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Saisonale Öffnungszeiten beachten:
meist von April bis September:
Mittwoch bis Sonntag von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr und von 13:00 Uhr bis 16:00 Uhr
Eintritt frei, Spenden willkommen.
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Röcken (Sachsen-Anhalt / ca. 15 km südwestlich von Leipzig) wäre wohl kaum von überregionaler Bedeutung, wenn dort nicht der deutsche Philosoph und Philologe Friedrich Nietzsche (1844-1900) geboren und auch begraben wurde.
Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem alten Friedhof / Kirchhof von... weiterlesen Röcken an der Südseite der Kirche.
Die Kirche ist zwar von weitem sichtbar, liegt aber doch etwas versteckt im Ort und gehört heute mit dem Kirchhof, dem ehemaligen Pfarrhaus, dem verwilderten Pfarrhausgarten und dem kleinen Museum zum Gesamtensemble „Nietzsche-Gedenkstätte Röcken“.
Das 1232 erstmals urkundlich erwähnte Röcken ist heute ein Ortsteil der Stadt Lützen. Die Ortsgründung durch vermutlich sorbische Siedler liegt aber vermutlich noch über 100 Jahre weiter zurück, denn der Bau der Dorfkirche erfolgte in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts.
Und wer baute damals schon eine Dorfkirche ohne Dorf ringsrum …
Der romanische, als Wehrturm errichtete Kirchturm und der angrenzende westliche Teil des Kirchenschiffs stammen aus dieser Zeit. Um 1500 wurde der Turm erhöht und das Kirchenschiff verlängert. Als die Kirche ihren Zweck als Wehrkirche langsam verlor, wurden im 17. Jahrhundert die ursprünglichen schießschartenartigen Fenster erweitert und das Kirchenschiff erhielt etwas mehr Licht.
Im 18. Jahrhundert erfolgte die Umgestaltung des Kirchenschiffs im damals modernen Barock-Stil.
Anfang des 19. Jahrhunderts erfolgten Renovierungen und Neugestaltung im damaligen Zeitgeschmack.
Weitere bauliche und gestalterische Veränderungen gab es 1937. Der Anschluss der Kirche ans örtliche Stromnetz erfolgte erst 1968.
Nach 1990 erfolgten Baumaßnahmen zur Sicherung, Sanierung und Restaurierung der Kirche, auch mit dem Ziel, die Veränderungen des 19. und 20. Jahrhunderts zurückzubauen, was bisher aus finanziellen Gründen nicht vollständig gelungen ist.
Die Kirche, die zu ältesten der Region gehört, wurde als Saalkirche aus Bruchsteinen errichtet und ist heute wieder unverputzt.
An der Außenwand der Apsis sind 2 alte, ziemlich verwitterte Grabsteine aus der Mitte des 19. Jahrhunderts angebracht. Dazwischen wurde eine Grabplatte oder ein Epitaph montiert, dass aber bis zur Unkenntlichkeit verwittert und somit mit den Rudimenten der Inschrift nicht mehr datierbar ist.
Die Kirche ist auch Taufkirche von Friedrich Nietzsche. Sein Vater Carl Ludwig Nietzsche (1813-1849) war von 1842 bis zu seinem Tod der Pfarrer von Röcken.
Sie kann in der Regel in der warmen Jahreszeit besichtigt werden (siehe oben).
In der Kirche sind die romanischen Pfeiler mit den Palmettenornamenten (Schmuckelemente in Form eines Fächerpalmblattes) aus dem 12. Jahrhundert sehenswert.
Über dem Eingangsbereich befindet sich die Orgelempore, die einen großen Teil des Kirchenschiffs einnimmt, so dass sich etliche Sitzplätze unter der Orgelempore befinden. Die Orgel selbst wurde 1788 eingebaut, ist aber älter und stand ursprünglich in der Rittergutskapelle von Goddula (ca. 20 km südwestlich von Leipzig).
Dem Eingang gegenüber steht der, die an dieser Stelle ganze Raumbreite ausfüllende, Kanzelaltar aus dem Jahr 1795. Der Altar einschließlich Säulen ist aus Holz, der Altartisch davor aus Naturrohstein.
Im gleichen Jahr wurden auch die hölzernen Emporen eingebaut. Sie sind verziert mit Bibelzitaten und an den Stirnseiten mit je 8 wunderschönen gemalten Wappen. Auch die Tragebalken der Emporen sind bemalt.
Der schlichte Taufbeckenständer ist ebenfalls aus Holz.
An den Wänden des Altarvorraums hat man 2 Epitaphe für die letzten Ritter v. Kratzsch aus dem 17. Jahrhundert angebracht.
Beide Epitaphien standen ursprünglich im heute nicht mehr existenten Erbbegräbnis der Ritter v. Kratzsch, die bis ins 17. Jahrhunderte die Besitzer von Röcken waren, an der Südseite der Kirche.
Die Epitaphien können nach derzeitigen Stand keiner Person konkret zugeordnet werden. Bei einem Epitaph ist die Widmungsinschrift unleserlich, bei dem anderen enthält der Text keine konkreten biografischen Angaben und Jahreszahlen.
Bei diesem Epitaph gibt es nur allgemein eine Aufzählung der Titel. An erste Stelle steht dort „D(ER) // V(ON) // K(RATZSCH)“. Es wird vermutet, dass es sich um das Grabmal für Heinrich v. Kratzsch (um 1540) handeln könnte (Quelle: https://www.inschriften.net/).
Fazit: Sehr schöne Kirche, die sich aber ohne Drohne nur sehr schlecht fotografieren lässt, da sie sehr „eingebaut“ und der umgebene Kirchhof sehr klein ist. Es gibt keinen „fotogenen“ Abstand zur Kirche, was aber jetzt kein Grund für einen Sterneabzug ist.[verkleinern]
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