Fast eintausend Jahre hat sie auf dem Buckel. Und eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Aber gut gehalten hat sie sich auch. Offenbar hat sie jede Menge Liebhaber, die ständig für sie sorgen. Für die eigene Schönheit lässt man einiges über sich ergehen, denn es wurde und wird sehr viel getan, um die inneren und äußeren Werte zu erhalten.
Im Jahre des Herrn 1065 erblickte sie das Licht der Welt. Von fürstlichem Geblüt thront sie denn auch noch heute knappe 300 Meter über den Häusern des... weiterlesen
heutigen Heppenheim. Der „Schlossberg“, auf dem sie residiert, wird dem Odenwald zugerechnet.
Freud´ und Leid sind ihr absolut vertraut – ein ständiger Wegbegleiter durch die Jahrhunderte. Oft genug hat man an ihr herumoperiert, sie gepiesackt und malträtiert. Aber die Liebhaber halfen, wo immer sie nur konnten. Ach, äh - hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass ich von der Starkenburg berichte?
Erweiterungen und Veränderungen, Zerstörung und Brand, Wiederaufbau und Erneuerung beleben die bewegte Vergangenheit. Sogar dem Steineklau musste man mit strikten Verboten begegnen, als nach Blitz und Donner der ursprüngliche Bergfried ausbrannte danach langsam verfiel. 1924 wurde dieser Turm wegen Baufälligkeit gesprengt. Es entstand ein neuer Turm, der heutige Bergfried. Dieser ist nun Teil der auf der Starkenburg untergebrachten Jugendherberge. Diese bietet mit ihren insgesamt 121 Betten und fünf Tagungsräumen sowohl für Urlauber wie für Seminargruppen gute Voraussetzungen für einen angenehmen Aufenthalt in uriger und romantischer Umgebung.
Dichte Wälder umgeben die Burg. Und so führt auch der Weg hinauf über uraltes Kopfsteinpflaster, wie sollte es anders sein, durch den Wald. Abenteuerlich beginnt also schon der Aufstieg. Ob per Pedes, als trainierter Wandersmann/frau, mit dem Fahrrad – heute eher Mountainbike – oder motorisiert mit Auto oder Motorrad. Letzteres war unser Fortbewegungsmittel, als wir kurzerhand unser eigentliches Ziel aufgaben und dem Hinweisschild zur Starkenburg folgten. Das Schild, das auf reparaturbedürftige Straßenbeläge aufmerksam macht, sollte man keinesfalls missachten. „Straßenschäden“ – das ist eine völlig untertriebene Schmeichelei. Es sind ganze Stufen zu überwinden sind. Für die angesagten SUV´s ja sicher kein Problem, oder vielleicht doch, denn nicht der Besitz eines solchen Gerätes entscheidet, eher die Fahrkünste. Und die werden schon gerne mal durch ein paar KW mehr unter der Haube kaschiert. Falls Tikae es einfallen sollte mit ihrem Zuffenhausener Fuhrpark vorzufahren, würde ich mir an ihrer Stelle doch eher einen Parkplatz im Städtchen suchen.
Für ein Tourenmoped schon eher eine handfeste Herausforderung. Nach gut Zweidrittel des Weges ist offiziell erst mal Schluß. Es gibt einen zum Teil unbefestigten Parkplatz kurz vor der Sternenwarte, die dort ebenfalls untergebracht ist. Infos hierzu sind auch bei den Fotos zu dieser location zu sehen. Es geht also zu Fuß, mit eher unbequemen Motorradstiefeln, weiter über derbes Kopfsteinpflaster den Berg hinauf. Linker Hand weitet sich das Tal und der Blick wird zwischen Büschen und Bäumen frei auf die Altstadt von Heppenheim.
Wer sich, wie die Frankfurter SUV´s und andere Verkehrsteilnehmer mehr, nicht an der Beschilderung stört, (Nur für Lieferverkehr frei!) kann natürlich auch stolz erhobenen Hauptes mit seinen zig Edelrössern am gemeinen Fußvolk vorbeizischen. Ein würdevolles leichtes Winken wäre vielleicht noch ganz nett. Ach ja, noch eine kleine Bitte: fahrt verdammt noch mal nicht so schnell an der Frau mit dem Rollator vorbei, ihr Idioten!
Erreicht man nun erregt und erhitzt das Burggemäuer, begrüßen Türme und der Bergfried die Besucher und man gelangt man zunächst an den Gedenkstein, der dem Giessener Clübchen gewidmet ist. „Das Corps Starkenburgia zu Gießen“. (https://www.starkenburgia.de/)
Heute befindet sich auf der unteren Terrasse ein Restaurant mit Biergarten. Herrlicher Ausblick über die zu Füßen liegende Stadt und die angrenzende Ebene bis zum Rhein ist in der ersten Reihe all inclusive. Nach erfrischendem Trunk –(wenn die olden Rittersleut wissen täten, was dem erlauchten Gaste abgefordert würde, oh je…..! (Quatsch – das war in Ordnung so!)
So frisch gestärkt umrundet man den frei zugängigen Teil ( leider wegen baulicher Maßnahmen ein Teil gesperrt) dann doch in ein paar Minuten. Man nehme sich allerdings die Zeit auch geflissentlich nach oben zu schauen. Wir hatten das ausgesprochene Vergnügen mit einigen Päärchen Turmfalken, die im nordöstlichen Turm ihr Zuhause gefunden haben, Bekanntschaft zu machen. Sie führten uns ihre Flugkünste vor und schossen pfeilschnell durch die Lüfte. Eher schwierig die Gefiederten im Fluge zu verfolgen, wenn sie um den Turm kreisen, oder auf die Jagd gehen und in großer Höhe, die Thermik ausnutzend, ihre Kreise ziehen. Alleine dies war den Weg hinauf , den Schweiß und die Wasserblase schon wert.
Die Jugendherberge –mit dem erwähnten Bergfried begrenzt nach Westen den großen Innenhof. Alles sieht so aufgeräumt aus. Informationen dazu finden sich reichlich im Internet.
Ein spannender Ort, nicht nur für Burgenfans. Auch Naturliebhaber kommen voll auf ihre Kosten. Fast allen meinen Berichten ist zu Eigen, dass niemals alles verraten wird, um die Spannung zu erhalten. So auch hier. Es gibt viel mehr auf der Starkenburg und dem Weg dahin zu entdecken, als hier geschrieben steht. Selbst wenn es nur die selten sichtbaren Schloßgespenster sind, die wir auf dem Rückweg in großer Entfernung am Berghang ausmachen konnten. (siehe Fotos!)
Viel Spaß auf dieser starken Burg.[verkleinern]