Die Marburger katholische Kirche St. Johannes wird allgemein nur als die „Kugelkirche“ bezeichnet, doch dieser Name hat weder mit dem Aussehen, noch Bauweise zu tun, der Grund liegt wo anders begründet, doch dazu etwas später :-).
Es ist die letzte Mittelalterliche Sakralbau Marburgs und befindet sich in der Oberstadt, von Außen sieht es kleiner, als es in Wirklichkeit ist, vor allem wenn man von dem Schloss die Straße entlang läuft.
Das und einige benachbarte Grundstücke gehörten dem... weiterlesen
Orden der Brüder vom gemeinsamen Leben, doch aufgrund ihrer Kopfbedeckung mit einem Zipfel endete, der allgemein als „Guggel“ bezeichnet wurde, ist irgendwann daraus eine „Kugel“!
Somit ist es nicht nur zur Bezeichnung dieses Gotteshauses geworden, sondern auch der Gasse, in welcher es sich bis heute befindet!
Es ist erwähnenswert, dass wenige Meter davon entfernt, der berühmte Komponist Heinrich Schütz in einem der Fachwerkhäuser in der Zeit 1609/10 als Student einquartiert wurde, das nur am Rande erwähnt.
Die Kirche und Kloster wurde in der Zeit von 1492/95 errichtet um 1520 vollendet. Doch deren Existens in der katholischen Prägung war nur von kurzer Dauer gewesen! Aufgrund, dass Marburg sich den Lehren Luthers anschloss, wurde das Kloster bereits 1527 enteignet. Die katholische Glaubensausrichtung wurde für viele Jahrhunderte nicht erwünscht gewesen...
Aus diesem Grund wurde die Kirche 300 lang – bis 1827 von der hiesigen Universität zeitweise als Aula oder Hörsaal der theologischen Fakultät benutzt worden. Danach wurde sie erneut von der wachsenden Zahl der Katholiken gekauft und wird als solche bis heute benutzt.
Wegen der geänderten liturgischen Ordnung im Jahr 1967 musste eine grundlegende Restaurierung erfolgen, sie betraf vor allem den Chorraum, denn dort befand sich der Altar und das musste angepasst werden.
Beim Betreten des Inneren gelangt man zuerst in das vorgelagerte Querhaus, dort sieht es nicht besonders spannend aus, denn wegen der fehlenden Fenster ist es recht dunkel drin, erst wenn man in das eigentliche Langhaus gelangt, erblickt man die wunderbare und sehr beeindruckende architektonische Umsetzung der Stützkonstruktion, die als Netzgewölbe präsentiert.
Es ist wirklich erstaunlich, dass die gotischen Fresken dazwischen bis heute überdauert haben! Was die beiden Fratzen darstellen sollen, konnte ich leider nicht raus finden. Bei unserem Besuch hat auch das Wetter mitgespielt, sodass das Innere mit einem besonderen Licht erfüllt wurde.
Einige der Schlusssteine sind mit Wappen versehen, doch wichtiger ist das, das sich auf der rechten Seite unter den Fenstern befindet!
Es gehörte dem einflussreichen Marburger Ratsherrn Heinrich Imhoff und seiner Frau Elisabeth v. Treisbach. Ohne sie wäre der Bau erst gar nicht möglich gewesen, weil durch ihre Stiftung ist der Orden in den Besitz des Landes gekommen!
Den Menschen im MA war das Seelenheil eine sehr wichtige Angelegenheit, doch da das Ehepaar über keine Nachkommen verfügte, sicherten sie sich es durch diese Tat. Als gedenken an sie wurde ihr Wappen gut sichtbar angebracht.
Zum Schluss noch etwas zu den Altären: das historisch bedeutendere ist der Hauptaltar mit der Darstellung des Marienlebens. Es wurde zwar erst im 19. Jahrhundert zusammengefügt, doch die einzelnen Figuren stammen aus dem spätem 15. Jahrhundert.
Das ganze wurde von der Sammlung des Frankfurter Pfarrers E. Münzenberger erworben und mit Neugotischen Elementen ergänzt.
Bei dem anderen handelt es sich um die einstige Landgräfin – Heilige Elisabeth von Thüringen, die Patronin dieses Bundeslandes, die bis heute verehrt wird. Er wurde um 1900 hergestellt und zeigt naturgemäß Szenen aus ihrem Leben: ihre Hochzeit, bei der Almosenverteilung, beim Gebet, Tod ihres Mannes und beim Eintritt in den Karmeliterorden. Weiter Heilige vervollständigen das Bild.
Die Orgel der Kugelkirche ist das jüngste Objekt, das man hier sehen kann. Sie wurde erbaut von der Orgelbauwerkstatt Gerald Woehl in Marburg. Eingeweiht wurde sie am Sonntag, 21. November 1976 (Christkönigssonntag). Wenn man den Angeben im Internet vertraut soll sie wie die von dem Orgelbauer Andreas Werckmeister (1645-1706) und ist in Anlehnung an Werckmeister III (1691) gestimmt worden, das kann ich nicht beurteilen, denn ich habe sie nie gehört.
Mir gefällt die Kirche schon, doch die zu Letzt genannten Sachen passen irgendwie nicht wirklich dazu, deshalb ein Stern Abzug, doch ein Besuch lohnt sich definitiv![verkleinern]