Durch Zufall habe ich beim Rumsurfen das "Kino im Künstlerhaus" - ein kommunales Kino - entdeckt und durch das Programm gestöbert. Mich selbst in einer schwierigen Lebenssituation befindend, sprach mich der Film "Ein Geschenk der Götter" besonders an, denn es sollte sich um eine "Mutmach-Komödie" handeln - genau das Richtige für einen verregneten, trüben Nachmittag. Und da ich am kommenden Donnerstag frei hatte, lud ich kurzerhand meine Mutter ein, um mir mit ihr gemeinsam einen gemütlichen... weiterlesen Mutter-Tochter-Nachmittag zu machen.
***Lage und Erreichbarkeit***
Das Kino liegt - wie der Name schon sagt - im Künstlerhaus in der Sophienstraße und ist somit sehr zentral gelegen. Mit den Bahnlnien U10 und U17 bis Station "Thielenplatz/Schauspielhaus", aber auch vom Hauptbahnhof, Kröpcke und Aegi lässt sich das Kino locker zu Fuß erreichen. Meine Mutter holte ich vom Bahnhof ab, von dort liefen wir ca. fünf Minuten. Die Parkplatzsituation ist innenstadttypisch.
***Ersteindruck, Ausstattung, Atmosphäre***
Beim Künstlerhaus handelt es sich um einen schönen, stattlichen Altbau, über eine Treppe lässt sich das Foyer erreichen. Ich habe leider nicht darauf geachtet, ob für Gehbehinderte alternative Zugangsmöglichkeiten vorhanden sind, ebenso wenig habe ich im Inneren darauf geachtet (der Kinosaal ist mit den üblichen Stufen versehen, die Toiletten - zumindest die "normalen" Damen- und Herrentoiletten - liegen im Untergeschoss. Also: Gehbehinderte müssten vorm Besuch noch mal nachfragen.
Im Eingangsbereich befindet sich ein Tresen, an dem man sowohl Kinokarten als auch Getränke und kleine abgepackte Snacks wie Schokoriegel erwerben kann. Den kinotypischen Popcorn-Duft sucht man hier vergebens, allerdings kann man das in einem kommunalen Kino auch nicht erwarten.
Wir waren früh dran und setzten uns noch eine Weile an einen der im Foyer bereitstehenden Tische bei Cola und Cappuccino zu moderaten Preisen. Die Einrichtung hier ist eher einfach, geradlinig, in dunklen Tönen gehalten, die Dekoration auf den Tischen irgendwie dilettantisch - mit ihr konnte ich nichts anfangen. Die Atmosphäre im Foyer hatte insgesamt eher Bahnhofshallencharakter.
Im Kinosaal hingegen kamen nostalgische Gefühle auf: Teppich, der die Geräusche abmilderte und reihenweise gepolsterte Klappsitze - wie früher! Ich find's toll, das ist noch ein Kino, wie ich es aus meiner Kindheit kenne! Entsprechend auch die Atmosphäre - sehr schön. Das Ertönen eines Gongs kurz vor Beginn des Films unterstrich die Kino-von-früher-Stimmung.
Das Kino war - entgegen meiner Erwartungen werktags um 15:30 Uhr - recht gut besucht, allerdings auch nicht zu voll. Es herrscht freie Platzwahl, so konnten wir uns gute Sitze aussuchen. Im Vorfeld werden keine Werbesports, dafür aber diverse Trailer anderer Filme gezeigt. Verständlich und logisch, allerdings passte mir das an diesem Tag nicht so gut. Wir wollten ja extra einen "Feelgood-Film" schauen, die Trailer zogen die Stimmung allerdings kurzfristig etwas herunter: Für düstere, schwere Kost wurde da geworben, sicherlich "künstlerisch wertvoll", "intellektuell hochwertig" und auch durchaus interessant, wie es sich für ein Kino wie dieses gehört, allerdings eben auch nicht das, was ich sehen möchte, wenn ich mir extra einen Film aussuche, der mich in gute Stimmung versetzen soll. Naja, es sei den Betreibern verziehen.
Während des Films kam es zu keinen Störungen, das Publikum verhielt sich angenehm ruhig, kein Handy klingelte, kein Gequatsche störte das Eintauchen in die Handlung. Der Saal war gut abgedunkelt, der Ton qualitativ okay und von angenehmer Lautstärke. Der Saal an sich sowie das Mobiliar, die Toiletten und auch das Geschirr, das wir im Vorfeld benutzt hatten, waren sauber und intakt.
***Preise und Programm***
Das Kino im Künstlerhaus zeigt, wie zu erwarten ist, eher "Nischenfilme". Es gibt ein recht umfangreiches Programm unterschiedlichster Genres. Ebenso gibt es Sonderveranstaltungen wie Filmfestivals, Filmreihen zu bestimmten Themen und dazu auch Vorträge von Gastrednern und auch Livemusik. Es gibt also zu den Filmen noch viel "Drumrum". Auch der Kino-Brunch soll gut sein, ich habe aber selbst noch nie teilgenommen (aktuell pausiert er bis Januar 2015). Ich denke, es ist müßig, hier im Detail alles aufzuzählen, schließlich ändert sich das Programm ständig. Bei Interesse ist das aktuelle Programm und auch die Ankündigungen auf der recht gut aufgebauten Website zu finden.
Der Normalpreis beträgt 6,50€, ermäßigt (z.B. Schüler, Studenten etc.) 4,50€. Besonders toll finde ich, dass hier Besitzer des "Hannover-Aktiv-Pass" freien Eintritt erhalten (den Pass können beispielsweise ALGII-Empfänger beantragen) - eine schöne Sache, um Menschen mit geringen finanziellen Mitteln nicht vom kulturellen Leben auszuschließen, wie es sonst so oft der Fall ist.
Die Filme werden jeweils zu unterschiedlichsten Zeiten, teils Nachmittags, teils am Abend, gezeigt. So sollte jeder einen Termin finden, der gut passt.
***Service und Kundenfreundlichkeit***
Wir wurden vom Personal sehr freundlich empfangen und behandelt, alle Fragen, die man als Neuling so hat, wurden nett und umfassend beantwortet. Der Cappuccino meiner Mutter ließ etwas auf sich warten, was jedoch daran lag, dass wir an diesem Tag die ersten Gäste waren und die Maschine noch nicht "hochgefahren" war. Kurz vor Beginn wurden wir freundlich darauf hingewiesen, dass der Film gleich anfangen würde, ohne Hektik zu verbreiten - gefiel mir. Insgesamt: Alles gut.
***Fazit***
Ein Kino, das sogar mich als Eigentlich-Nicht-Kino-Fan durch die Filmauswahl und die Atmosphäre reizt. Ich habe mir schon den nächsten Film ausgeguckt und werde sicherlich wieder zu Gast sein, da mich die angekündigte Filmreihe "Psychoanalyse & Film" sehr interessiert. Es war ein schöner Nachmittag, der Film hielt, was er versprach (leichte Kost, deutsche Komödie eben, machte gute Laune). Bei Interesse findet ihr hier Ausschnitte des Films: http://swrmediathek.de/player.htm?show=55b14170-44ef-11e4-bf67-0026b975f2e6[verkleinern]