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Das südwestbrandenburgische Städtchen Mühlberg an der Elbe (ca. 110 km südlich von Berlin) hat mal europäische Geschichte geschrieben.
Vor 470 Jahren sah die politische Landkarte ganz anders aus. Mühlberg gehörte damals zum protestantischen Kurfürstentum Sachsen.
1531 gründeten Kursachsen und die Landgrafschaft Hessen den Schmalkaldischen Bund als Schutz- und Trutzbündnis gegen die Rekatholisierungspolitik des römisch-deutschen Kaisers Karl V. (Haus Habsburg / 1500-1558 / ab 1520... weiterlesen römisch-deutscher Kaiser / 1556 abgedankt). Diesem Bund traten in Folge zahlreiche deutsche protestantische Fürstentümer, Reichs- und Hansestädte bei.
Da es Kaiser Karl V. mit friedlichen Mitteln nicht gelang, den Protestantismus in allen Teilen des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation zu vernichten oder zurückzudrängen, setzte er schließlich auf Gewalt und begann 1545 mit Kriegsvorbereitungen.
Da der Schmalkaldische Bund sich der Tatsache bewusst war, dass er finanziell, materiell und personell dem katholischen Kaiser unterlegen war, entschieden sich die Führer des Bundes, Kurfürst Johann Friedrich I. v. Sachsen (ernestinische Wettiner / 1503-1554 / 1532-1547 (entthront) Herzog und Kurfürst) und Landgraf Philipp v. Hessen (1504-1567 / Regent ab 1509) zu einem Präventivkrieg gegen den Kaiser.
Der Schmalkaldische Krieg begann 1546 mit dem Feldzug in Bayern. Der Krieg erfasste bald große Teile Deutschlands.
Schnell war allerdings klar, dass die Protestanten der katholisch-kaiserlichen Übermacht nicht widerstehen konnten.
Am 14.4.1547 kam es bei Mühlberg/Elbe zur Entscheidungsschlacht. Das kaiserliche Heer mit 27.000 Mann unter dem Oberfehl des Kaisers sowie von Ferdinand I. (Haus Habsburg / 1503-1564 / Erzherzog v. Österreich / König v. Böhmen, Ungarn und Kroatien / ab 1531 deutscher König / ab 1558 römischer Kaiser) und Herzog Moritz v. Sachsen (albertinische Wettiner / 1521-1553 / ab 1541 Herzog v. Sachsen / ab 1547 Kurfürst v. Sachsen) griff überraschend das bei Mühlberg lagernde 7.000 Mann starke Heer des Schmalkaldischen Bundes unter Kurfürst Johann Friedrich I. v. Sachsen an.
Die kursächsischen Truppen hatten keine Chance und wurden fast vollständig vernichtet. Eigentlich war es mehr ein Gemetzel als eine Schlacht. Rund 3.000 kursächsische Soldaten starben, der Rest wurde verwundet oder geriet in Gefangenschaft. Nur wenigen gelang die Flucht. Die Verluste der Kaiserlichen sollen lediglich bei etwa 50 Toten gelegen haben.
Kurfürst Johann Friedrich wurde auf der Flucht von nachrückender kaiserlicher Reiterei bei Falkenberg/Elster (ca. 15 km nördlich von Mühlberg) gefangen genommen. Der durch einen Schwerthieb im Gesicht verwundete Kurfürst wurde dem Kaiser vorgeführt, 16 Tage später zum Tode verurteilt und wenig später auf Bitten verschiedener Fürsten zu lebenslanger Haft begnadigt. Nach 5 Jahren Gefangenschaft auf dem thüringischen Jagdschloss „Zur fröhlichen Wiederkunft“ in Wolfersdorf kam er durch den „Passauer Vertrag“ von 1552 wieder frei und lebte bis zu seinem Tod in Weimar.
Soweit zum historischen Hintergrund des Gedenksteins.
Er markierte am ursprünglichen Aufstellungsort auf den Elbwiesen vor den Toren der Stadt die Stelle, wo Johann Friedrich v. Sachsen vor der Schlacht mit seinen Truppen das Feldlager aufschlug.
Die Truppen hat man bei dem Gedenkstein einfach mal weggelassen und nur vermerkt:
„Hier zeltete Kurfürst Joh. Frd. v. Sachsen vor d. Schlacht b. Mühlberg 24.4.1547“
Dieser einfache Gedenkstein ist einer von mehreren, die in Mühlberg und Umgebung an das einstige Schlachtfeld und die Ereignisse von 1547 erinnern.
Ursprünglich stand der Stein an anderer Stelle. Aber wegen der Elbehochwasser und der damit verbundenen Anlage bzw. notwendigen Erhöhung der Deiche musste der Stein versetzt werden und steht jetzt an der Deichstraße „Am Hafen“ auf Höhe der Marina Mühlberg.[verkleinern]