28.05.2015
Kurztipp: Urgemütliches Traditionsgasthaus mit sehr guter Küche , sehr gutem Service, ordentliche Hausmannskost und Eichsfelder Wurstspezialitäten.
----------
Schon vor Jahren - ach, sogar Jahrzehnten - besuchte ich dieses Gasthaus im romantischen Wendebachtal südöstlich von Göttingen, wann immer das studentische Budget es zuließ und zwar vor allem wegen der guten, leckeren Hausmannskost und natürlich den köstlichen Bratkartoffeln wie bei Oma.
Mutter Jütte lebte vor über... weiterlesen 100 Jahren und auch heute noch ist das Gasthaus in Familienbesitz. Nun schwingt Andreas Jütte hier die Pfannen.
So ließ mich der Gedanke nicht los, hier nach so langer Zeit wieder einmal essen zu gehen. Es musste sich nur eine Gelegenheit bieten.
Es muss eine göttliche Eingebung gewesen sein, die mir gebot, an Pfingsten besser einen Tisch zu reservieren und bei dem sich anschließenden Telefonat erfuhr ich, dass es gerade so eben Sonntag Mittag um 12 für zwei Personen noch möglich sei.
In Vorfreude auf die Bratkartoffeln "mit" begaben wir uns auf den Weg. Das mag jetzt ein wenig verrückt klingen, aber es war nicht das Einzige, was uns in das verträumte Eichsfeld zog, in dem die Zeit im vorletzten Jahrhundert stehen geblieben schien. In Reinhausen stehen die Häuschen gar an gigantische Sandsteinblöcke gekuschelt.
Zuvor war im Reinhäuser Wald, dort wo steinzeitliche Jäger einst das Wild über Sandsteinklippen hetzten, noch ein Schatz zu finden. Die Suche verlief erfolgreich, aber es verblieb leider keine Zeit mehr, auch noch den alten Kultplatz Hurkutstein aufzusuchen, der vor Jahren ein bevorzugtes Ausflugsziel war. So kann man sich zeitlich verschätzen.
Das historische Fachwerkhaus in Bremke hatte sich äußerlich nicht verändert. Beim Eintreten in den Flur mit dem wuchtigen dunklen Holzschrank und der Küchentür linker Hand sowie dem schmalen Treppenhaus und den Türen zu den Gaststuben hatte ich irgendwie den Eindruck, als käme ich nach Hause an einen vertrauten Platz meines frühen Erwachsenenalters.
Die anheimelige Stube mit dem grün geklinkerten Kamin erkannte ich wieder, in der ich so manchen gemütlichen Herbst- oder Winterabend mit den Kommilitonen verbracht hatte, die halbhohe dunkle Wandtäfelung und die wuchtige Theke in der anderen gemütlichen Stube kam mir ebenfalls vertraut vor. Selbst Garten und Terrasse erkannte ich so wieder, wie ich sie vor dem inneren Auge in Erinnerung behalten hatte.
Eine fast kindliche Freude breitete sich in mir aus. Für mich war es nun mal etwas ganz besonderes hier einzukehren nach so lange Zeit und ich genoss es in vollen Zügen.
Wir hatten kaum an dem uns zugedachten Tisch in einer lauschigen Ecke Platz genommen, da wurde die Speisekarte gebracht und nach den Getränkewünschen gefragt.
Zufrieden stellte ich fest, dass das Angebot der guten Hausmannskost die Jahrzehnte überdauert hatte und noch immer die Klassiker wie Wild, Forelle, Ochsenbrust, Schnitzel, Schweinelendchen und natürlich die köstlichen Bratkartoffeln, wahlweise Salzkartoffeln angeboten wurden. Saisonal wurden außerdem Spargelgerichte angeboten. Außerdem versprach die Sonntagsspeisekarte ein Drei - Gänge - Menue.
Wir entschieden uns für Schweinelendchen mit Rahmchampignons und Filettöpfchen und als Beilage natürlich die obligatorischen Bratkartoffeln.
Unsere Getränke - ein kühles Bierchen bzw. Radler zischte in unseren vom Wandern trockenen Kehlen - hatten wir noch nicht lange stehen, da wurde vorab eine Spargelcremesuppe serviert. Hm, die weckte die Lebensgeister nach der kurzen, aber anstrengenden Wanderung.
Die gemütliche Gaststube füllte sich schnell mit älteren und jüngeren Herrschaften, Familien, Paaren und einzelnen Personen.
Trotz voller Gaststube und einigen Gästen auf der Terrasse, wurden uns dann recht bald schon unsere Hauptspeisen serviert in Schälchen und auf Platten appetitlich angerichtet und heiß dampfend.
Die Filetstücke waren auf den Punkt gegart noch zart rosa, die Rahmchampignons kamen mir geschmacklich bekannt vor, ebenso die Bratkartoffeln, die wie aus der Gusseisernen Pfanne, schön rösch gebräunt serviert wurden.
Vor allem für meinen Begleiter war aber der Beilagensalat ein weiterer Kracher. Das süsse Dressing nach Hausfrauenart des grünen Salates liebte er sehr und fand - ebenso wie ich - die geschmackliche Kompostion der frischen Zutaten sehr gelungen.
Die Portionen waren eigentlich zum gut satt werden, hatten aber zwei entschiedene Fehler: Sie waren so lecker, dass sie zu schnell verputzt waren und unsere Mägen zu voll für einen Nachschlag an Bratkartoffeln.
Es war einmal die Königin unter den Bratkartoffeln ... So oder ähnlich könnte die Geschichte anfangen, wenn hier die Bratkartoffeln nicht ein Gedicht wären. Mehr noch, es gibt Leute, die behaupten, es seien die besten der Welt. Kultstatus haben sie auf jeden Fall!
Der Nachtisch - bestehend aus Schokopudding mit einem Klecks Vanillesauce - fand aber noch Platz.
Wir zahlten pro Gericht so zwischen 18 und 20 € inklusive Vorsuppe und Nachtisch. Da kann man nun nicht meckern.
Ich muss nicht besonders hervorheben, dass bei einem so reibungslosen Ablauf der Service perfekt war und dazu auch sehr freundlich.
Eines aber habe ich dann doch noch gefunden, was sich geändert hat: Die Sanitärräume sind zwar wie eh und je über die Terrasse erreichbar, aber modernisiert und überdies sehr sauber!
Sehr zufrieden und gesättigt verließen wir Mutter Jütte, um unsere Exkursion des Eichsfeldes fortzusetzen.
Beim Blick auf die abendliche Speisekarte, welche neben der Eingangstür aushing, fand ich auch noch Eichsfelder Wurstplatten mit "Feldkieker", Salatteller und das Eine oder andere vegetarische Gericht. Am liebsten hätte ich für den Abend hier erneut einen Zwischenstopp eingeplant, wenn die Gaststätte nicht schon ausgebucht gewesen werde.
Aber wir werden bestimmt wieder kommen, wenn wir wieder diese wunderschöne Gegend erkunden.
Übernachten kann man übrigens auch dort. Ich habe im Vorbeigehen einen Aushang mit den Zimmerpreisen gesehen, die so um die 40 - 50 € /Nacht lagen.[verkleinern]