Die Zeit läßt sich nicht betrügen, erst Recht nicht zurück versetzen, doch irgendwie scheint sie hier in einer Ära verhaftet zu sein, zu der der moderne Mensch kein Bezug mehr besitzt. Wieso das denn, werden sich einige Fragen? Die unweit der Paradiespforte angebrachte astronomische Uhr scheint so ein Relikt zu sein. Deren Spektakel sich seit Jahrhunderten um die Mittagsstunde hier vollzieht: ein kleines Türchen geht auf dabei läutet ein Glöckchen und der Tod verweist mit der Sanduhr auf die... weiterlesen Vergänglichkeit allen Seins... Auf der anderen Seite trompetet ein Bote die Ankunft Hoher Herrschaften dabei erschallen auch die Schläge, die die 12 Stunde anzeigen. Das ist das Zeichen für die geneigte Zuschauerschaft (die zahlreich erschienen ist) die Blicke nach oben zu richten für ein Umzug, das an die Weihnachtsgeschichte erinnern soll: die 3 Könige neigen ihr Knie vor Maria und dem Jesusknaben und bringen ihre Geschenke dar: Weihrauch, Myrre und Gold, die einem König würdig sind!
Wie könnte es anders sein, als dass das ganze von einer althergebrachten und bekannten Weise begleitet wird. Auch, wenn die Uhr auf eine über 370 jährige Bestehensgeschichte zurück blickt, musste sie dennoch mehrmals restauriert, gereinigt und in Schuss gebracht wurde, sieht man es ihr nicht an.
Es ist ein Fenster in eine Vergangenheit, die uns so fremd erscheint, zu weit weg, doch sie fasziniert trotzdem! Das was man dort sieht, erstaunt auch den jetzigen Besucher des Doms, denn sie ist mehr als das! Neben dem bereits erwähnten Spielwerk gibt es auch einen ewigen Kalender mit allem, was dazu gehört. Naja, nicht ganz... Wenn man sich die Zeitmesser der Frührenaissance anschaut, stellt man fest, dass nur ein Zeiger vorhanden ist! Das ganze präsentiert sich als ein filigranes Werk aus Holz und anderen Materialien, schon dieses Unikum macht diese Kirche zu einem Besuchermagnet!
Was könnten diese dicken Mauern alles erzählen, denn deren Anfänge reichen bis in die Frühchristliche Zeit des Karl des Großen, auf den in einigen Schriften verwiesen wird. In den mehr als 1200 Jahren ging es mal mehr oder weniger turbulent zu: Brände (auch während des 2. Weltkriegs), marodierende “Gotteskrieger” mit ihren apokalyptischen Visionen doch aber auch Neuanfang in Form von neuen Impulsen, die sich in den sichtbaren Details widerspiegeln.
Wenn man sich die Gesamtheit anschaut, stellt man fest, dass es hier über die Jahrhunderte hinweg viele Bauherren ihre Spuren hinterlassen haben, denn jeder adeliger Würdenträge wollte etwas bleibendes für die Ewigkeit hinterlassen.
Fangen wir den Rundgang außen an: es ist ein Zwitterwesen aus den beiden mittelalterlichen Baustilen - Romanik und Gotik, die nicht nur der Zierde dienen, sondern ihre Funktion besitzen.
Der St. Paulusdom besitzt schon ein markante Silhouette, die sich über 109 Meter erstreckt. Die dazugehörigen Türme sind unterschiedlich hoch: 55 und 57 Meter hoch. Da etliche der hier befindlichen Bauplastiken während des “Täufer-Aufstandes” unwiederbringlich zerstört wurden, sind die, die man hier sehen kann, Kopien, die kurze Zeit danach (im 17. Jahrhundert) geschaffen wurden.
Uns allen hat schon als erstes das “Paradies”, durch den man die Kirche betritt, wirklich sehr angetan. All das ist eine wunderbare Verschmelzung der Stile, die für eine Zeit des Umbruchs steht, die die Kontraste in der Glaubenswelt aufgriffen aber auch den Zeitgeschmack bewiesen.
Drinnen, weiß man als Besucher nicht, wo man sich zuerst umschauen soll, denn hier kann man Werke nahmhafter Künstler, nicht nur aus dem Münsterland bewundern, nicht nur die von mir erwähnte Uhr. In jeder Nische, Kapelle aber auch im Kreuzgang stehen, hängen oder sind sonst wie zahlreiche Epitaphien angebracht. Von dort aus gelangt man auch zu dem von mir bereits beschriebenem Diözesanmuseum, der einen Besuch wert ist!
Für mich war es eine tolle Entdeckung eine Plastik von Ernst Barlach, die wohl eine der jüngsten sein könnte, von dem Gräberfeld der Domherren abgesehen, unter denen der “Löwe von Münster” - Kardinal von Galen (1878-1946), der bekannteste ist.
Ich könnte noch so viel darüber schreiben, doch manchmal sagen die Fotos mehr als 1000 Worte! Es ist eine wahre (Kunst)Geschichtschronik, die ihresgleichen sucht, wo ein Highlight das nächste jagt. Meine volle Zustimmung hat es jedenfalls![verkleinern]