Bereits vor Monaten habe ich versprochen über den geschichtlichen Hintergrund dieses Hauses euch näher zu bringen. Manche Gebäuden und das Zeughaus in Mannheim bildet da keine Ausnahme, hat während seiner Bestehensdauer nicht nur einem Zweck gedient. Das letzte Jahrzehnt ist zwar nur ein kleiner Bruchteil davon, doch die Nutzung als einer unter mehreren Museen der rem-Stiftung (s. ggf. dort) ist ein kleiner aber dennoch wichtiger Eckpunkt des ganzen. Anfangs war es einer unter vielen... weiterlesen „Bauprojekten“ die der prunkliebende Kurfürst Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach initiiert hatte. Wie man es sich vorstellen kann, wenn ein Regent eine Stadt nach eigenen Maßstäben errichten läßt, dass dabei die Gegebenheiten vor Ort so bleiben, wie sie ehedem gewesen sind! Dieses Zeughaus ist der 2. in Mannheim, wenn man sich mit der Chronologie dessen Nutzungsgeschichte beschäftigt.
Noch heute sind die „Quadrate“, die auch dem heutigem Stadtteil ihren Namen gegeben haben, deutlich bei dem Straßenverlauf erkennbar. Nur wenige „Ecken“ von dieser Adresse war das frühere Zeughaus bis in die Jahre 1777/78 zu finden. Der kunstliebende Kurfürst hat aber dafür „gesorgt“, dass jenes Haus weitgehend so wie zuvor belassen wurde und sogar unter einer neuen Nutzung fortgeführt wurde: anstelle von Waffen und sonstiger militärischer Utensilien sollte, dem Wunschgemäß ein Nationaltheater dort zu finden sein! Aus heutiger Sicht eine verwegene Idee, doch besser als eine „ Radikal-Lösung“, bei der kein Stein auf dem anderen belassen worden wäre, wie man es in der jüngeren Vergangenheit zur Genüge mitbekommen hatte!
Kehren wir aber zum eigentlichem Thema zurück: bei der Umgestaltung Mannheims während der Regentschaft vom Kurfürsten Carl Theodor war die sog. „Waffenkammer“ das letzte Monumentalprojekt dort, das er in Auftrag gegeben hatte. Nicht nur in Schwetzinger Schlosspark hat der beauftragte Architekt, der eher als Bildhauer bekannte Peter Anton von Verschaffelt (8 Mai 1710 in Gent - 5 Juli 1793 in Mannheim) seine „Spuren“ hinterlassen, sondern ist auch als für die Faßadengestaltung dieses Zeughauses verantwortlich gewesen! Leider kann ich keine passenden Fotos dazu beisteuern, denn durch die sehr kalte Witterungsbedingungen bei unserem Aufenthalt in der Stadt war uns ein warmer Innenbereich ehrlich gesagt lieber gewesen. Falls ich erneut nach Mannheim kommen sollte und es nicht in der Winterjahreszeit sein wird, wird es nachgeholt!
Was eine Behörde für „Sammelwürdig“ hält, kann einen Außenstehenden ein wenig überraschen: so gibt es zwei Kostenvoranschläge für die besagten Gestaltungselemente. Jener von von Verschaffelt belief sich auf 3350 Florin (eine ungeheuer hohe Summe, die mehre Jahesgehälter eines hohen Beamten in der Zeit entsprochen hätte ~ 20 Fl. / Monat!). Dennoch lag es deutlich unter der des Mitstreiters Matthäus van den Branden.
Jeder Bauherr ist ein „Kind“ seiner Zeit, sodass selbst eine solche „Baustelle“ für die Eigendarstellung genutzt wird. Erneut gibt es neben den kriegerischen Attributen wie Harnisch, Helm und Lanze auch das Wappen des Herrschers oberhalb des Einganges zu sehen. Daran kann man erkennen (vorausgesetzt man kennt sich in der Heraldik aus), dass es in der letzten Phase seiner Regentschaft in der Pfalz erfolgt ist: man kann nicht nur diesen Teil dort erkennen, sondern bereits auch einen Verweis auf seine (Folgezeit) in Bayern dort sehen. Es wird jedenfalls vermutet, dass es nachträglich geschehen ist, nachdem Carl Theodor im Winter 1779 nach München übergesiedelt war.
Der Bau als solcher wirkt mit seinen 5 Stockwerken sehr beeindruckend auf den Betrachter. Deren Standort wurde auch bewußt gewählt, denn in seiner unmittelbaren Nähe hat sich auch die einstige Kaserne befunden. Zugleich sollte es von der „Wehrhaftigkeit“ der Pfalz, die aber auf den modernen Betrachter eher wie eine (weitere) Inszenierung wirkt. Erneut bestätigt sich dennoch, dass auch Kunst in der Barockzeit Politik mit anderen Mitteln gewesen ist! An einer Stelle habe ich in dem Zusammenhang gelesen, dass es (indirekt) als ein letztes „Geschenk“ an seine Untertanen gewesen ist! Wie ich finde auch ein schönes, wenn selbst die Museumsverwaltung auf der eigenen HP es als „ein architektonisches Juwel“ bezeichnet, dann kann ich auch zugeben, dass es zu meinen Favoriten zählt, auch wenn man es sich nur von Außen anschauen sollte!
Wozu es in den Jahrhunderten nach deren Fertigstellung gedient hatte, konnte ich nicht herausfinden. Jedenfalls ab dem Anfang des 20. Jahrhunderts diente es als ein Pfandleihhaus. Das sollte sich in den 1950-er Jahren ändern, als das Reißmuseum hier seinen dauerhaften Standort erhalten hatte. 2007 anläßlich des Stadtjubiläums wurde das ganze Haus komplett saniert worden.[verkleinern]