"Wer zählt die Biere, nennt die Namen, die süffig hier zusammenkamen."
Sehr frei nach einem Spruch aus "Die Kraniche des Ibykus" vom Dichterfürsten Friedrich von Schiller möchte ich eine kleine Reihe von Bewertungen über Brauereien beginnen.
Weniger über die ganz Großen, welche ihre Produkte in so ziemlich jedem Getränkemarkt des Landes präsentieren, sondern über kleine bis mittelgroße Produzenten, die sich der Bierherstellung unter dem neudeutschen Oberbegriff "Craft-Beer" verschrieben... weiterlesen
haben, aber auch durchaus einfach nur Pils, Helles oder Bockbier brauen.
Nachdem meine letzte Bierreise virtuell nach Crailsheim führte, nur das getrunkene Bier war real, geht es heute nach Bayern. Genauer gesagt nach Mittelfranken in den Landkreis Nürnberger Land.
Hier steigt die Brauereidichte merklich an, hier kommt der Bierfreund alle paar Kilometer auf seine Kosten :-)
Die Marktgemeinde Neuhaus an der Pegnitz verfügte seit ungefähr 1450 über Braurecht, was zunächst die Bürgerschaft im sogenannten Kommunbrauhaus ausübte. Es kamen mehrere Brauereien hinzu, von denen es heutzutage allerdings nur noch zwei im Ort gibt. Neben dem Kommunbrauhaus besteht die als jüngste, nämlich im Jahre 1929 ins Handelsregister eingetragene Brauerei Kaiser , eingetragene Firma bis heute.
Wobei Kaiser Bräu genau genommen zwei Brauereien sind. Denn im Zeichen der sich über Neuhaus erhebenden Burg Veldenstein gibt es hier Veldensteiner Bier und das von Kaiser Bräu. Wirtschaftlich gesehen unter einem Dach, dem Namen nach aber getrennt.
Zur Geschichte: 1929 als Firma etabliert verfügte man zunächst über keine eigene Braustätte sondern produzierte sein Bier im Kommunbrauhaus. Dabei hatte die neue Brauerei in der nächsten Dekade bis 1939 einen nur geringen Ausstoß von gerade einmal 900 Hektolitern im Jahr.
Nach dem Krieg ab 1946 trat der gelernte Brauer Andreas Laus in die Leitung der elterlichen Brauerei ein, der Ausstoß verdoppelte sich. Ab 1958 nennt sich die Brauerei "Burgbräu" , die Produktion wird ausgeweitet, 1960 waren es dann schon immerhin 10tausend Hektoliter im Jahr.
1966 wird eine neu errichtete Brauanlage mitten im Ort eingeweiht. Da es in der Umgebung mehrere Brauereien mit der "Burg" im Namen gibt, nennt man sich ab sofort "Kaiser Bräu", es gibt nunmehr Kaiser-Bier aus Neuhaus.
1972 braut man erstmals "Echt Veldensteiner Landbier", der Bezug zu Burg und umgebendem Veldensteiner Forst wird nun auch namentlich in der Brauerei hergestellt.
In den Folgejahren gibt es eine stetig erweiterte Produktpalette an Kaiser-Bier und Veldensteiner Bieren. 1981 tritt mit Josef Laus die nächste Generation ins Geschäft.
Mit der Wende 1990 ergeben sich neue Absatzmärkte, die Braustätte im Ortskern wird zu klein, am Ortsrand wird das Gelände eines ehemaligen Sägewerks an der Auwaldstraße zum neuen Hauptstandort der Kaiser Bräu.
Bis heute wurde seither noch viel neu- , an- und umgebaut, der Betrieb ist modern aufgestellt. Die Verwaltung befindet sich weiter am alten Standort am Oberen Markt in Neuhaus.
Meine erste Begegnung mit Kaiser Bräu hatte ich Anfang 1990. Die Wende hatte in der DDR für viele Veränderungen gesorgt, so auch beim Bier.
Einheimische Biere, oft von nur mäßiger Qualität, waren nicht mehr gefragt. Das hatten natürlich Brauereien aus dem "Westen" schnell erkannt und eroberten förmlich die Geschmäcker der "Ossis". In der Region Südwestsachsen, Chemnitz, Zwickau bis hin zum Vogtland - Grenzregion zu Franken - fanden sich in Läden und Gastsätten nun Marken wie St.Georgsbräu aus Buttenheim, Scherdel aus Hof und Kaiser Bräu aus Neuhaus.
Diese Biere schmeckten schon deshalb gut, weil sie aus dem Westen kamen. Verrückt, aber so war das und hielt einige Jahre an, bis ostdeutsche Brauereien selbst wieder ordentliches Bier mit guten Rohstoffen brauten.
Ein Freund aus Franken lud mich dann im Frühjahr 1990 zu einem Besuch ein, wir besuchten dabei die (alte) Brauerei in Neuhaus und noch heute ist mir in Erinnerung, dass alle Fahrzeuge der Kaiser Bräu das Kennzeichen LAU-S trugen. Laus, wie der Chef. LAU für Landkreis Lauf plus ein hinzu gekauftes S .
Mittlerweile, es sind immerhin 30 Jahre vergangen, spielt die Kaiser Bräu in Sachsen kaum noch eine Rolle. Einheimischen Bieren wird eindeutig der Vorzug gegeben, Brauereien aus anderen Bundesländer, schon immer überregional agierend, stehen in den Läden zum Kauf.
Da ich gern für mich neue Biere verkoste, lasse ich mir immer wieder mir unbekannte Marken und Sorten von Onlinehändlern zuschicken. Und letztens waren bei einem 12er-Probierpaket mit Bieren aus Franken doch tatsächlich gleich zwei Biere von Kaiser-Bräu dabei.
Kaiser Bräu bietet unter diesem Namen nur noch drei Biere an, ein Weißbier, ein Pils und ein Hell. Alles andere läuft unter dem Namen Veldensteiner, wo es derzeit gleich 19 verschiedene Sorten gibt.
In meinem fränkischen Überaschungspaket fand ich Veldensteiner Saphir Bock und Veldensteiner Mandarina Bavaria Weißbier.
Das Bockbier trug den Aufdruck "Sonderedition", wird daher leider nicht immer erhältlich sein. Was ich bedauern würde, denn dieser Bock mit seinen 7,8 Vol.% Alkohol hat es sofort in meine Top5 der Bockbiere geschafft. Angenehm süß, karamellig, süffig. Eine Wohltat für Körper und Geist :-) - in Maßen genossen, versteht sich.
Das zweite Bier überraschte sehr positiv. Ich bin kein besonderer Weißbiertrinker. Als Durstlöscher im Hochsommer in Ordnung, mit Cola oder Kirschsaft gemischt ganz gut. Bei derlei Mischungen spielt die Biermarke aber keine große Rolle mehr.
Anders beim Mandarina Bavaria. Ohne irgendwelche Zusätze, direkt von der Flasche ins Glas in mich - einfach nur lecker. Fruchtig wirklich nach Manadrinen oder Orangen schmeckend ist das ab sofort mein Lieblings-Weißbier. Solange es jedenfalls ungemischt getrunken werden soll.
5,4 Vol.% Alkohol sind normaler Durchschnitt. Einziges Negativum - auch hier steht "Sonderedition". Hoffentlich alle Jahre wieder.
Die Bierreise geht weiter, ich trinke mich durch.
Also bis demnächst.[verkleinern]