sehr gut für alt und jung
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Bewertungen zu Naturbad-Strandbad Kißlegg am Obersee
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Nach meinem Rückzug vom Bodenseeufer landete ich nach zwei Zwischenstationen in meinem jetzigen Domizil auf der grünen Wiese am Waldrand in der Nähe von Bad Wurzach, wo ich in diesem Leben wohl nicht mehr wegkommen werde, denn ich habe die uralte aber gemütliche Hundehütte mit dem riesigen Grundstück kurzerhand gekauft. Mit 57! Nun endgültig weitab von meinem geliebten Lindenhofbad (siehe Beitrag) bzw. von den fast perfekten Wildbademöglichkeiten in unmittelbarer Nähe meiner letzten Lindauer... weiterlesen Adresse klapperte ich alle Naturbäder im Umkreis ab, denn in den Fischweiher fast direkt vor dem Haus kriegte ich meine Mädels und genaugenommen auch mich nicht rein.
Da hingen überall Schilder rum 'Baden strengstens verboten', gezeichnet vom Angelverein westliches Allgäu. Was hatten die hier überhaupt zu suchen? Plötzlich konvertierte ich vom weitläufigen oberschwäbischen Seehasen aus dem Westallgäu zum reinrassigen Oberschwaben und ging zum Bürgermeister. Ja, also juristische Grundlage gebe es für die Beschilderung nicht, der Weiher gehöre allen und wir dürften jederzeit hineinhüpfen, müßten dabei allerdings damit rechnen, daß ein zweimetriger Riesenwels mit uralten Eigentumsrechten hungrig nachgucken kommt, was wir in seinem 'Garten' verloren haben. Ups?! Also das ‚hungrig‘ = möglicherweise gefräßig kam etwas verstörend bei uns an. Also doch kein Privatstrand mit Bootssteg.
Meine Suche in den Nachbargemeinden Waldsee, Wurzach, Leutkirch und sogar Aitrach fand ihr Ziel schließlich im Naturbad-Strandbad Kißlegg am Obersee, auf das diese Bewertung abzielt. Diese Anstalt war meinem ehemaligen Naturbad-Seebad Lindenhof in jeder Hinsicht am ähnlichsten, was Anlage und Ausstattung betrifft. Diesbezüglich verweise ich den Leser auf die Website http://www.ab-ins-schwimmbad.de/Kisslegg/Naturbad-Strandbad-Kisslegg-am-Obersee.html, die für mich die zutreffendste Beschreibung darstellt. Kleines Sahnehäubchen: Rechts oben in der Ecke kann man sich mit dem Lindenhofbad verlinken lassen, die stecken wohl alle unter dem Sonnenhut in der Bildmitte.
Die ausgesprochen sorgfältig gepflegte Anlage wird zum Teil von hohen Bäumen durchbrochen abgeschattet, sodaß man sich das Mitschleppen eines Sonnenschirmes ersparen kann. Das lautstark umtobte Kinderplanschbecken ist am südlichen Rand des Areals installiert und mit dichten Buschreihen akustisch gegen den Rest der Liegewiese abgeschirmt, sodaß selbst extrem Ruhebedürftige ab einer gewissen Entfernung auf ihre Kosten kommen. Wovon ich als alter Zausel mit permanenten Rückenschmerzen sehr angetan bin, ist, daß nicht unweit vom Ufer Parkbänke installiert sind, die mir und auch anderen Senioren einen auch knochenentspannenden Badetag ermöglichen. Niedlich fand ich, daß das Bad kurzatmigen Lungen von mit kindlichen Aufblasaufträgen eingedeckten Erziehungspflichtigen eine tatsächlich geräuschlose und auch kindersichere elektrische Hochleistungsluftpumpe an einem Peleton in der Mitte der Liegewiese zur Verfügung stellt, damit der stolze Sproß sein nun pralles Monster tatsächlich auf dem kürzestmöglichen Weg zu seiner Decke oder was auch immer navigieren kann.
Die DLRG ist in der Regel mit 2 Mann vertreten, von denen einer auf der Plattform des in der Bildmitte unübersehbaren 'Controltower' thront und von dort aus seinen Kollegen, der beständig mit dem akkugetriebenen Rettungsfloß patrouilliert, im Notfall per Gebrüll und Gefuchtel zur Gefahrenstelle lotsen kann bevor er selbst direkt von dort aus ins Wasser springen und dorthin schwimmen kann. Für die Sicherheit der Badegäste ist also hier geradezu beispielgebend gesorgt.
Warum diese Badeanstalt keine 5 Sterne gekriegt hat liegt daran, dass sich für mich unerklärlicherweise am östlichen Ende des Anstaltsufers, also direkt am Grenzzaun eine Art Reuse installiert ist, aus der sich ein entsetzlicher Geruch nach fauligem Abwasser auch gegen den Wind ausbreitet. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es der Gemeinde Kißlegg nicht möglich ist, diese mit Sicherheit nicht statthafte Einleitung von ungeklärtem Abwasser in den Obersee per Gerichtsbeschluß zu unterbinden, zumal ja das gemeindeeigene Bad darunter leidet. Denn dass die Liegewiese 25 m um diese Stelle herum aussieht wie bei Schlechtwetter kommt ja nicht von ungefähr.
Diesmal waren es ungewohnt viele Fakten von mir, dafür gibt es nur eine der von mir nun schon gewohnten Anekdoten:
Jeder kennt Eichelhäher zumindest dem Namen nach: Wunderschöne taubengroße Vögel mit blauweiß selbstleuchtendem Brustgefieder, in der Regel sehr scheu, lange Zeit kannte ich nur ihren unverwechselbaren Ruf: Ein sekundenlanges kreischendes Gelächter. In den letzten 30 Jahren sind sie, wie viele andere Wildtiere auch, dahintergekommen, dass der moderne Mensch in der Mehrheit satt und gutartig ist und dass sich in seiner Nähe immer was zu futtern findet. Also warf man die Scheu über Bord und verlegte seinen Lebensraum an den Waldrand.
Der Baum mit dem hohen Stamm, unter dem ich auf dem Rücken lag, war zwar kein Waldrand, da schien der Navigationscomputer eines Hähers einen kleinen dropdown gehabt zu haben. Jedenfalls hockte ein solchiger etwa 10 m genau über meiner in den Himmel bzw. die Krone der langstieligen Kiefer oder Föhre oder wieauchimmer ragenden Nasenspitze auf.
Die Badeanstalt mit ihren vielen Menschen erschien ihm wohl wie eine extra für ihn gedeckte Festtafel. Jedenfalls hatte ich wie noch nie zuvor Gelegenheit, von unten, also von der Schokoladenseite her, ein Exemplar dieser Gattung beim seelenruhigen Gefiederputzen zu beobachten. Da ich exakt senkrecht unter ihm lag, rutschte ich ganz vorsichtig etwas zur Seite, um nicht von seinem obligatorischen Lastabwurf bei einem eventuellen Start getroffen zu werden. Dieses Ruckeln schien ihn doch etwas zu irritieren, denn er stellte seine emsige Tätigkeit ein und begann, mich mißtrauisch zu beäugen.
Wie jeder extrem kurzsichtige Mensch habe ich im Lauf des Lebens die Fähigkeit erworben, durch willentliche Verengung meines Gesichtsfeldes die Schärfentiefe zu verbessern, also gewissermaßen zu zoomen. Das hat nichts mit der Physik des Strahlenganges zu tun sondern mit 'Umschaltungen' im Sehbewußtsein. Jeder kann das, aber nur wer ständig mit Aschenbecherböden vor den Augen rumläuft und trotzdem alles verschwommen sieht, braucht das auch und lernt es intuitiv, wie ein Taubwerdender das Lippenlesen lernt ohne einen Lehrgang zu besuchen.
Auf diese Weise konnte ich genau erkennen, wie er seinen Kopf zur Seite neigte, um den komisch beweglichen 'Erdboden' unter die Lupe zu nehmen. Dabei neigte er sich langsam immer weiter vor und dann ging alles so schnell, dass ich wie gelähmt dalag und hypnotisiert nach oben starrte: Wie durch ein schnell betätigtes Varioobjektiv betrachtet wurde der Vogelkopf rasend schnell größer, mein eingebauter 'Zoom' war kaputtgegangen.
Mitnichten, das Tier hatte sich exakt auf meine Nasenwurzel ausgerichtet von seinem Ast fallenlassen. Hätte es sich nicht um einen Vogel mit einem Mindestmaß an Lebenserhaltungstrieb sondern um einen Kiefernzapfen gehandelt wäre mir eine geschwollene Nase sicher gewesen, denn ich kam gar nicht zum Reagieren. Stürzen tat er wie weiland Ju87, der legendäre Sturzkampfbomber der Deutsche Wehrmacht. Und der flog nach Maschinenschaden bekanntermaßen wie ein Stein. Also: Kolbenfresser der überzüchteten Antriebsmaschine im Sturzflug = großer Trichter von der notabgeworfenen Luftmine plus ein etwas kleinerer Trichter vom Aufschlag des Luftfahrzeuges in 20 m Entfernung plus ein roter Fleck vom Piloten in nochmal 10 m Entfernung, der überrascht wurde und zwangsläufig zu spät ausgestiegen ist. Makaber aber leider 1000-fach geschehen.
Aber der Vogel kontrollierte seinen Sturz, die Bewegungen des Fächers an seinem rückwärtigen Ende waren unübersehbar, und das Mistvieh zielte auf mein drittes Auge. Etwa 1 m vor dem unweigerlichen Aufschlag fuhr er die Tragflächen aus und keine 2 Handbreit über meinem Gesicht flog der Häher mit ohrenbetäubendem Brausen der Schwungfedern und natürlich unter Lastabwurf eine elegante Abfangkurve, ging wieder in einen antriebslosen Steigflug über, landete auf einem etwas tiefer gelegenen Zweig der Nachbarkiefer und lachte mich von dort weithin schallend aus. Seine ‚Luftmine‘ war auf meiner Stirn knapp unter dem Haaransatz eingeschlagen, hatte also aus seiner Sicht maximale Wirkung erzielt.
Natürlich unterstelle ich dem Vieh keine allzu weitreichende Intelligenz, aber die fliegerische Leistung als Sturzkampfbomber und die ausgefeilte Strategie, mich genau dort zu treffen, wo es mich mit am meisten ärgern mußte, nötigte mir im Nachhinein eine Menge Bewunderung ab. Offen blieb nur die Begründung für diese harmlose und deshalb auch lustige Attacke. Dass er das Husarenstückchen von einem Ju87-Piloten abgeguckt haben könnte, schloß ich eigentlich aus, allerdings weiß ich nicht, wie alt Häher werden können. Mir blieb also nur, meinen Kreislauf wieder herunterzufahren, unter die Dusche zu gehen um mein aktuell weißgrau meliertes Naturtoupet wieder in grau-uni umzufärben. So ein Ferkel!
Das ist nun schon ein Weilchen her, aber immer wenn ich aus dem benachbarten Wald neben unserem Grundstück das typische Gelächter höre, muß ich an diesen doch amüsanten Schreck im Naturbad Kißlegg denken[verkleinern]
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