Liebe LeserInnen,
Ich bin eine ehemalige Schülerin des Theodor-Heuss-Gymnasiums, welches ich von der 5-12 (G8-Jahrgang) Klasse besucht habe und studiere nun Lehramt. Keinesfalls möchte ich Lehrpersonen, die sich im besonderen Maße für SchülerInnen und deren Unterstützung am THG engagieren und sich nicht im Leitbild der erwünschten Leistungselite wiedererkennen, vorwerfen schlechte Arbeit zu leisten, jedoch sehe ich das THG als eine Institution der beabsichtigten Elitenbildung. Warum?
Zu... weiterlesen damaliger Schulzeit begleitete mich, mit steigender Jahrgangsstufe, ein unwohles Gefühl auf dem Weg zur Schule und Erschöpfung und Erleichterung auf dem Heimweg. Der Leistungsdruck und, ich würde gar sagen Leistungspflicht, ist Teil der Grundstruktur der (un-)pädagogischen Arbeit des THGs und Teils auch (erwünschtes) Ergebnis des deutschen Bildungssystems.
Die konservative Haltung vieler Lehrkräfte im Unterricht mag so manche Eltern überzeugen, jedoch führt dieser leistungsorientierte und traditionelle Frontalunterricht vieler Lehrkräfte, zu der Herausbildung von SchülerInnen Gruppen, die sich aufgrund schulischer Leistung und elterlichen Wohlstandes definieren. Als Schülerin einer alleinerziehenden Mutter mit Migrationshintergrund, habe ich mich oft als Aussenstehende wiedergefunden, die den traditionellen Normen und Homogenitätsbestrebungen zufolge, als Störfaktor wahrgenommen wurde.
Schulpädagogische Arbeit gab es kaum bis gar keine: Soweit ich mich erinnern kann, wurde das Verhalten "Unterrichtsstörender und Verweigernder" nicht hinterfragt, sondern mit "schlechten" Ziffernnoten sanktioniert. Im besten Falle gab es Disziplinarkonferenzen anstelle von präventiven lösungsorientieren Maßnahmen. Aus mangelnder pädagogischer Unterstützung folgte dementsprechend das Wechseln vieler SchülerInnen auf andere Schulen. Die Frage jedoch ist, wenn die Schule, als Institution, fördern und fordern soll, in welchem Ausmaß das am THG passiert ? In wenigen Fällen bis in gar keinen. Das Hauptwerkzeug pädagogischer Arbeit ist in diesem Fall die feuchtfröhliche Selektion.
Das Vermitteln von Fachwissen und die Vermittlung zur hierarchischen Unterordnung von Autoritätspersonen ist jedoch ist höchst lobenswert, das möchte ich nicht verleugnen.
Soziale und solidarische Kompetenzen (welches ebenfalls Teil des Bildungsauftrages ist), sowie Persönlichkeitsbildung/-entfaltung der SchülerInnen findet im heimlichen Lehrplan keinen Platz. Stattdessen wird Konkurrenzdenken, Passivität statt kritischen Denkens, Vertrauen in Autorität und Fremdbestimmung gelehrt.
Eltern, die Ihre Kinder in die Hände einer Schule geben wollen die Kinder zu eurozentrierten und egoistischen Leistungsopfern machen wollen, sind in der Grotefendstraße 1 an der richtigen Adresse.
Das Schule auch schön sein kann, habe leider erst gemerkt, als ich kurz vor dem Abitur an eine andere Schulform gewechselt bin.[verkleinern]