Wir wollen uns eine eigenes Bild von der Landesgartenschau Eutin machen und fahren an einem Sonntag Ende Mai bei herrlichen Wetter in die Stadt, erwarten Staus und Parkplatznot. Weder Staus noch Parkplatznot erwarten uns, wir parken nahezu direkt am Schloss.
Es ist 10.30 Uhr, als wir die Tickets für je 16 € lösen, auch hier kein Andrang, wir sind die Einzigen am Tresen, es nähert sich eine kleine Gruppe Senioren, die angesichts der Preise allerdings einen Rückzieher macht, als sie... weiterlesen
feststellt, dass es keine Ermäßigung für Rentner gibt.
Etwas verwundert frage ich mich, wo alle die Leute sind, an einem Sonntagvormittag bei bestem Foto- und Flanierwetter…
An der Sperre erwarten uns zwei Wachleute in schwarzer Montur, geben uns einen Stempel auf den Handrücken, man könne mit der Kennung jederzeit hinein- und hinausgehen. Ich registriere wohlwollend die Rampe, die für Gehbehinderte zum See hinab führt, werfe einen Blick in den Souvenir-shop mit T-Shirts, Postkarten und Blumensamentüten.
Musikbeschallung lässt aufhorchen. Auf einer Bühne singt ein Chor, die riesigen Werbebanner rechts und links der singenden Truppe sind farblich auf den Dress der Herren abgestimmt. Viele Stühle sind leer, wir hören eine Weile im Stehen zu, und wenden uns dann nach rechts dem Schloss zu, gehen die Lindenallee entlang. Zur linken Hand ruht der Große Eutiner See, zur rechten Hand wuchert das üppige Grün auf einer Wiese, dahinter liegt der Schlossgraben mit dem Schloss.
Wir sehen uns suchend nach Blumenbeeten um. In der Ferne leuchtet es im Schlossgarten gelb und weiß – in geschwungenen Formen sind große Beete mit allerlei Frühsommerblühern angelegt und strahlen mit der Sonne um die Wette. Da ich nur Augen für die Blumen habe, sehe ich nicht auf den Boden und rutsche aus – igittigitt, was sind denn das für lange Würstchen da im Gras, überall, wohin man schaut?! Die Erklärung erhalten wir ein kleines Stück weiter. Kanadagänse, in großer Zahl, groß und klein, tappeln über das Grün und lassen sich beim Frühstücken nicht stören. Und wer gut isst, kann bekanntlich auch gut sch….
Wir folgen dem Weg am äußeren Schlossgarten entlang, gelangen zum Großen Wasserfall. In diesem Bereich sieht alles aus wie immer, hohes Gras, von der Knoblauchrauke bis zum Ehrenpreis ist das breite Sortiment heimischer Wildpflanzen/Unkräuter in seiner ganzen Pracht zu bestaunen, von Landesgartenschau ist hier nichts zu bemerken. Herr LUT kann sich eine zynische Bemerkung nicht verkneifen und meint: „So viel Löwenzahn zu pflanzen, das hat bestimmt eine Menge Zeit und Geld gekostet…“
Wir nähern uns dem Sonnentempel und der sog. Lounge, großen, bunten Kissen, die am Boden liegen und zum Relaxen inmitten einer rosa-lila-weiß gehaltenen Blütenpracht einladen. Nett gedacht, aber ohne einen sorgfältigen Blick auf die Kissen, sollte man sich nicht fallenlassen, denn auch hier hat das liebe Federvieh hier und da seine Hinterlassenschaften abgeladen.
Der Marktplatz wirkt auf den ersten Blick stimmig, historisch, gemütlich. Beim Rundgang und genaueren Hinsehen drängt sich uns allerdings mehr der Eindruck einer Verkaufsveranstaltung auf. Wir betreten die Räumlichkeiten mit den Souvenirs – und prallen zurück: Felle, Pelze in Hülle und Fülle, zum Teil – unsere Meinung nach – zu völlig absurden Kleidungsstücken verarbeitet … Was um alles in der Welt haben Tierfelle und Pelzbekleidung mit einer Gartenschau zu tun? Des Weiteren kann man Strohhüte und Bonbons, Holzgeschnitztes und Schmuck, Spargel und Grillgeräte erwerben… die Produktpalette kann sich sehen lassen.
Wir durchstreifen die Blumenhallen, die Orchideen sind schön anzuschauen und interessant arrangiert, allerdings gibt es in unserer Gegend Gärtnereien, die in dieser Hinsicht weitaus mehr zu bieten haben, ohne Eintritt zu verlangen.
An den Marktplatz grenzen Kulturgärten mit Insektenhotels, Hausgärten, viele freie Rasenflächen, Der Garten der Erinnerung und auch der Historische Küchengarten. Für Kinder gibt es diverse Spielbereiche, allerdings sind Kinder eher selten als Besucher vertreten und viele Bereiche erscheinen verwaist.
Mit großem Interesse widme ich mich den Beeten, stelle fest, dass es gepflegte und weniger gepflegte Beete gibt, gut ausgeschildert (natürlich jedes Schildchen mit doppelter Werbung versehen), zum Teil üppig bepflanzt, zum Teil mickrig. Manche Beete sind gut befeuchtet, in zwei bohre ich meinen Zeigefinger in den losen Sand und fühle weit und breit keine Feuchtigkeit. Da ist es kein Wunder, wenn die Blätter schlapp herunter hängen.
Ein Granitklotz, der ein Springbrunnen sein soll, brummt und dröhnt leise vor sich hin. Die Pumpe läuft, fördert aber kein Wasser, da ist der Pumpentod wohl vorprogrammiert.
Wir treten den Rückweg an, kommen wieder am Schloss vorbei und betreten den Kirchgarten. Zur linken Hand erblicke ich drei vertrocknete Büsche und einen Baum, an den man Wunschkärtchen hängen kann. Ein Kärtchen hängt dort, ‚Gesundheit‘ steht darauf. Ein nachvollziehbarer Wunsch. Eine hölzerne Bühne ist von abgesägten Baumstämmen eingerahmt, es duftet herrlich nach Holz. Eine Glocke steht am Fuße der Bühne, sie wird zur Predigt geläutet, steht auf einem Schild.
Den Bereich an der Stadtbucht mit Rosengarten und Rhododendronhain empfinden wir kaum anders als ohne LGS, schön anzuschauen, aber eben … fast wie sonst auch im Mai.
Die Preise für Essen und Trinken sind happig, wir gehen 100 m weiter außerhalb der LGS ins Café, zahlen die Hälfte und es schmeckt trotzdem – oder gerade deswegen.
Uns stört die Schieflage des Preis-/Leistungsverhältnisses, für 16 € Eintritt haben wir Perfektion erwartet und weder schüttere, trockene Beete noch einen lädierten Springbrunnen oder über längere Strecken Bereiche, die keine Aufhübschung durch die LGS erfahren haben.
Von uns gibt es 2 Sterne = na, ja, geht so.[verkleinern]