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Jedes Mal als ich zusammen mit meiner Mama bzw. anderen Personen ins beschauliche Kevelaer besucht haben, schlug ich auch vor das dortige Niederrheinische Museum für Volkskunde und Kulturgeschichte (wie sperrig es sich im Ganzen anhört!) zu besuchen. Ausflüchte gab es unzählige: die Zeit hätte nicht ausgereicht, andere Sachen standen im Mittelpunkt, oder schlicht weg – jedes Mal wurde es auf „später“ verschoben. Die Jahrzehnte seitdem ersten betreten des Ortes verrannen und es sah sehr lange... weiterlesen danach aus, dass sich an dieser Tatsache nicht ändern würde. Es nützte nicht mal die „verlockende“ Aussicht auf wirklich leckere Getränke, die man in der hiesigen Cafeteria gegen kleines Geld bekommen kann. Mir war klar, da brauche ich etwas, womit ich sie erfreuen kann!
Persönlich habe ich das Haus bereits mehrere Male betreten und fand es stets spannend, welche Fülle, die scheinbar „kleine“! Ausstellung zu bieten hat! Man soll aber sich nicht, wie es bei mir und auch bei den Mitmenschen, die es mir gleichtaten, davon „leiten“ lassen, welch unscheinbarer Hinweis dahinführt! Mir wurde erst im Laufe der vergangenen Jahre bewusst, dass all das was man zwischen dem Eingang und dem danebenliegendem Backsteinhaus, über die Passage, die zum eigentlichen Gebäude führt, das alles was man in diesem Bereich zu sehen bekommt, zum Museumskomplex dazugehört! Zum Teil, wenn man in die Fenster guckt, kann man das eine oder andere Exponat erspähen! Die offensichtlichsten, die auch ohne, dass ein Eintritt dafür bezahlt werden muss, sind die Vitrinen im gepflasterten Hof vor dem Haupteingang dort. Es sind Verweise auf einige Schwerpunkte der Sammlung, auf die ich nach und nach kommen werde! Auf der hier verlinkten HP heißt es zwar, dass es sich um ein Regionalmuseum handelt, aber es ist aus unserer Sicht mehr als das!
Der Niederrhein, zu dem die Kreisstadt Kleve gehört blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. So verwundert es nicht, dass 1910 im dazugehörigen Kevelaer eine Heimatstube eröffnet wurde. Sie war der Auftakt, dass ein Freundeskreis gegründet wurde, der begonnen hatte, das zu erhalten, was einst es ausgemacht hatte bzw. für die Nachwelt „schützenswert“ erschien! Dazu gehörten die Zeugnisse der bäuerlichen Alltagswelt, gleichzeitig aber auch Handwerk und die Volksfrömmigkeit. Auf der anderen Seite gleichwohl das bürgerliche Leben, das sich durch sich schon von der Ausstattung der Wohnungen sehr von den anderen unterschied. Es ist ein weiter Bogen, der stetig erweitert wurde und ein Beginn dessen, was man heutzutage sehen kann!
Manchmal gibt es Zufälle im Leben, die einem die Gelegenheit bieten, um auf ein bestimmtes Thema kommen zu können! Ohne, dass ich ein Heftchen beim Antiquariat meines Vertrauens gekauft hätte, würde sich meine Mama ggf. nicht dazu entschließen in diesem Sommer das Museum in Kevelaer mit mir zu besuchen! Unter den Bereichen, die man sich anschauen kann, habe ich das Highlight als „Vorwand“ genommen, dass es sich unbedingt lohnt, rein zu schauen: die historische Puppensammlung, die in weiten Teilen auf die Stiftung Juliane Metzger zurückgeht. Über diese habe ich eine Publikation gefunden, die ich als „Anreiz“ gegeben hatte. Was soll ich sagen, es hat „gewirkt“ ;)!
Das Niederrheinische Museum wurde seit seiner Gründung im Jahr 1958, nachdem das Vorgängerbau im 2. WK zerstört worden ist, wurde mehrmals Um- und Ausgebaut. Durch diese Tatsche bedingt, sind nicht alle dieser Bereiche durchgehend barrierefrei! Das betrifft vor allem die historischen Backsteinhäuser, von denen ich bereits gesprochen habe. Hinzu kommt aber auch der Sonderausstellungsbereich unter dem Dach, der ebenfalls nur durch Treppen erreicht werden kann. Auf eine weitere Besonderheit trifft das gleichermaßen: die Frisierstube, die Zahnarztpraxis und die Zwischengeschosse. Man soll sich aber durch diese Gegebenheiten nicht entmutigen lassen, weil es daneben die meisten anderen mit Aufzügen verbunden sind!
In den letzten Jahren, wo ich hier meine Beiträge veröffentliche, habe ich festgestellt, dass das Spielzeug von einst sich recht hoher Beliebtheit erfreut. Dort haben wir, nachdem die mageren 4 € für den Eintritt bezahlt wurden, auch angefangen! Man weißt nicht, wo man anfangen soll: es sind sicherlich mehrere Tausend Objekte, die man hier zu sehen bekommt! Puppen(Stuben) aus verschiedenen Materialien, Epochen und Kontinenten. Autos, Wasserfahrzeuge, Tiere, Sachen fürs Theater (auch Marionetten und welche aus Papier), Werkzeuge in Miniatur und vieles andere mehr! Wir haben uns reichlich Zeit genommen, um das in Ruhe auf uns wirken zu lassen! Das gilt aber auch beim Klassenzimmer, das auf der gleichen Ebene untergebracht ist. Insgesamt gibt es hier sowohl Raumgroße Glasvitrinen, als auch kleinere Schaukasten, die mit viel Liebe zum Detail thematisch zusammengestellt wurden: unterschiedliche Geschäfte, Alltagsleben aber auch die Glaubenswelt, was in diesem Wallfahrtsort seit Jahrhunderten einen großen Stellenwert besitzt!
Das darf in einem solchem Rahmen nicht fehlen. Hier gibt es sowohl die kirchlichen Objekte, als auch das was man als Volksfrömmigkeit bezeichnet! Am meisten waren wir über die sehr empfindlichen Votivgaben aus Wachs erstaunt, weil sie zum Teil aus der Anfangszeit der Verehrung des Gnadenbildes während des 30-Jährigen Krieges (erstes drittel des 17. Jahrhunderts!) stammen! Es sind im Form gegossene Körperteile (Herz, Gliedmaßen, Kopf, Zahn) da wo es weh tat, Baby / Eidechse bei Kinderwunsch und weitere, auf die ich jetzt nicht mehr komme. Dieser teil ist aber durch einen Vorhang vom Licht geschützt. Bei alten Schriften ist das ebenso angebracht.
Das braucht man definitiv nicht, wenn man sich dem Handwerk zuwendet. Angefangen bei den Werkzeugen und den Produkten, die jeweils hergestellt werden. Man blickt voller Bewunderung auf das was aus Holz und Metall entstand! Um die „Illusion“ perfekt zu machen, sieht es zum Teil so aus, als ob die Werkstatt nur für einen Augenblick verlassen worden wäre. Davon zeugen die „Hinterlassenschaften“ auf dem Boden davon ! Am Niederrhein, wenn wir schon bei manueller Herstellung von Waren sind, die Region ist seit dem Mittalalter für ihre Tonwaren berühmt. Neben den für den Alltagsgebrauch gibt es auch welche, die als Schauobjekte bewusst in Auftrag gegeben wurden. Darunter auch welche mit Andachtsbildern und von vorne hinein als „Vorzeigeobjekt“ als Platte oder Kanne.
Was ich darüber hinaus erwähnenswert finde, dass man innerhalb dieser Mauer auf vielfältige Weise auf das Alltagsleben der Vergangenheit verwiesen wird. So gibt es sowohl eine Küche mit dem dazugehörigen Zubehör, neben einem Salon einer Adelsfamilie gleichberechtigt in der Nähe der Bauernstube mit Himmelbett und süßem Kinderbettchen! Um die Familie versorgen zu können, kommt man sich an einem Kolonialwarengeschäft, den es ebenfalls hier gibt, nicht vorbei, den es um 1900 öfter gegeben hatte. Eins darf man nicht unterschätzen: die Fläche beträgt ganze 6.000 m²! Da braucht man schon mehrere Stunden, um wenigstens eine weile sich das ganze jeweils anschauen zu können!
Das ehrenamtliche Personal war wirklich sehr liebevoll zu uns gewesen. Der Kaffee hat Mama sehr gut geschmeckt und für meine Schoki galt dasselbe. Diese bekommt man (überraschender Weise) aus einem Automaten. Die „Tanten beim Kaffeeklatsch“ in der Cafeteria soll man sich nicht entgehen lassen! In dem Raum gibt es auf mehrere Tische verteilt den Bücherbasar mit aussortierten Erscheinungen des Museums als auch antiquarische Werke über die verschiedenen Themenbereiche, die man hier finden kann und was zu diesem Kontext passt! Es ist erneut sehr lang geworden aber sicherlich deckt es nur einen Teil, was man sich in Kevelaer anschauen kann! Trotz der beschriebenen Nachteile gehört die Sammlung zu unseren Favoriten, die keine weißen Flecke bleiben sollen! Volle Zustimmung an der Stelle und eine Empfehlung sowieso![verkleinern]