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Wie in kaum einer anderen Kirche, die ich in München besucht habe, ist St. Bonifaz (eher weniger las das hier namensgebende Kloster) was eine moderne Neugestaltung eines solchen Raums bewirken kann! Nach außen hin zeigt sie sich als ein Beispiel des im frühen 19. Jahrhundert beliebten Rückgriffs auf die Antike mit ihren Tempeln. Aus der Sicht der Zeit sollte er aber eher an die frühen Christen erinnern, denen es überhaupt erstmals möglich war, die religiösen Rituale offen praktizieren zu dürfen... weiterlesen und für sich ein eigenes „Tempel“ beanspruchen zu dürfen! Als der damals neue Stadtteil „Maxvorstadt“ von König Ludwig I. von Bayern (Großvater vom sog. „Märchenkönig“ – Ludwig II.) in Planung gegeben wurde, sollte dieser Kloster eine Schnittstelle zwischen den Wissenschaften auf der einen und der Kunst / Kultur auf der anderen Seite sein. Es war eine bewusste Entscheidung die Benediktinermönche in die Residenzstadt zu holen. Dieser Wunsch ist aber einer, der ein wenig gegen die Regel dieses Ordens widerspricht: er ist einer der wenigen überhaupt, die nicht (wie früher) weit jeder Besiedlung lag und die Männer sich ausschließlich der Kontemplation (spirituellen / Tiefen Geheimnissen des Glaubens) in der Abgeschiedenheit widmen. Durch die Lage in einer Stadt wurde es zu etwas besonderem.
König Ludwig I. und seine Frau Therese von Sachsen-Hildburghausen haben bis heute einen festen Platz innerhalb dieser Kirche. Mehrere Gründe finde ich in dem Zusammenhang erwähnenswert: die Grundsteinlegung erfolgte am 12.10.1835 und für die beiden hatte es eine eigene Bewandtnis. An jenem Tag begangen sie ihre Silberhochzeit (25 Jahre ihrer Ehe). Darüber hinaus wurde verfügt, dass es ihre letzte Ruhestätte werden soll. Das wurde aber nur zum Teil erfüllt. Da die Königin als erste gestorben ist (und der „falschen“ Konfession angehörte) wurden ihre Gebeine in der Krypta (an einer unzugänglichen Stelle) 1854 beerdigt. Dadurch, dass der Stifter (aufgrund einer Affäre und einer Revolution) 1848 abdanken musste, hat er seine Zeit mit Reisen, die er so liebte. So verwundert es nicht, dass er während eines Aufenthalts in Nizza am 29. Februar 1868 dort gestorben ist. Mein Annahme, dass er zuerst in der sog. „Wittelsbachergruft“ in der Michaeliskirche seine letzte Ruhe gefunden hatte, hat sich als eine irreführende herausgestellt. Dort ist eine große Anzahl seiner Verwandten zu finden (unter anderen sein Anfangs erwähnter Enkel) aber dieser ist eben von Anfang an in Sankt Bonifaz zu finden.
Aus heutiger Sicht hört es sich ein wenig makaber an aber schon zu Lebzeiten hat dieser König sich ein monumentales Grabmal anfertigen lassen, der noch jetzt nach über 150 Jahren zu beeindrucken weiß. Deren ursprünglichen Entwurf lieferte der Baumeister Georg Friedrich Ziebland, dennoch wurde er nicht in der Form ausgeführt, die er vorgeschlagen hatte. Deren „Überarbeitung“ und die Ausführung in Marmor geht auf den Hofarchitekten Leo (von ab 1833) Klenze (29. Februar 1784, Schladen - 27. Januar 1864, München) zurück. Diese Arbeit kann man in der Kirche im Ostschiff neben dem Haupteingang bewundern.
Wenn man sich die historischen Darstellungen von St. Bonifaz anschaut, wird man verstehen, was ich mit meiner Andeutung am Anfang gemeint habe! Wie die Mehrheit der Gebäude in der Innenstadt Münchens ist auch dieses während des 2. Weltkriegs in weiten Teilen zerstört worden. Was von dem einstigen Erscheinungsbild geblieben ist, sind die Säulen am Eingang und einige weitere im Inneren. In den 1960-er Jahren als man sich Gedanken gemacht hatte, welchen „Aufwand“ bei dem Aufbau (finanziell und gestalterisch) nötig wären, hat man sich dazu durchgerungen, einen „Kompromiss“ einzugehen! Die Teile, die noch „vorhanden“ gewesen sind, wurden wie erwähnt, mit integriert ansonsten hat man sich für ein „modernes“ Aussehen entschieden. Darüber hinaus wurde die Kirche in ihrer Gesamtfläche deutlich verkleinert.
Für gewöhnlich gibt es zwischen den christlichen Kirchen einige Unterschiede, die einem sofort einfallen. Da hier der Kreuzweg, der als so ein Merkmal angesehen werden kann, bin ich eher davon ausgegangen, dass es sich hier um eine evangelische handeln könnte. Meine Vermutung wurde durch das Fehlen vom Weihwasser bestärkt. Meine Verwirrung war stark ausgeprägt, wo ich jetzt feststellen musste, dass es nicht mal als eine sog. „Simultankirche“ genutzt wird, sondern nur als eine katholische, sowie das es zu einem Kloster angeschlossen ist!
Mein Freund (als gelernter Handwerker) war der Meinung, als wir St. Bonifaz betreten habe, dass die Innengestaltung (aus seiner Sicht) Rauputz sein könnte. Irgendwie schien es, dass es sehr nachlässig aufgetragen wäre. Im Kontrast zu den farbigen und reich verzierten Säulen hat die weiße Bemalung nicht wirklich stimmig gewirkt. Zusätzlich was uns beide irritiert hatte, dass es bei der Beleuchtung eine sehr gewagte Eisenkonstruktion über dem Altar angebracht wurde. Man kann darüber unterschiedlicher Meinung sein aber auf uns wirkte es eher störend. Was uns gefallen hatte, dass eine hölzerne Verkleidung der Decke beibehalten wurde. So was ähnliches bei der sonstigen Gestaltung fände ich irgendwo passender.
So wie ich auf der HP gelesen habe, die farbenfrohen Bilder, die man dort sehen kann, gehören zu den wechselnden Ausstellungen, die dort abgehalten werden. Höchstwahrscheinlich, dass aufgrund von den momentanen Einschränkungen auf diese bis auf weiteres verzichtet wird.
Vielleicht kann man es als eine Randnotiz der Geschichte ansehen: erst vor wenigen Jahrzehnten konnte die beliebte Königin Therese zu ihrem Gemahl Ludwig I. von Bayern im Jahr 2002 nach 130 Jahren „zurückkehren“. Es sollte die 3. und letzte Ruhestätte von ihr sein! Nur eine Tafel erinnert, dass sie an der Seite ihres Manns zu finden ist! Alle anderen Details musste ich hingegen mühsam zusammentragen. Im Gegensatz zu den begeisterten Meinungen im Netz, wie man es sich inzwischen vorstellen kann, gehört St. Bonifaz zu den, die ich nicht erneut aufsuchen würde. Zu viel schien zu widersprüchlich zu sein und einen sehr gemischten Eindruck hinterlassen zu haben. Mehr als ein OK ist leider nicht drin… Das ist unsere Meinung, die nicht jeder Teilen muss![verkleinern]
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