Kurzbewertung.
Sehr gepflegte und saubere Anlage für Reisende, die Busse des ÖPNV oder die Eisenbahn zwischen Dresden und Zwickau benutzen wollen.
Lange Fassung:
Die Eisenbahn hat in Sachsen eine lange Tradition.
Bedingt durch relativ dichte Besiedlung und hohen Industrialisierungsgrad wurde bereits im Jahr 1858 ein Bahnhof als Durchgangsstation an der Bahnlinie zwischen Dresden und Zwickau eröffnet.
Zu den besten Zeiten der Bahnlinie gab es in Hohenstein-Ernstthal insgesamt 13... weiterlesen Gleise, natürlich nicht nur für den Durchgangsverkehr, es war ein Güterbahnhof angeschlossen.
Von 1913 bis 1960 kam ein weiteres Gleis hinzu. Vom Bahnhofsvorplatz aus startete hier die Überland-Straßenbahn nach Oelsnitz, wo das Zentrum des Steinkohlenbergbaus in der Region lag.
Die im Volksmund liebevoll Funkenkutsche genannte gelbe Bahn beförderte hauptsächlich Bergarbeiter zu denh Schächten, wurde aber natürlich auch für den allgemeinen Personenverkehr genutzt.
Nach dem Ende des bergbaus wurde der Betrieb eingestellt und von Bussen übernommen.
Das Bahnhofsgebäude war ein massiver Bau, mehrfach an- und umgebaut. Neben Fahrkartenschaltern, Wartesaal, Gaststätte und Toiletten war hier für einige Zeit die Postamt der Stadt angesiedelt.
In den oberen Etagen gab es 12 Wohnungen für Bahnmitarbeiter.
Zum Gleis 1 nach Zwickau kam man direkt aus dem Gebäude heraus, zum Gleis 2 Richtung Chemnitz gab es eine Unterführung.
1985 wurde mit einem neuen Anstrich wenigstens äußerlich etwas für den Erhalt des Bahnhofs getan, ach der Wende verfiel das Gebäude immer mehr, Nach und nach gaben Gaststätte und Fahrkartenschalter auf, zum Schluß wurden sogar die Toiletten abgeschlossen. Der Güterbahnhof stellte im Jahr 2000 den betrieb ein. Das Daus war zum reinen Durchgangsort geworden und musste wegen Baufälligkeit sogar für diesen Zweck gesperrt werden.
Wer die Entscheidung für den Abriss des Bahnhofs und einen Ersatzneubau gab, ist mir nicht bekannt. Es war aber eine kluge Entscheidung. Denn ab 2007 entstand so ein völlig neu gestalteter Bahnhofsbereich.
Zwei Gleis gibt es nun noch mit einem Mittelbahnsteig. Diesen erreicht man wieder durch einen Tunnel, neu und hell gabut, mit Aufzügen an beiden Ein- bzw. Ausgängen versehen.
Am Bahnhofsvorplatz entstand ein funktioneller, moderner Flachbau, hier gibt es Toiletten, einen Fahrkartenverkauf mit Reisebüro und eine Verkaufsstelle für Reisebdarf, Getränke und Imbiss.
Es stehen einige Bänke für wartende Fahrgäste bereit, wo früher die Funkenkutsche entlang bimmelte, fahren heute die Busse des ÖPNV ab.
Für die äußere Gestaltung deas Gebäudes wurde ein Grafitti-Künstler aus Meerane gewonnen. Er verzierte sehr gekonnt alle Wandflächen mit Motiven, die in der Stadt und Umgebung bekannt sind. Als da wären Karl May, der Schriftsteller wurde in Hohenstein-Ernstthal geboren. Und Bilder vom Motorradrennsport, denn Hohenstein-E. ist die Heimat des Sachsenring, einer seit mehr als 70 Jahren existierenden Rennstrecke.
Ich selbst fahre gelegentlich mit dem Auto hier vorbei, der Bahnhof liegt unweit des Stadtzentrums .
Letzte Woche nutzte ich seit langer Zeit wieder ein mal die Bahn und konnte mich vom gelungenen Konzept dieser Verkehrsstation überzeugen.
Rund um das Bahngelände stehen übrigens zahlreiche zeitlich unbegrenzte kostenlose Parkplätze zur Verfügung. Ein Glück für Pendler, in den meisten Städten ist Parkraum entweder knapp oder muss bezahlt werden.
Meist beides :-)[verkleinern]