Nachtrag Juni 15:
gestern habe ich nach langen Jahren die Basilika erneut besucht. Ein gesonderter Beitrag über die goldene Kammer folgt noch, auch wenn es für einige, nicht nur mich befremdlich wirken kann. Weitere Details dort.
Es besteht auch die Möglichkeit sich die Schatzkammer (von der ich bis jetzt keine Ahnung hatte) während einer geführten Tour anschauen kann. Leider (habe ich bei der Gelegenheit erfahren) wird es von durch externen Anbietern geführt und zwar von der Kölner VHS.... weiterlesen
der 2. Nachteil ist (für Auswärtige ohne Kenntnis dieser Tatsache), dass eine vorherige Anmelung voraussetzung dafür ist. Natürlich sind diese kostenpflichtig. Details werden ggf. mitgeteilt, falls es so weit sein sollte!
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Knochen haben im Mittelalter eine große Rolle gespielt, nicht nur aus religiöser, sondern auch finanzieller Hinsicht waren sie begehrte Objekte, die jeder haben wollte, weil sie zum Selbstverständnis der Zeit einfach dazu gehörten. So verwundert es nicht wenn man sich vor Augen führt, dass durch Deckungsgleichheit von einer Weihestätte der Römer, im Laufe der Zeit mit zahlreichen Gräbern, eine Hinrichtungsstätte der hier verehrten Heiligen Ursula eine riesige Armee, statt einiger Frauen geworden sind.
Reliquien, übten über Jahrhunderte eine große Faszination aus, so entstanden vielerorts, wie in dieser Kirche, die sog. “Beinkammern”, die im Falle der St. Ursulakirche die “goldene Kammer” trägt. Den heutigen Besucher erfasst zuerst ein Schauer, wenn er den Raum betritt, doch es mischt sich ein wenig staunen über das, was dort zu sehen ist!
Der Raum befindet sich direkt neben dem Eingang, doch ist er nicht immer zu den gleichen Zeiten eröffnet, wie der Rest der Kirche. Diese kann man unter:
https://www.golocal.de/koeln/vereine/goldene-kammer-in-der-st-ursulakirche-gefuehrt-duch-freunde-foerderer-von-st-ursula-YUTP6/
In diesem Bereich ist das fotografieren ohne Blitzlicht möglich! Es ist ein Besuch wert, wenn man schon dort sein sollte, denn es ist auch ein Zeugnis der handwerklichen Kunst der vergangenen Jahrhunderte. Noch etwas möchte ich zu dem schreiben, was das besondere an der “goldenen Kammer” ist: die Knochen der vermeidlichen “Märtyrerinnen” sind sehr kunstvoll zusammengesetzt zu Mustern, zwischen ihnen, falls der Platz es zulässt, stehen Reliquiare mit verschiedenen Körperteilen der Verstorbenen, die fast alle nach der adeligen Mode des 13.-18. Jahrhunderts angezogen ist. Jede von ihnen besitzt ein individuelle Gesichtszüge und unterscheiden sich auch in ihrer Aufmachung, das verwundert gar nicht, denn sie wurden von verschiedenen Künstlern entworfen! Doch mehr an passender Stelle.
Nun möchte ich mich der eigentlichen Sehenswürdigkeit widmen, einer weiteren romanischen Kirche Kölns, die über die Jahrhunderte sich sehr großer Beliebtheit, nicht nur bei den Stadtbewohnern, sondern auch bei den Pilgern, die hierhin (ab 1164) zu den “3 Königen” gekommen sind, sich erfreute.
Im Gegensatz zu dem, was ich gerade geschrieben habe, ist die eigentliche Kirche recht schlicht gehalten. Das Innere wird von dem Sarkophag der Namensgeberin, der sich ein wenig abseits befindet, bestimmt. Nicht alle Teile sind, als original der ersten Zeit erhalten, denn unter anderem durch Brände ist einiges verloren gegangen, ergänzt oder einfach nach dem Zeitgeschmack angepasst worden.
Vieles liegt im dunkel der Geschichte, was die Vorgängerbauten ab dem frühen 4./5. Jahrhundert, und die Legende der Heiligen Ursula, die sich zu besagter Zeit ereignet haben soll, wie bereits erwähnt, immer neue Grabfunde führen zu der sagenhaften Zahl von 11.000 Begleiterinnen, die von den Hunnen bei Köln erschlagen worden sind.
Laut neuesten Erkenntnissen sind einige der Stelen so gut erhalten geblieben (man kann sie im römisch-germanischem-Museum bewundern), dass sie etwas anderes Erzählen, als das was man lange annahm!
Eigentlich muss man sie völlig neu interpretieren, denn es waren, laut Chronik weder gab es im Jahre 922 einen Ungarnüberfall, noch sind welche ausländischen Besucher verzeichnet, die auf diese grausame Art und weise umgebracht worden sind. Die geschichtlichen Fakte sind das eine, doch aus christlicher Sicht, gehört es zu jenen Sachen, die im kollektivem Bewusstsein sich bis ins heutige Zeit ihre Gültigkeit bewahrt haben, an denen kaum einer der Besucher Anstoß nehmen möchte...
Im Jahre 1106 im Zuge der Stadterweiterung wurde auch mit dem Bau der romanischen Basilika begonnen, als es kaum im 13 vollendet wurde, entschlossen sich die Stiftsdamen für seine gotisches Aussehen nach Außen zu sorgen, man wollte nicht dem Dom in dieser Beziehung nachstehen (siehe ggf. auch dort). Da es sich um eine Zweigstelle des Essener Stiftes (Siehe auch ggf. unter Domschatzkammer Essen nach) handelte, musste dort eine Erlaubnis einbezogen werden, eine der Reliquien wurde zwecks “Geldbeschaffung” in ein Glassarg von den Dominikanern (die die Stiftsdamen vertreten haben) bis nach Paderborn getragen, um durch Ablaßbriefe an die benötigte Geldsumme zu kommen. Das geschah in den Jahren 1247 und 1267. Ende des 13. Jahrhunderts war der Chor dann vollendet und 1287 auch eingeweiht worden.
Ein weiterer Eingriff erfolgte nach dem großen Stadtbrand von 1659, die sonst gotische Kirche erhielt eine barocke Haube verpasst, sowie der Sarkophag der Heiligen Ursula eine würdige “Hülle” aus Marmor, seitdem steht es in nördlichen Querhaus. Die nicht mehr vorhandenen Bleiglasfenster sollen sie in ein besonderes Licht “eingetaucht” haben, das berichtet jedenfalls ein überlieferter Brief aus der damaligen Zeit, die Wirkung auf den Betrachter. Nach deren Zerstörung im 2. Weltkrieg wurden sie mit einfachem Glas ohne jegliche Verzierungen ersetzt.
Bis heute habe ich es selbst nicht gewusst, doch das schlichte Tonnengöwelbe stammt aus dem 19. Jahrhundert, die während der Restaurierungsarbeiten der Zeit wiederhergestellt wurden, die meisten barocken Änderungen wurden ebenfalls rückgängig gemacht.
Dabei spielte die englische Prägung der Neogotik eine große Rolle, denn die ausführende Firma >>Dixon>>, sich darauf spezialisiert hatte, die Entwürfe für die Skulpturen zwischen den Fenstern im Westen war Wilhelm Buschulte verantwortlich gewesen. Es war eine riesige Überraschung gewesen, als man dabei im Chorraum unter dem barocken Überbau den gotischen Hochalter entdeckt hatte. Er ist eine weitere Attraktion, die man sich bei dem Besuch nicht entgehen lassen sollte!
Viele Menschen haben im laufe seiner Geschichte daran gearbeitet, es ist eine besondere “Ehre” es euch vorgestellt zu haben! Es ist bei Leibe nicht alles, was ich dazu schreiben könnte, es soll schließlich ein Anreiz da sein, es sich selbst anzuschauen! Wenn ich (bzw. Einer der netten Kölner) bei nächsten Besuch für die nötigen Bilder zu verlinken, denn bei mir ist es schon sehr lange her, als ich es letztes mal besucht habe, da müsste ich erstmals mühsam danach suchen! Trotzdem ist es eine weitere Kirche, die man in Köln sich anschauen sollte, auch wenn sie ein wenig außerhalb der “üblichen Touriroute” liegt!
Ein Detail habe ich dennoch selbst durch Zufall mitbekommen: die hier ausgestellten Steinsarkophage hat man bei diversen Ausgrabungskampagnen bergen können. Sie weisen in die römische Zeit von Colonia zurück. Ihre Schlichtheit ist schon beeindruckend... Am besten selbst davon überzeugen![verkleinern]