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Mancher wird sich sicherlich fragen, warum diese Bewertung ohne die übliche "Bilderflut" auskommen muss, doch darauf werde ich später antworten. Es gibt wichtigere Infos, als diese, die ich mehr ins Fokus setzen möchte, bevor ich dazu und einer großen Überraschungseffekt, den wir in der Form gar nicht erwartet haben! Nach außen hin wirkt das Stadtmuseum Münster recht bescheiden, doch drinnen... einfach WAW, mega und alles andere als das!
Schon viele male standen wir vor dem Eingang zu diesem... weiterlesen Museum, doch mal fehlte die Zeit, Geld oder Lust, weil andere Ziele im Vordergrund gestanden haben. Man kann im "Pferdegalopp" durchjagen, meine Sache wäre es nicht. Als ich in einem der vielen Räume von einem ausländischem Touri hörte, es wäre so langweilig, habe ich mir nur gedacht, der (nennen wir es beim Namen - Ami) hat anscheinend keine Lust, doch Interesse sich dort aufzuhalten, doch bei uns gestaltete es sich naturgemäß dem beschriebenen völlig entgegengesetzt!
Münster blickt auf über 1200 Jahre Geschichte zurück, dass es nicht, wie ich geschätzt habe, eine kurzweilige Angelegenheit sein wird, konnten wir bereits nach einem Bruchteil der Räume erkennen! Auch, wenn man es dem Gebäude nicht ansieht, sind es ihrer insgesamt 33 (aber teilweise mit weiteren Unterteilungen), auf 2 Ebenen verteilt. Einige der Exponate verursachen, auch nach Jahrhunderten einen gewissen Schauer verursachen. Es sind nicht nur Urkunden, Bilder und Kunsthandwerk, sondern auch die Zeugnisse der Zeit, die an eine düstere Epoche erinnern.
Die chronologisch angelegte Sammlung beginnt mit der Gründung der Siedlung unter Kaiser Karl dem Großen 793, als sie noch "Mimigarnafords" hieß, über die Ära der "Wiedertäufer" mit Wirrungen die damit verbunden waren, als Schauplatz des "Westfälischen Friedens" und Stadt der Fürstbischöfe bis zu deren "Ablösung" durch die Preußen. Dazwischen "mischen" sich noch die neue Denkweise nach der französischen Revolution und Napoleon, der seine Finger nach dem Gebiet ausstreckt. Doch das war erst der 1. Teil: nicht schlapp machen, weiter geht's!
Von dort ist man von der berühmten Dichterin Annette von Droste-Hülshoff nicht mehr weit. Wie so häufig haben die meisten lokalen "Berühmtheiten" einen besonderen Stellenwert in solchen Einrichtungen. Hier war es der Fotograf Friedrich Hundt, und hier kann man sein tolles Atelier in einem der kleinen Kabinette bewundern. Der Maler Bernhard Pankok (nicht direkt verwandt mit Otto P.) ist sicherlich einigen ein Begriff, mit seinen expressionistischen Gemälden. Die Besonderheit ist, dass man sich nicht nur diese anschauen kann, auch wenn sie ihren Reiz besitzen, sondern dass man die Jugendstil Wohnzimmereinrichtung genau betrachten kann.
Über Jahrhunderte hinweg, das konnte man auch feststellen, war Münster in den engen mittelalterlichen Grenzen verhaftet ohne das sich bis zum späten 19. Jahrhundert etwas daran ändern sollte. Erst nachdem es zu einer preußischen Garnisonsstadt erklärt worden ist. Man hat heute noch den Eindruck, dass es weiterhin der Fall ist, doch an Beispiel von bestimmten (nicht mehr existierenden Vierteln) wurde das deutlich gemacht. Dabei konnte man mit Hilfe moderner Medien konnte 3D Animation erstellt werden, wie eng die Gassen rund um den berühmten Prinzipalmarkt einst gewesen sind! Die Häuser kann man nur als Elendsquartiere bezeichnen, die lange zuvor abgerissen werden sollten, doch wegen des Gegenstandes der Bewohner mehrmals bei einem vergeblichen versuch geblieben ist!
Über 100 Jahre hinweg haben die Preußen und die Westfalen mehr neben- als miteinander gelebt: es ist nicht nur die unterschiedliche Konfessionszugehörigkeit, sondern auch die aggressive Politik, die das Misstrauen gegen die "Eindringlinge" - wie sie in weiten Teilen im katholischem Westen entsprach, angesehen wurden! Zusätzlich wurde versucht, den Einfluss der Kirche zu beschränken und allem was damit verbunden ist. Der halbherzige Versuch sorgte um so mehr für zahlreiche Vereinsgründungen, die zum Teil bis heute existieren. Diese genossen ebenfalls keinen guten Standpunkt, sodass das Leben um so mehr "fremdbestimmt" zu sein schien. Ein Kreislauf, der irgendwann ebenfalls zu Ende ging.
Ein großer Teil der restlichen Fläche ist den beiden Kriegen gewidmet mit ihren drastischen Verläufen, Ursachen und Auswirkungen. Es ist ein bedrückendes Kapitel jeder Stadt, die auch hier nicht ausgespart werden kann. Dennoch Zwischendurch amüsiert man sich auf einem Jahrmarkt oder kauft in einem Tante-Emma-Lädchen - hier gehörte es der Familie "Henke", ein, das inzwischen zur nostalgischen Erinnerung an einst geworden ist, in der heutigen schnelllebigen Zeit!
Abgeschlossen wird das ganze von dem, was hinterher gekommen ist: Wirtschaftswunder und was könnte da besser passen, als ein kleines Café in dem die Zeit in den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts stehen geblieben ist. Damit die Gegenwart nicht zu kurz kommt, gibt es Vergleiche bei der Bausubstanz zwischen der Zeit davor und jetzt.
Im Vorraum (im 1. OG) werden in regelmäßigen Abständen Sonderausstellungen abgehalten, die sich mit den verschiedenen Themen beschäftigt, die etwas mit den einzelnen Bereichen des Museums zu tun haben. Bis zum nächsten Jahr ist es die Religion: die Taufe in der reformierten Kirche und ihre Bedeutung. Zusätzlich eine weitere Fotoserie über Münster auf Fotos aus den 60-er bis 70-er Jahren. Auch, wenn Postkarten zu meinen Favoriten zählen, extra wegen der Feldpost aus dem 1. Weltkrieg würde ich eher nicht die Sammlung besuchen. Da gibt es bessere Gründe :-)!
Was uns sehr erstaunt hatte, dass das alles, was ich hier aufgezählt habe und vieles andere mehr, kostenlos bestaunt werden kann! Da haben sich Vorbehalte diesbezüglich nicht bewahrheitet!
Durch die Schilder, die wir an mehreren Stellen gesehen haben, musste ich nachfragen, ob das Fotografieren ohne Blitz gestattet sei, bzw. wie es gemeint ist! Leider, da sich bei etlichen der Exponate Dauerleihgaben handelt und nicht jedes einzelnes als solches gekennzeichnet werden kann, ob es abgelichtet werden darf oder nicht, wird gänzlich darauf verzichtet! Da gebe ich der Dame an der Kasse recht, dass es einer der Gründe gewesen ist, der dazu geführt hatte, dass im Stadtmuseum auf ein Eintrittsgeld verzichtet. Bei einer solchen Ausnahme kann man es öfter genießen!
Zwei Sachen möchte ich aber nicht unerwähnt lassen: die Garderoben befinden sich im 1. OG und der Zugang ist grundsätzlich barrierefrei. Die Toiletten gibt es mehrere im ganzen Haus und waren, trotz das reichlich Besucherandrang sauber gewesen sind. Im Eingengsbereich gibt es den obligatorischen Souveniershop, mit der Einschränkung dass es nur einen dicken "Wälzer" über die Ausstellung gegeben hatte. Da wir später noch einiges mehr uns angucken wollten, habe ich es nicht geholt.
Eine Alternative ist definitiv die sehr detaillierte Darstellung auf der Homepage, die eine wesentlich genauer auf jede Abteilung eingeht, als man es in einem Beitrag, wie diesem je sein kann! Dies kann man unter: http://www.stadt-muenster.de/museum/museum/33-kabinette.html finden.
Nun möchte ich zu unseren "Gänsehaut-Moment" etwas schreiben: Die Käfige, die auf der von mir bereits beschriebenen St.-Lamberti-Kirche zu sehen sind, sind nicht die "Echten", denn sie werden hier gezeigt! Wenn man das weiß, dann wird der Herzschlag deutlich schneller. Jedenfalls subjektiv gesehen!
Ein wenig mehr habe ich mir von dem Teil erhofft, der sich mit den barocken Prunkbauten von Konrad Schlauen auseinandersetzt... war leider aufgrund eines Problems innerhalb dieses Raumes war es nur noch partiell vorhanden. Damit kann ich leben und bei nächstem mal kann es sich völlig anders damit verhalten! Es ist und bleibt unser Favorit, der uns beiden sehr gut gefallen hatte! Volle Zustimmung - Sternezahl - was möchte man mehr![verkleinern]