- bestätigt durch Community
- Ausgezeichnete Bewertung
Dieses wunderschöne Gebäude hat den Namen von seinem ehemaligen Besitzer Carl Bosch. Es wurde 1921 von der BASF, Ludwigshafen für seinen damaligen Vorstandsvorsitzenden und Nobelpreisträger Carl Bosch gebaut. Ab 1925 war Bosch dann Vorstand von den neu gegründeten IG Farben.
Es handelt sich um ein Landhaus mit diversen Nebengebäuden, das sich im Schlosswolfsbrunnenweg befindet, leicht oberhalb und hinter dem Heidelberger Schloss. Hier wohnte auch das Personal wie seine Chauffeure und... weiterlesen anderes Dienstpersonal. Carl Bosch starb hier im Jahr 1940.
Als 1945 die Amerikaner in Heidelberg einmarschierten, wurde die Villa Bosch beschlagnahmt und ranghohe Offiziere dort untergebracht. Ab 1967 wurde die Villa Bosch vom SDR als Sendestudio genutzt. 1994 erwarb das Anwesen, der SAP Mitbegründer Klaus Tschira der mit seiner Stiftung dann das Museum in Angriff nehmen konnte aber leider am 31.03.2015 im Alter von 74 Jahren gestorben. Die Region hat da einen einzigartigen großzügigen Menschen verloren.
Nach umfassenden Renovierungs- und Sanierungsarbeiten 1998 wurde das technikhistorische Museum am eröffnet. Dieses bietet seinen Gästen spannende Einblicke in das Leben und die Entdeckungen des Heidelberger Nobelpreisträgers Carl Bosch (1874-1940) und auch vieles Wissenswertes für Kinder und Jugendliche. So können dort z.B. auch Kindergeburtstage für versch. Altersgruppen gefeiert werden mit einem anderem Hintergrund wie z.B. bei Ronald Mc Donald. Hier werden unter Aufsicht von Pädagogen auch physikalische und chemische Versuche mit den Kindern erprobt und diese auch nahegebracht.
Heute finden u.a. Veranstaltungen von der Tschira-Stiftung gegründeten Heidelberger Institut für Theoretische Studien, oder Fortbildungskurse für Wissenschaftler statt.
Die Themenbreite im Museum reicht von der Entwicklung der chemischen Technik bis hin zur Rolle der I.G. Farbenindustrie, deren Vorstand Carl Bosch auch war, im Nationalsozialismus. Anschaulich wird der Weg von den labortechnischen Anfängen bis zum Aufbau riesiger Industriekomplexe der Hochdrucktechnik nachvollzogen und deren wirtschaftspolitische Auswirkung dokumentiert.
Im krassen Kontrast zu der Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten stehen Carl Boschs zahlreiche leider vergebliche Versuche, der nationalsozialistischen Judenpolitik entgegenzutreten und sich für einzelne jüdische Bürger einzusetzen. Dazu zählt auch Kollegen Boschs, Chemiker und Mitarbeiter der I.G. Farben, darunter etwa auch der Nobelpreisträger Fritz Haber, der 1933 alle seine Funktionen in der deutschen Wissenschaft verlor und 1934 im Exil starb.
Im März 1933 kam es sogar zu einem persönlichen Treffen Boschs mit Adolf Hitler, in dem Bosch Hitler vor der Vertreibung der jüdischen Wissenschaftler warnte. Diese werfe, so Bosch, die deutsche Chemie und Physik um 100 Jahre zurück. Doch Hitler duldete keinen Widerspruch und ließ Bosch hinauskomplimentieren.
Übrigens befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft die Villa Speer. Eigentümer und Bewohner war Albert Speer, Hitlers Architekt, Generalbauinspekteur und Rüstungsminister. Dieser wohnte hier bis zu seiner Verhaftung 1945 durch die Alliierten und wieder ab 1966 nach seiner Entlassung aus dem Spandauer Kriegsverbrecher-Gefängnis.
1935 gab Carl Bosch auf Druck des NS-Regimes seinen Chefposten im Vorstand der I.G. Farben an das NSDAP-Mitglied und den Wehrwirtschaftsführer Hermann Schmitz ab. Er übernahm als Nachfolger des verstorbenen Carl Duisberg den Vorsitz des Aufsichtsrats, womit er gleichzeitig das Amt des Verwaltungsratsvorsitzenden des I.G.-Konzerns begleitete.
Bosch war, nicht zuletzt aufgrund des Verlustes seines Chefpostens und der politischen Entwicklung in Deutschland, schwer depressiv und unternahm 1939 einen Suizidversuch. Er verstarb ein Jahr später, am 26. April 1940, in Heidelberg.
Das Grab der Familie Bosch befindet sich auf dem Heidelberger Bergfriedhof hoch über der Stadt auf einer Kanzel, mit freiem Blick in die Rheinebene. Der Name Bosch ist durch Klaus Tschira auch weiterhin mit Heidelberg eng verbunden.[verkleinern]
Der Beitrag wurde zuletzt geändert