Nachdem es mir aus organisatorischen Gründen nicht mehr möglich war, einen adäquaten Teil meiner Abfindung aus dem Vorjob in der Karibik zu verjuxen (wird gelegentlich nachgeholt) sollte es vor Antritt der neuen Stelle aber doch wenigstens noch ein gepflegtes Wellness-Wochenende sein. Bei welchem nicht allzusehr auf den Euro gekuckt werden muss - fraglos die richtige Einstellung beim nun zu betrachtenden Institut.
Es beginnt bei der Auswahl der Zimmerkategorie am Außenpool, die mit 110 Euro... weiterlesen pro Ü/F zu Buche schlägt, gefolgt vom jovial dazugegönnten Willkommenspack aus reichlich frischem Obst und Gebäck, für das im Supermarkt sicher keine 32 Euro zu berappen wären, löbliches Dinieren, Vertestung der halben Bar-Cocktailkarte und nicht zuletzt natürlich zwei Wellness-Anwendungen zu 35 bzw. 70 Euro = eigentlicher Zweck dieser Reise führen zu einem Gesamtschaden in Höhe von etwa 450 Euro.
'Reise' ist natürlich etwas hoch gegriffen, denn das löbliche Gut Höhne findet sich unweit der Colonia im beschaulichen Mettmann, so dass das Automobil (Anreise per ÖPNV umständlichst) bereits nach 35 Flugminuten im weitläufigen Garagenbereich abgestellt werden konnte - dies immerhin ohne Zusatzkosten.
Die Online-Buchung hakte ein wenig, doch wurde mir freundlich telefonisch geholfen und es gab dann auch alsbald eine Bestätigungsmail. Man betritt die weitläufige Anlage durchs international beflaggte Burgtor, passiert eine etwas esoterisch orientierte und ambitioniert bepreiste Ladengasse, die sich im Inneren des Hoteltraktes fortsetzt, bis man schließlich an der Rezeption eintrifft. Blitzgeschwind ist alles incl. W-Lan Code geregelt und man geleitet den wellnessbedürftigen Neuankömmling zum Gemach. Dies ist durchaus sinnvoll, denn die Immobilie ist recht weitläufig und verwinkelt. Trotz vieler Wegweiser stellt sich der Gesamtüberblick erst kurz vor der Abreise ein.
Das Zimmer ist urig gemütlich, wobei die Materialkombination aus grobem Ziegelmauerwerk, verputzten Wandsegmenten, schmiedeeisernen Applikationen und viel dunklem Holz in der gesamten Anlage durchgezogen wird und gelegentlich für einen gewissen Rustikal-Overkill sorgt. Für zwei luxusliebende Personen wäre es hier einen Tick beengt, aber dafür gäbe es ja noch diverse Suiten im Angebot. Der Gast findet bildhübsch im Badekörble arrangierte Bademäntel und - tücher vor. Auch die geräumige Kachelabteilung ist mit reichlich Frottee und Pflegeprodukten bestückt, so dass sich die mitgeführte Survivalausrüstung als größtenteils überflüssig erweist. Die Badeschlappen sind allerdings eher für Mädchenfüßchen geeignet und lösen sich bei allzu sorglosem Kontakt mit Pool-, Dusch oder Regenwasser blitzartig auf - eigentlich ein Widerspruch in sich.
Ein erster Besuch der gottlob recht menschenleeren Neandertal-Therme sorgt für angenehme Entspannung, gefolgt von der 25 minütigen sehr wohltuenden Nacken- und Gesichtsmassage 'für ein entspanntes Lächeln' kucksstu hier: 8-) Sodann Aufsuchung der Tenne-Lounge Bar, einem gemütlichen Etablissement, in welchem eine sehr gelungenes Kartoffel- Gruyère- Spinatvorspeise und anschließend ein Lachsfilet mit Safranrisotto und Orangenchips eingenommen wird. Dazu Spätburgunder. Da hier um 23:00 Schicht ist, anschließendes Einkehren in der unweit gelegenen 'Kult' Bar, wo ich ein behagliches Beobachtungspöstchen beziehe und vier von neun verfügbaren Longdrinks vernichte. Auch hier wenig Andrang: Typen in Jeans und Sweatshirts beim Bierkonsum, Businessverkleidete bei Tanzversuchen zu - shocking - Helene F. Smashhits. Die Musikversorgung bessert sich jedoch bis 1:00 erheblich. Der kumpelige Barmän ist um mein Wohl bemüht und checkt regelmäßig den Flüssigkeitspegel im Glase.
Wohl geruht, früh wach und ein kleines Vorfrühstück ans Bett bringen lassen. Anschließend heldenhaftes und natürlich ungestörtes Schwimmen im saukalten (März 2015) Nass des Außenpools, gefolgt von Warmduschen und Zitterei, deren Abklingen abgewartet wird, bevor am üppigen Frühstücksbuffet mit Messer und Gabel hantiert wird. Ausführliche Außenbegehung der Anlage, welche hier und da einigen Renovierungsbedarf erkennen lässt - sowohl an der Bausubstanz als auch an der Gartenmöblierung. Tennis, Beachvolleyball, Golf, Grillen und Chillen - nichts ist unmöglich, sofern die Außentemperaturen irgendwann mal zweistellig werden sollten.
Ein Mittagessen kann man sich hier grundsätzlich sparen und so findet nach neuerlichem Besuch der Therme die knapp einstündige Anwendung 'Traum-Kraft' statt. Die Anwenderin ist als Fitnesstrainerin annonciert und ich rechne bereits mit einer kernigen Belastungsprobe von Skelett und Bindegewebe. Stattdessen erscheint eine wunderbar anzuschauende elfengleiche junge Dame und sorgt hingebungsvoll für das zweithimmlischste überhaupts vorstellbare Wohlgefühl. Nach genossenem Wellness-Tee 'aufs Haus' geht es in die schnuckelige Bamboo Lounge zu Kuchen und Kaltgetränk. Der sodann vorgehabte Besuch des Fitnessbereiches fällt anhaltendem wohligem Wolkengefühl zum Opfer. Und ein Schlummerchen im Zimmer fällt ja zweifellos ebenfalls unter den Wellnessbegriff.
Im Gutshof-Restaurant wird unkompliziert und ausgiebig am samstäglichen Dinner Buffet zugelangt, so dass die Essensfotos hier nicht ganz so ästhetisch ausfallen wie am Vorabend. Sehr freundlicher Service mit Begrüßungs-Sekt. Die beiden Biere aus eigener Herstellung sind solide (sogar das Alt) aber kein Erweckungserlebnis. Wohl geruht, neuerliche Halbtagesversorgung am Frühstücksbuffet, reichlich Infomaterial einsacken, freundliche Mastercarderleichterung und Heimreise.
Man kann sich hier auch Wellnesstage ohne Übernachtung gönnen, siehe Besprechung des geschätzten Kollegen Exlenker. Diese liegen dann je nach gebuchter Wolkenwohlfühlkategorie zwischen 100 und 190 Euro.
Insgesamt ein gediegenes Refugium mit freundlichen Hausbediensteten und ohne wirkliche Schwächen, jedoch mit noch etwas Luft nach oben - auch sternemäßig. Zweitbesuch mehr als wahrscheinlich. Isch hab auch fast das komplette Programm in Anspruch genommen, außer den vier verschiedenen Saunae, u.A. Salzgrotte und Finnengrill. Man muss ja auch nicht jede Verrücktheit mitmachen.
Update 23. bis 25.09.2016
Das war ja schon wieder viel zu lange her - und darum gibt es auch gleich mal ein Unterbringungs-Upgrade. zum Wellness-Appartment 57 - ein geräumiger Volltreffer mit großer, runder und ausgiebig frequentierter Badewanne, siehe hedonistisches Bildmaterial. Etwas Ähnliches habe ich bisher nur auf diesen Düsseldorfer Luxusyachten zu sehen bekommen - nur wird dem Messegast dort befremdlicherweise kein Schaumbad eingelassen. Das Programm entspricht weitgehend dem des Erstbesuches, nur dass diesmal der recht kleine und eng mit allerley Gerät ausgefüllte Fitnessraum aufgesucht wird und die Kult Bar diesmal ohne mich auskommen muss. Die drei Massagen (Wellness-Zeiten) waren wieder völlig himmlisch, an der Verpflegung gibt es immer noch nichts auszusetzen und auch im Außenbereich wurde inzwischen einiges aufgefrischt.
Eine ausführlichere Außenbegehung führte mich durch einen nachlässigerweise offenstehenden Zugang auf den nahen Golfplatz. Abgesehen vom vereinzelten 'Klick' und 'Plopp' ein schönes Naturerlebnis. Ein herannahendes Golferpärchen belehrt mich: 'you are in danger!' Aus irgendwelchen Gründen hält man mich für einen verirrten Engländer. Im Laufe des nun deutschsprachigen und halbwegs freundlichen Gedankenaustausches erfahre ich, dass Golfbälle, die von 'beweglichen Zielen' abprallen unbeachtlich eventueller Personenschäden an Ort und Stelle weiterzuspielen sind. Geschwind wird der nächstgelegene Zaun überklettert und man findet sich wieder auf dem sicheren Terrain des Hotels.
Das Beste nächst der einstündigen Wolken-Massage ist die zur Nachahmung empfohlene 'Sonderanwendung T.': 10 Runden im naturkühlen und entsprechend menschenleeren Außenpool, sodann geschwinden Schrittes ins sehr nahegelegene '57' und dort - ha haa - ins bereits vorwech eingelassene wohltemperierte Schaumbad: ein Traum! Kurz vor Abreise natürlich noch ein Vollbad, weil sich ja schließlich der Workout vom Vortage ein wenig bemerkbar macht.
Es wurden wieder alle Wellnessziele erreicht oder übertroffen und wir sind jetzt bei 4,5 Bewertungssternen angekommen. Weitere Aufenthalte im Höhne sind also unvermeidlich. Weiteres Upgrade in die wiederum doppelt so großen und entsprechend kostspieligeren Wellness-Suiten allerdings nur in dauerholder Damenbegleitung. Ernstgemeinte und sportliche Interessentinnen wenden sich bitte an die Redaktion.
23.12.2017
Touchdown! Weihnachtsflucht-Refugium. Unverändert alleinreisend, aber sonst alles bestens hier. Es bleibt ratsam, das Streben nach Wellness und Entspannung im Zeichen finanzieller Entspannung anzugehen. 3 x Ü/F im löblichen Poolzimmer wären schonmal 295 Euro, dazu so Sachen wie das sensationelle Abendbüffet und seltene Zusatzgenüsse. Man muss dies natürlich ins Verhältnis zur gebotenen Aufenthaltsqualität setzen, dann passt es - bestens sogar. Zusätzlich zum bisher Lobgepriesenen gab es diesmal eine sehr charmante und aufschlussreiche Hausführung. Es wurde dabei glaubhaft versichert, dass das familengeführte Unternehmen ein fairer und angenehmer Arbeitgeber sei. So ist natürlich zu erklären, dass über die Feyertage nicht das volle kulinarische und Versackungsarsenal (siehe weiter oben) aufgefahren wird. Gleichwohl gibt es jetzt - nur für kurze Zeit - knapp drei Kilo mehr von mir. Zum Glück habe ich weise vorgesorgt, so dass ich trotzdem nicht formlos durchs Restjahr kugeln muss.
Das Konzert der Meisterin an der keltischen Harfe (nebst mehrsprachigem Gesang) Nadia Birkenstock habe ich verpasst, aber es erklinget soeben die löbliche Silberscheibe. Nämlich fand just zu der Zeit einer meiner beiden himmlischen Massagetermine statt. Bey der zweitschönsten Frau der Welt! Und so ist spätestens jetzt das Upgrade fällig: fünf Sterne für Firma Land Gut Höhne.
mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas[verkleinern]