren, die kaum zu Beginn absehbar war!
Dazu gehörte nicht nur die Gleisverlegung und gleichwohl die Zusammenarbeit mit der englischen Seite. Es war ein Prozess bei dem (selbst innerhalb einer Region) unterschiedliche Maßeinheiten verwendet wurden! Geschweige denn, wenn man diesbezüglich zusätzlich mit weiteren (ausländischen) zu tun hat! Eine solche Umrechnung hat auch zu der Verzögerung geführt. Wenn man sich zusätzlich mit der dazugehörigen Technik auseinandersetzt, wird spätestens dann ersichtlich, wenn man bedenkt, dass das „Stahlross“, um überhaupt Dampf entwickeln zu können, auf Wasser angewiesen ist. Eine weitere „Hürde“, die bei der Umsetzung berücksichtigt werden soll! Die letzten beiden waren zwei Personen, die erst nachdem für „Schrottimmobilie / -Grundstück“ eine horrend hohe Geldsumme bezahlt worden ist! Das geschah aber erst im Herbst. Lange nach der geplanten Neueröffnung!
Am 7. November 1835 war es so weit. Durch eine „Starthilfe“ aus England ist es möglich gewesen. Sie besaßen das „Know How“ und die Fachleute, die sich mit der entsprechenden Technik auskannten. Heutzutage wäre es unvorstellbar, dass ein Facharbeiter mehr verdient als der höhergestellte Manager. Anhand einiger Ausschnitts des Filmes „das Stahltier“ aus dem Jahr 1935 kann die Situation und die Begeisterung der Menge bestens nachvollziehen. Neben dem Adler war der Lokführer Wiliam Willson der Mittelpunkt des ganzen. Laut Vertrag hat er sich ein extrem hohes Entgelt für seine Tätigkeit ausgehandelt, weil er sich seiner „Einmaligkeit“ in Bezug auf seine Kenntnisse gewesen ist! Eine genaue Summe konnte ich nicht herausfinden. Dennoch wer im Anfangs erwähnten db Museum sein sollte, liegt sein Vertrag in einer der Vitrinen vor!
Da bleibt die Frage, ob der Namensgeber der Bahn gleichwohl ein „Fan“ dieses Fortbewegungsmittels gewesen war. Zuerst nicht! Laut Unterlagen, die Vorliegen, heißt es dass die Rechte an der Nennung bereits 1834 erteilt und genehmigt worden sind. Um sein „Wohlwollen“ zu dokumentieren, hat König Ludwig I. von Bayern (über „Vermittler“) sich zwei Aktien der Eisenbahn zugesichert. Dieser setzte weiterhin auf „herkömmliche“ Verkehrsmittel! Das sollte sich aber schnell ändern. Ursprünglich galt sein Interesse der Wasserschifffahrt, durch die er sich mehr „Vorteile“ versprochen hatte. Züge wurden zu einem „Alltagsgefährt“, den sich jedermann leisten konnte. Im Vergleich zu anderen ging es zudem schneller voran.
Bei der Einweihung der Ludwigseisenbahn waren zahlreiche Zuschauer zugegen. Bei der ersten Fahrt gab es 200 ausgewählte Personen, die die 6 km lange Strecke als erste selbst „erleben“ durften. Es sollte noch sehr lange Bestand haben, dass je mehr für die entsprechende Karte bezahlt wurde, desto höher der „Komfort“ gewesen sind. Noch heute spricht man von der „Holzklasse“, wenn es um sehr unbequemes Reisen angeht. Dennoch die 3. Klasse, die es damals gab, existiert höchstes entweder in Erinnerungen (wie bei mir als Kind) oder in entsprechenden Museen. Zu Beginn haben die Menschen sich die bestens Kleidungsstücke angezogen, um dem Ereignis beizuwohnen. Von der Technik ging eine sehr große Faszination aus, die sie in Erstaunen aber auch ein wenig (so hieß es in einer Zeitgenössischen Zeitung) in Panik versetzt hatte. Es schien, als ob durch diese Errungenschaft – ohne Pferde fahren zu können, zusätzlich die damit verbundene Elemente Feuer und Wasser „gezähmt“ hätte!
1885 als sich das beschriebene Ereignis zum 50. Mal jährte hatte, wurde durch die Stadt Nürnberg beschlossen, dass ein Denkmal aus diesem Anlass errichtet werden soll. Dieser hat eine halbe „Odyssee“ hinter sich, bevor der Brunnen neben der U Bahnhaltestelle „Bärenschanze „ (die auch zum „Memoriam wenige Schritte weiter führt) 1993 aufgestellt wurde! Kann die Maßnahme insgesamt so dar geben. Wenn ich den heutigen Verkehrsknotenpunkt „Plärrer“ vor meinem geistigen Auge habe, kann ich mir gar nicht vorstellen, wo dort eine „passende“ Stelle dafür zu finden wäre! Die Gegebenheiten haben sich in den über 150 Jahren sicherlich deutlich verändert, sodass solch eine Stellplatzänderung notwendig gemacht wurde! Das erste mal überhaupt 1927. Zu diesem Zeitpunkt wurde entschieden, dass es fortan an der Grenze zu Fürth stehen soll. Bei dem Bau der U-Bahnstrecke Ende der 1960-er Jahre „verschwand“ der Ludwigseisenbahn-Brunnen völlig aus dem Stadtbild. Für mehrere Jahre wurde dieser in ein (nicht näher bezeichnetes) Depot eingelagert. An einigen Stellen im Netz heißt es zwar, dass dieser ein wenig „versetzt“ werden musste. Über deren Verbleib bis Anfang der 90-er Jahre gibt es keine konkreten Angaben. Es heißt, dass es überhaupt an der heutigen Stelle zu finden ist, sei einem Förderverein zu verdanken!
Wenden wir uns (endlich) dem „Hauptobjekt“ zu ;). Es sollte bis 1890 dauern, bis das „Projekt“ realisiert werden konnte. Dem ganzen ging ein Wettbewerb voraus. Nicht zum ersten Mal haben sich die Wittelsbacher gegen den von einer Jury bevorzugten Entwurf entschieden! Bei diesem sollte es um eine Personifikation des Fortschritts gehen, die auf die Eisenbahn, als eine ihrer Errungenschaften verwies. Stattdessen wurden die beiden Städte – Norimberga (Nürnberg) und Furthica (Fürth) als Verweis auf die jeweiligen Endpunkte gewählt. Diese befinden sich an zwei Seiten einer Säule, auf dessen höchsten Punkt ein geflügelter Genius zu sehen ist.
Wenden wir uns den beiden Damen zu: sie thronen leicht oberhalb der Wasserbecken. Man braucht sich nicht Gedanken machen, um welche es sich jeweils handelt! Das kann man auf einer Tafel ablesen. Diese ist unter ihnen angebracht. Eine weitere „Zugabe“ ist das jeweilige Stadtwappen, das unter der rechten Hand platziert wurde. Wenn ich ehrlich sein soll, blicken die Damen sehr „streng“ (in die Ferne)! Das ist mir wenigstens so vorgekommen. Ihre Kleidung ist sehr imposant gestaltet. Bei genauem Hinsehen wird man feststellen, dass es über volle Details verfügen! Leider ist das vor Ort nur bedingt ersichtlich, weil die Figuren weit über dem Straßenniveau sich befinden. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Lorbeerkranz an die Seite / in die Hand gelegt wurde. Ob es ein Verweis auf die Errungenschaft oder einen anderen Hintergrund hat, konnte ich nicht herausfinden. Auch schon so, ist meine Darstellung sehr lang geworden. Meine Empfehlung ist an der Stelle gewiss! Wen man sich auf den Weg zum Memorian befinden sollte und an der U-Bahnhaltestelle „Bärenschanze“ aussteigen sollten, dann auch den Denkmal der Ludwigsbahn anschauen, der zu meinen Favoriten zählt![verkleinern]