Sex, Drugs and Rock 'n Roll !
Nach dem beschriebenermaßen arg drögen Auftakt des Abends wurde man unweit gottlob hochadäquat fündig und verlebte eine außergewöhnlich unterhaltsame Soirée. Zu Anfang jedoch ein kleiner
***Warnhinweis***
Nachdem unser lächerlicher Benjamin-Blümchen-Gouvernantomat die hochverfängliche Bewertungsüberschrift verblüffenderweise hat passieren lassen, will ich doch gleich mal ein bisschen austesten, was hier an kumpeligem Direktsprech möglich ist. Ganz 'schlimm'... weiterlesen wird es natürlich nicht. Gleichwohl erscheint mir foljende Ansage sinnvoll: dieser Text ist für sauertöpfische Körnerfresser und Sprach-Aseptiker/*Innen VER BO TEN.
Ist doch wahr. Hier - und natürlich erst recht im Backpackers - wollen ganz normale Volljährige ihren harmlosen Spaß haben.
Der beginnt spätestens beim Blick auf die reichhaltige Getränkeauswahl: auch der Großstädter kann hier seinen Horizont erweitern, wie es sich ja auch sonst für Rucksackreisende gehört. Die Preise (hübschbunte Cocktails um 7,50 Euro) verbleiben dabei im sozialverträglichen Bereich. Droge des Abends ist der siebenjährige Havanna Club - auf entsprechende Nachfrage des freundlichen und kompetenten Mundschenks natürlich als eisfrei spezifiziert. Unter den Bieren finden sich exotische Spezialitäten wie Alt und *Tusch!* Gaffel Kölsch, aber auch ein Likör namens Ficken. Dafür kein Orgasmus und auch kein Sex on the Beach. Die Grundstoffe der wirklich heißen Getränke kommen von Fair Trade und sind ökoversiegelt, wenn ich das richtig verstanden habe. Ähnliches gilt für die Gas- und Stromversorgung des energie-effizient illuminierten Hauses.
An fester Nahrung wird kredenzt: Snäcks, Wuast, Chips, Baguette, Speck-Zwiebel-Brot, Brez'n, Käse und Überbackenes. Im Gegensatz zum nahegelegenen B.haus wird diese bis Toresschluss angefertigt. Es dauert nur schonmal etwas, da hier nicht mit Friteuse oder Mikrowelle sondern konventionell gearbeitet wird.
Der omnipräsente Hinweis 'Free WiFi' richtet sich natürlich vorwiegend ans postmoderne Jungvolk. Weshalb allerdings irgendwelche Penner einen solch liebevoll dekorierten, angenehmst beschallten und mit löblichen Spezereyen aufwartenden Laden betreten, bloß um dann ihre bekackten Taschencomputer zu befingern, ist mir völlig unbegreiflich. Ich bin zu alt für diesen Scheiß. (heißt es ja auch dauernd im Kino, wenn auch meist in anderem Zusammenhang)
Nö, Das Auge des (gottlob) mittelalten Kenners schweift lieber entzückt über lustige Details wie die lebensnah drapierte Taucher(!)Ausrüstung sowie allerlei Poster und Musikdevotionalien, während das Ohr desselben den artigen Melodeyen von Firma Steppenwolf, Uriah Heep oder anderen bewährten Altrockern lauscht.
Natürlich tut es der Stimmung keinerlei Abbruch, wenn man sich darüberhinaus in der vortrefflichsten Gesellschaft befindet: die ortsnah residierende wundervolle 'Sonne von A.hausen' nebst etwas frechem Filius lassen - ebenso wie der beschwingte Autor - keine Sekunde Langeweile aufkommen. Und noch vor der zweiten Getränkerunde übt man sich im Bierdeckelwurf an die Decke. Dort stecken bereits etliche dieser Objekte und auch Strohhalme und Papierflieger fest - es muss doch irgendwie möglich sein.... die Bedienung nimmt's gelassen - man stelle sich solches im 'gediegenen' B.haus vor.
Später wechselt die Conversatio ins Sächsische, dem ich unter leichtem Malibu-Einfluss sogar gut folgen kann. Nü, irschndwas is immor mit Müddi, und dann natürlich diese unerödschn Schlübbor vom Babba. Beim Besuch der halbwegs gepflegten Örtlichkeit (wobey man das Raucherbiotop passiert) wird die mehr als aparte Tischdame vom Anmacher des Jahres heimgesucht - die hoch amüsanten Details bleiben natürlich geheym. Währenddem übt der Autor schonmal Röhrchenblasen am Muddy Waters Glase, was prompt zu einer beachtlichen Überschwemmung nebst angemessen trockenem Kommentar 'Pech mim Denken' des jungen Tischnachbarn führt. Weiterhin also beste feuchtfröhliche Unterhaltung bei weiteren Drinks, solidarisch geteilter Käseplatte und leckeren Hausbrez'n. Das absolut vorbildliche Wohlfühl-Ambiente des Bäckpäckers trägt natürlich entscheidend zum Gelingen des (Abends/Morgens) bei.
Regelmäßig gelangt auf der Hausbühne Livemusik zum Vortrag. Der Konzertvorschau entnehmen wir, dass durchschnittlich mindestens einmal die Woche Musikanten (gerne Jazz und Hip Hop) anreisen, sogar aus fernen Orten wie Passau, Liverpool oder Düsseldorf. Die Kickerturniere und Karaoke-Abende werden leichten Herzens ohne mich auskommen.
Das auf der Webseite genannte Bücherregal mit frei zugänglichem analogem Lesestoff ist mir nicht aufgefallen - irgendwie hatte ich meine nachhaltig beglückten Augen ganz woanders. Auch soll man hier Darts, Billard und Gesellschaftsspiele spielen können.
Das konnte ich zwar bei der Erstbegehung nicht auch noch alles überprüfen, aber kömmt sicher noch. Denn es steht fest, dass dieses wunderbare 'alternative' Etablissement fester Bestandteil aller künftigen Einbeckexpeditionen sein wird.
Mit vorzüglicher Hochachtung, Sir Thomas[verkleinern]