Einkaufscenter gibt es, wie man es so salopp feststellt, wie „Sand am Meer“. Die meisten unter ihnen wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte erreichtet. So hatte ich mehr als einmal den Eindruck gehabt, dass es immer die gleichen Geschäfte unter den „uniformen“ Fassaden stecken. Bei manchen unter ihnen stellt sich die Frage nach dem „Sinn“, weil es dort weitgehend Leerstand herrscht. Hier und da gibt es sicherlich Fans solcher Einkaufsmöglichkeiten, doch ich gehöre nicht dazu. Über sehr lange... weiterlesen Zeit sah es so aus, als ob ich meine Vorurteile allerorts nur Bestätigung finden und keine „Ausnahme“ zu diesem zu finden wäre. Wie toll ist es herauszufinden, dass es dennoch ab und zu eine solche überraschender weise an einer unscheinbaren Stelle zu Tage trifft. In Limburg hat es sogar eine ganz besondere Bewandtnis, was historisch hinter der WERKStadt Limburg“ steckt. Folgt mir (unauffällig) nach, denn nicht nur die räumliche Nähe zum hiesigen Bahnhof weist in diese Richtung hin!
Bei Bauten, die unter Denkmalschutz stehen, ist deren Nutzung, nachdem die ehemalige, aus welchen Gründen auch immer, aufgehoben wurde, nicht immer gewiss. Bei ersten Anschein, als ich dieses Areal betreten habe, hatte ich den Eindruck gehabt, dass es sich um eine Industrieanlage handeln könnte. Die vielen sichtbaren Rohre, weite Gänge und die sonstige Optik haben bei mir die Idee aufkommen lassen, dass es sich um eine Neunutzung einer „Fabrikhalle“ handeln könnte. Was es genau sein könnte, blieb aber vorerst für mich unbekannt. Es gab aber eine Möglichkeit sich eine eigene Zeitung dieses Einkaufscenters mitzunehmen. Dort aber auch im Netz habe ich mehr dazu gefunden.
In einer Zeit, als das Reisen eher ein Privileg der Reichen gewesen war, kam der Eisenbahn im 19. Jahrhundert eine besondere Rolle zu. Es sollte noch weitere Jahrzehnte dauern, bis das erste Automobil gebaut und gefahren werden sollte. In einzelnen Regionen heutigen Deutschlands gab es Versuche eine entsprechende Infrastruktur zu schaffen. Mit der Zeit entstanden aus kleinen regionalen Eisenbahnanbietern, durch mehrere Zusammenschlüsse welche, die weite Gebiete unter sich vereinten. Auch das war zwischen Limburg, Wiesbaden und später Frankfurt / Main der Fall gewesen. Als jene Bereiche Preußen unterstellt wurden, gab es weitere Veränderungen, die aber hier Nebensächlich sind. Jedenfalls, was in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle spielt, ist die Tatsache, dass bereits ab 1862 an dieser Stelle eine (für Außenstehende „unsichtbare“) Reparaturwerkstatt der Eisenbahn eingerichtet wurde. Bis 1880 musste diese, aufgrund von gestiegenen Anforderungen mehrmals erweitert werden. 1922, als es ein Teil der Reichsbahn wurde, gab es eine sehr bewegte Geschichte, die einige Tiefen enthielt.
Die einschneidendste erfolgte definitiv während des 2. Weltkriegs. Das Werk wurde zwischen dem 19. 4. 1944 und dem 25. 4. 1945 dreimal bombardiert und war schließlich zu 85% zerstört! Das Betrieb wurde als wichtig erachtet, sodass er danach schnell wiedererrichtet wurde. In den 1950-er Jahren als nach und nach die Eisenbahn auf den Strom- bzw. Diesel umgestellt wurde, war ein weiterer Um- und Ausbau notwendig. Dazu gehörte auch die Umrüstung jener (früherer) Züge, die als „geeignet“ erachtet wurden.
Man kennt es selbst: Veränderungen lassen sich nicht vermeiden und es ist entscheidend, wie man sich auf sie einstellt. In den späten 1970-er Jahren gehörte es zu den Aufgaben dieses Werks, dass die (nostalgischen) Dampflokomotiven zerlegt und weiter verwertet wurden. Von da aus war es nur noch eine Frage der Zeit, wo weitere Neuerungen als nicht mehr „wirtschaftlich“ erachtet werden. Theoretisch ist vieles möglich aber der „Strukturwandel“ ließ sich nicht „aufhalten“! Bereits in den 1980-ern sah es so aus, dass ein Fortführen nicht mehr „zukunftsfähig“ sei. Mit dem Einzug der (leistungsstärkeren) ICEs bei der deutschen Bahn (die genaue Bezeichnung zu der Zeit kenne ich persönlich nicht…) gab es bereits die ersten Entlassungen, die (laut eigenen Angaben) das „Fortführen leichter machten“. Es klingt schon für mich, wie ein „böser Scherz“, wenn man im weiteren erfährt, dass nach der Wende und dem Zusammenschluss mit der „Ostbahn“ erneut Stellenabbau gegeben hatte. Zu dem Zeitpunkt war das Ausbesserungswerk der wichtigste Arbeitgeber der Region, bei dem in den Spitzenzeiten bis zu 600 Azubis gleichzeitig (1987 immerhin noch 200) in verschiedenen Bereichen tätig gewesen sind. Hinzu kamen weitere 750 Beschäftigte beim 100. Bestehens Jubiläum! Kein Vergleich mit den 3.000 unmittelbar vor dem 1. WK! Es sollte die letzte große Feier dieses Unternehmens werden :(! Es soll noch ein sehr kleiner Bereich existieren, bei dem der technische Zustand der Züge neben dem Bahnhof überprüft werden kann aber eine solche wichtige Rolle, wie das Werk zuvor besitzt es nicht mehr.
2002 wurde das AUS beschlossen. Schon bald stellte sich die Frage nach einer (sinnvollen) Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Areals. Es ist ein gutes Beispiel, wie man (in mehreren Abschnitten) eine „zeitgemäße Nutzung“ möglich macht, ohne das der Charme des Vergangenen verloren geht. Das Denkmal als solches musste dennoch an die neuen „Rahmenbedingungen“ angepasst werden. Gleichzeitig sollte das gründerzeitliche Erscheinungsbild beibehalten werden! Die Denkmalbehörde unterstrich dabei, dass „Das ehemalige Ausbesserungswerk als hochrangiges Industriedenkmal und Zeitzeuge der Geschichte des Eisenbahnbaues gilt. […] mit seiner Erscheinung ist es im Typus mit den damaligen Markthallen vergleichbar.“ Die behutsame Annäherung an dieses „Ziel“ ist aus meiner Sicht bestens gelungen. Das ist ein gelungenes Beispiel für eine gleichberechtigte Zusammenarbeit zwischen dem Eisenbahnbundesamt als Träger des Geländes, der Stadt Limburg, der es wichtig war, eine Neunutzung, von der viele „profitieren“ sollten, als auch (und nicht zuletzt) den verschiedenen Landes- und Stadtbehörden, die es im Sinne des Denkmalschutzes umgesetzt haben wollten.
In einem 6 Jahre dauerndem Prozess wurden die 2600 m² großen Hallen 2015 neu eröffnet. Auf den ersten Blick erschien mir diese Passage recht klein bemessen aber dieser Anschein täuscht, wie man es bereits an der von mir erwähnten Größe erkennen kann. Ursprünglich war die „Kachelabteilung“ unser ziel, die wir am Bahnhof erst gar nicht gefunden haben, sondern auf die Werkstadt Limburg verwiesen wurde. Erst danach wurde ersichtlich, dass es hinter einer Art Innenhof es weiter ging. Wir überquerten mehrere unterschiedlich große Räume, bevor hinter einer Bühne das Gesuchte uns offen stand. Vor Corona war die Nutzung der Sanitärräume kostenlos gewesen. Die Kabinen waren zwar klein bemessen aber sehr sauber.
Insgesamt gibt es (laut eigenen Angaben) 70 Geschäfte unter einem Dach. Positiv ist, dass am Eingang (neben dem Bahnhof) gibt es einen Infostand, an dem man sich ein Übersichtsblatt mit den jeweiligen Gegebenheiten mitnehmen kann. Was ich bei meiner Recherche bedauerlicher weise feststellen musste, dass auch wenn es einst den Mittelpunkt des ganzen dargestellt hatte, das Spezialitätrestaurant, das wir besucht haben, existiert leider nicht mehr. Eine neues gastronomisches Angebot gibt es schon, doch dazu kann ich keine weiteren Angaben machen. Bei der Gelegenheit haben wir uns in dem Supermarkt „tegut“ (das vor allem in Hessen und Franken zu finden ist) mit einigen Lebensmitteln eingedeckt, die wir für die bevorstehende Rückreise nach Düsseldorf benötigt haben. Dieses Geschäft ist, wie ich es mitbekommen habe, gleichzeitig das größte unter denen, die man dort finden kann.
Die anderen ist aus solchen Shoppingcentern bestens bekannt: Klamotten, mehr oder weniger bekannter Anbieter, ein wenig Deko, was zu essen und weitere Dienstleistungen, die man sich auf der hier verlinkten HP anschauen kann. Wenn man in Limburg sein sollte, unbedingt sich dieses ungewöhnliche Geschäft mit einer Neunutzung, die seinesgleichen sucht! Wie ich auf einem Übersichtsblatt gesehen habe, liegen einige weitere Einkausmöglichkeiten zwar außerhalb des beschriebenen Gebäudes aber sie gehören ebenfalls dazu. Da braucht man nur ausreichend Zeit, um das ganze auf sich wirken zu lassen! Der Zugang ist fast durchgehend barrierefrei. Falls ich erneut nach Limburg kommen sollte, gehört ein weiterer Rundgang einfach dazu, was ich auch anderen empfehlen möchte![verkleinern]