Sie zieht sich, die Anfahrt aus Freiburg hierher. Waldkircher Tunnel, wunderschönes Elztal, verwundenes Winden, der neue Kreisel und die Miniumgehung in Elzach - der Magen knurrt vernehmlich auf der Rückbank. Hinter der letzten Tanke rechts hoch ins Oberprechtal - "gleich wird mir schlecht!" von meiner Copilotin, also die letzten Kurven gemächlich genommen. Schon sind wir im Ortskern, vorbei an Metzger Spath, den in Freiburg jeder vom Münsterplatz kennt, da leuchtet uns auch der goldene Adler... weiterlesen vom historischen Gasthaus entgegen - geschafft!
Parken ist kein Genuß, der hinter dem Lokal gelegene Ascheplatz ist nach dem verpfingsteten Regen - nein, verregneten Pfingsten - ein einziges Schlammloch. Also wieder zurück, die High Heels meiner Mitreisenden sind nicht oberprechtalfähig.
Die heimelige Gaststube befindet sich gleich links, rechts lockt eine in schwülstigen Rottönen gehaltene Bar, dahinter ein dörflicher Mehrzwecksaal. Man sieht förmlich die fahrenden Kinobetreiber ihre großen Apparate aufbauen und die Dorfjugend tanzen. Viel Platzreserve im Horst des Adlers also...
Die Gaststube selbst stellt sich klassisch dar. Dunkles Holz, schwere Möbel, ein Herrgotts-Eckle, klassisch uniformierte Bedienungen - alles da für einen Ausflug in alte deutsche Küche.
Der aktuellen Spargelzeit wird mit einer mehrseitigen Spargelkarte Rechnung getragen, das weiße Gold kommt aus Opfingen, was für die Küche spricht. Passende Weinempfehlungen zum Saisonmenu, das freut den Gast. Die eigentliche Karte zeigt, dass auf heimische Produktion viel Wert gelegt wird. Fisch eher aus dem Bach hinter dem Haus, diverse Forellenvariationen klingen ansprechend, aber wenig aufregend. Wild aus eigener Jagd, Maibock kann seeehr lecker sein. Heimisches Weiderind "Café de Paris" - na, das liegt aber nicht im Elztal!
Als Gruß aus der Küche ein wenig Bibbeleskäs oder Olivenöl zum Brot - unaufgeregt und schmackhaft.
Zur Vorspeise gibt es für die schnell genesene Copilotin letztlich Gänseleberterrine (ja, es war wirklich verregnet und kalt an Pfingsten 2013!) mit einem rotgoldenen Gewürztraminer, frischem Brioche und kandierten Apfelspalten; handwerklich sehr gut bereitet und ansprechend serviert. Mich hatte das Forellencarpaccio neugierig gemacht - Forelle ist eigentlich langweilig und roh nur schwer vorstellbar. Die einzelnen Carpaccioscheiben entpuppten sich als hauchdünne Rouladentranchen, eingerollt zum Teil in Algenblätter, zum Teil in Ingwer - optisch und geschmacklich ein völlig neuer Genuß! Dazu ein herrlicher Cremant aus dem Saumur - Gast bis hierher sehr zufrieden!
Kurz darauf ist Gast sehr überrascht: Ein Zwischengang fährt auf - Sorbet mit Ingwer und Chili. Sowohl von der Geste als auch inhaltlich sehr ansprechend! Das Sorbet auf Kokosbasis ist ein scharfer Genuß, Bilder aus Asien tauchen vor dem inneren Auge auf - und das im hinteren Oberprechtal!
Da die Karte in vielerlei Hinsicht sehr ansprechend zu lesen war, gab es keine einheitliche Richtung für den Hauptgang am Tisch. Als alter Mitesser hat mich das natürlich gefreut. Es gab von klassischen Spargel - sehr gut, die Kratzete verdienen besonderes Lob! - über geröstete Kalbsleber - superzart und hervorragend abgeschmeckt - und Kalbs-Cordon Bleu - was war das für ein herrlicher Käse? - bis hin zum Rinderfilet CdP viel zu erschmecken und zu genießen. Jeder Hauptgang war perfekt, Christoph Schäck beherrscht seine Küche wirklich meisterlich! Meine Vorbehalte gegen "Café de Paris" - gewöhnlich ein halb angefrorenes Stück Kräuterbutter - schmolzen dahin angesichts des gratinierten Überzuges auf dem perfekt gebratenen Filet.
Die Weinkarte las sich sehr gut, heimische und internationale gut ausgewählte Weine zu moderaten Preisen. Im Hinblick auf die unterschiedlichen Vorlieben am Tisch war ich auch froh über die gute Auswahl an offenen Weinen, leider dort nur jeweils ein auswärtiges Angebot.
Der Service ist professionell, aber zugewandt und gerne bereit, sich mit den Gästen zu unterhalten. Sehr aufmerksam beim Nachreichen und Nachschenken. Echte Enttäuschung, als kein Dessert mehr gewünscht wird (die Dessertkarte las sich auch wirklich lecker!).
Ein toller Aufenthalt in einem bemerkenswerten Restaurant mit frischer innovativer Küche - trotz der Anreise gerne wieder![verkleinern]