Die gar nicht so große Stadt Iserlohn hat es geschafft, in ihrer Mitte viele Skulpturen aufzustellen, die eine Beziehung zum täglichen Leben oder zur Kultur bzw Tradition haben. Eine von ihnen hat schon einiges mitmachen müssen und hat auch schon einen Umzug hinter sich.
Dabei handelt es sich um den lebensgroßen Zeitungsleser aus Bronze, der auf einer der gemütlichen Bänke am Schillerpatz einen Sitz ergattert hat. Es handelt sich um einen recht jungen Mann, der einmal etwas Gutes zu essen... weiterlesen
gebrauchen könnte. Seine Haare sind nicht ganz schulterlang, und er wirkt durch seine großen Füße und die lockere Kleidung recht schlacksig.
Er sitzt auf der rechten Bankhälfte und hat seinen rechten Arm ausgestreckt auf der Rückenlehne liegen. (Mit Stahlklammern ist er an der Bank befestigt, was verhindern soll, dass Bronzesammler ihn entführen und einschmelzen.) Das linke Bein hat er angewinkelt, der Fuß liegt auf dem Oberschenkel des rechten Beines auf und liefert so eine Unterlage für die aufgeschlagene Zeitung, die er mit dem linken Arm und der Hand hält.
Von seinem ursprünglichen Platz musste er entfernt werden, weil er dort zu unbeobachtet war und Witzbolde ihm die Brille entwendet hatten, die er ursprünglich trug und die ihn noch intellektueller erscheinen ließ. Aber auch hier am neuen Platz wird er nicht in Ruhe gelassen, zum Beispiel wurde die Zeitung mit rosa Farbe besprüht.
Auch ist es fast unmöglich, ihn ungestört zu beobachten, meist sitzt irgendjemand neben ihm, um mit ihm fotografiert zu werden. Gegen Ende des samstäglichen Wochenmarkts hatte ich aber das Glück, ihn ohne störende Nachbarn zu erwischen. Dafür zeigten die Marktbeschicker beim Abbau ihrer Stände keinerlei Ehrfurcht vor hehrer Kunst (s. Foto).
Wie viele Skulpturen in Iserlohn lädt auch er die Betrachter zum Agieren ein, und das ist etwas, was mir gut gefällt. Im Internet habe ich eine schöne Geschichte gefunden, die ihn mitwirken lässt:
http://www.iserlohn.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Kultur/Literaturtage/Wolfram_Cosmus_In_Iserlohn_lebt_meine_Fantasie.pdf
Über den Künstler Gordon Henry Brown konnte ich nur wenig in Erfahrung bringen, er wurde 1958 in Iserlohn geboren, verbrachte dann ein paar Jahre in Kanada, kehrte aber bald mit seiner Familie nach Deutschland zurück. Er begann seine Laufbahn als Holzbildhauer, studierte dann in Dortmund Objektdesign bevor er schließlich einen Lehrauftrag für Design an der Fachhochschule Dortmund bekam. Er ist weniger für so realistische Skulpturen wie den Zeitungsleser als vielmehr für abstrahierende Holzplastiken bekannt.[verkleinern]