Wenn böse Menschen agieren, ist es ein Segen, so einen Anwalt zu finden
Als mir vor einigen Tagen ein großformatiger Umschlag einer Berliner Rechtsanwaltskanzlei ins Haus flatterte, ahnte ich bereits vor dem Öffnen Übles…
Inhalt: eine Abmahnung. Kostenpunkt: runde 8000 Euro !
Mit zitternden Fingern blätterte ich in den üppigen 17 Seiten des Schreibens herum, bis mir der Grund für diesen Schock am Mittag gewahr wurde: auf meiner Website nutze ich neben eigenen auch fremde Fotos,... weiterlesen heruntergeladen von einer öffentlichen Bilderdatenbank, mit freien Nutzungsrechten bzw. vom Fotografen bewilligter Nutzung.
Einer dieser Fotografen ging nun gegen mich vor und mahnte mich, das besagte Foto sofort von meiner Seite zu entfernen und ihm pronto seinen Schaden zu ersetzen.
Hektisch und mit sehr nervös klopfendem Herzen suchte ich in meinen Unterlagen herum, bis ich einen über fünf Jahre alten eMail-Schriftwechsel mit just diesem Fotografen fand, in dem er mir nach Zahlung von 10 Euro (zum Glück per Paypal, daher nachweisbar) nicht nur das uneingeschränkte Nutzungsrecht einräumte, sondern auch auf die Nennung seines Namens als Urhebernachweis verzichtete.
Erste Erleichterung machte sich breit… aber nur bis zu dem Moment, als mein Mann mit gekrauster Stirn auf den Namen des Fotos zeigte: im eMail-Schriftwechsel hieß es ganz anders als in dem anwaltlichen Mahnschreiben ! Und ich hatte nur den Namen des Fotos, ohne Bildnachweis.
Meine Gutgläubigkeit hat mich schon oft in Schwierigkeiten gebracht, aber hier schien sich ein Super-GAU anzukündigen. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt im Gedanken daran, was so ein böser Mensch anzurichten vermag.
Ein Anwalt musste her, mit dem Fachgebiet Internet-Recht - aber bitte schnell ! Online wurde ich fündig; wir fackelten nicht lange und eilten in die Stadt.
Herr Dr. Triltsch war zum Glück anwesend und hatte einen Moment Zeit. Nach einer freundlichen Begrüßung hörte er mir aufmerksam zu, krauste aber auch die Stirn: "Es ist absolut erstaunlich, dass Sie eMails von vor fünf Jahren aufbewahrt haben - aber ohne Nachweis, welches Bild Sie damals genau gekauft haben, wird es schwierig." Das wollte ich nicht hören ! Mir begannen die Knie erneut zu schlottern. Gemeinsam dachten wir darüber nach, was nun zu tun sei. Es musste ein unstrittiger Nachweis her, für welches Foto ich damals die Rechte erwarb.
Dr. Triltsch erklärte uns, welche Möglichkeiten der Reaktion bestanden. In mir begann, sich neben der Sorge auch Ärger zu regen. Immerhin hatte ich in Treu und Glauben völlig korrekt gehandelt und sollte nun dafür bestraft werden ?! Nicht mit mir ! Wir planten die Vorgehensweise: Nachgeben kam darin nicht vor. Im Notfall muss ich eben einem Richter den Fall aus meiner Sicht darstellen und darauf hoffen, dass auch der Recht bekommt, der Recht hat. "Nehmen Sie Kontakt zur der Bilderdatenbank auf, vielleicht kann man Ihnen dort helfen. Dann sehen wir weiter."
Bedrückt verabschiedeten wir uns von dem freundlichen Dr. Triltsch und rasten zurück nach Hause, wo sich hektische Betriebsamkeit breit machte - ich wollte jetzt nur noch eins: den unanfechtbaren Beleg für meine Unschuld finden.
Das Schicksal quälte mich nicht lange: noch am selben Abend erhielt ich eine eMail von der Bilderdatenbank, in welcher haarklein aufgelistet war, welches Foto ich von welchem Fotografen wann heruntergeladen hatte - mit Bildnachweis ! Der Plumpser, mit dem mir in diesem Moment der Stein vom Herzen fiel, war sicherlich sehr weit zu hören.
Triumphierend übergaben wir am nächsten Tag Dr. Triltsch das begehrte Schriftstück. "Geil !" rutschte es diesem heraus, "Jetzt kehren wir den Spieß um.". Oh ja, nur zu. Erleichterung machte sich schlagartig breit, und meine Laune wurde wieder rosig.
Schon am kommenden Tag klingelte mein Handy und Dr. Triltsch überbrachte mir diese freudige Nachricht: "Die Gegenseite gibt an, es handle sich um ein Versehen. Das wollte ich Ihnen schon mal mitteilen, damit Sie sich nicht noch länger im Ungewissen befinden." Sehr aufmerksam von dem netten Dr. Triltsch.
Ein paar Tage später erhielt ich diese Aussage dann auch schriftlich und konnte den unerfreulichen Vorfall endlich beruhigt zu den Akten legen.
Fazit: Ein sehr engagierter, menschlicher und netter Fachanwalt, den ich hier gerne weiter empfehle - aber selbst hoffentlich nie wieder brauchen werde ![verkleinern]