Der Rufer ist eine Bronzefigur, die über die Elbe in Richtung Hohnstorf schaut und es sieht so aus, als ob er den Fährmann rufen wollte. Aber lest nun mal die Geschichte, die ich im Wochenend Anzeiger für Lauenburg gefunden habe.
Der Bildhauer Karl Heinz Goedtke, der neben dem Till Eulenspiegel diverse andere bekannte Werke geschaffen hatte, erhielt 1952 einen Auftrag des Bezirkskrankenhauses Leipzig-Dösen. Laut seiner jetzt wiederentdeckten Skizzen und Fotos handelte es sich um eine... weiterlesen
Figurengruppe mit drei Ärzten und einer Figur mit einer Flasche in der Hand.
Die Skizze und Foto zeigt die Gruppe als „Der Trinker“. Hier sitzen vor dem stehenden Trinker drei Ärzte mit Stethoskop um den Hals. Man vermutete in den Personen den Chefarzt, den Oberarzt und einen Protokollführer zu sehen. Die Gruppe mit der stehenden Figur mit Holzbein und eben der Flasche in der Hand ist zwar gegossen aber nie ausgeliefert worden.
Ob politische oder finanzielle Gründe die Auslieferung verhindert haben, ist ungeklärt.
Der Bürgermeister von Lauenburg Richard Reuter nahm 1956 Kontakt zum Künstler auf, da er ein passendes Denkmal für seine Stadt aufstellen lassen wollte. Der Bildhauer Goedtke hatte ja schon eine Figur und da es seit 1954 Winkelschleifer, auch bekannt unter dem Namen „Flex“ , gab, flexte er vermutlich die Hand mit der Flasche und das Holzbein ab.
Niemand wusste, dass der Trinker zerlegt und umgestaltet wurde. Hätte man ihn in alter Form aufgestellt, so wäre er für die Lauenburger Schifferbrüderschaft zu mager und die Touristen hätten falsche Schlüsse auf die Kochkunst in der Stadt ziehen können.
Das fehlende Bein erneuerte er durch ein angewinkeltes Bein und die fehlende Hand mit der Flasche positionierte er neu mit der Hand, die die Augen vor den Sonnenstrahlen schützte. So steht er nun seit über 50 Jahren an seinem angestammten Platz und schaut über die Elbe.
Die zweite Hälfte der Plastik mit den drei Ärzten funktionierte er ebenfalls um, entfernte mit der Flex das Stethoskop und nannte sie nun „Die Wartenden“. Diese Skulptur steht seit 1967 vor der Hauptpost in Lauenburg. Ich habe sie entdeckt und fotografiert.
Was ruft der „Rufer“ denn nun wirklich? „Prost meine Herren!“? und sollte der Platz, das Restaurant und die Skulptur nun umbenannt werden? Dazu meint der Neue Bürgermeister Andreas Thiede:
„Nein, denn jeder verdient eine zweite Chance, auch ein ehemaliger Trinker!“
Quelle: Wochenend Anzeiger
Fotos der Skizze: Stefan Tomaszewski
(Hört hört, haben wir das nicht gerade auf einem Parteitag gehört, wo so einer Bundeskanzler werden will??)
Auf einer Bronzetafel zu Füßen des Rufers ist zu lesen:
„Ein Schiffer, dessen Kahn hier vor Anker liegt und auf Fracht aus dem Stecknitzkanal wartet ruft zu einem vorbeifahrenden Elbschiff hinüber. Einen morgendlichen Gruß?, Einen derben Spaß?, Einen wichtigen Hinweis?“
oder nur "Prost Prost Prösterchen"[verkleinern]