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Der Kant-Park in Duisburg ist vom Hauptbahnhof aus zu Fuß leicht zu erreichen. Es handelt sich um eine wahre Naherholungsoase, in der auch Restaurationen zu finden sind, am Rand gibt es sogar Hotels. Die schönen Sitzgruppen sind oft von Müßiggängern besetzt. Am bekanntesten ist der Kant-Park aber dadurch, dass in ihm das berühmte Lehmbruck Museum steht, benannt nach dem ebenso berühmten Bildhauer. Dieses Museum nutzt den Park als Aufstellungsort für viele seiner Skulpturen, ungefähr 40 sollen... weiterlesen es sein. Keine Angst, ich habe mir rein subjektiv nur vier ausgesucht, zu denen selbst und ihren Schöpfern ich etwas sagen möchte.
1. Andre Volten, "Skulptur für eine Ebene" (1977)
Der Niederländer Andre Volten wurde 1925 in Andijk geboren, er lernte und arbeitete in Amsterdam und Brüssel, kehrte nach Amsterdam zurück und starb dort im Jahr 2002. Er ist den Konstruktivisten zuzuordnen und arbeitete am liebsten mit klaren Formen, sein Lieblingsmaterial war Edelstahl.
Die Skulptur für eine Ebene besteht aus 4 riesigen Granitwürfeln, von denen einer größer ist als die anderen drei. Bei jedem der Würfel wurde eine Kante entfernt, so hat man an ihrer Stelle eine glatte Fläche. Es sieht so aus, als habe ein Riesenbaby seine Bauklötze ausgeschüttet, ganz willkürlich scheint die Anordnung zu sein. Als Betrachter weiß man auch nicht, ob die Würfel durch den Aufprall in den Boden eingesunken sind, oder ob die Auflagefläche glatt ist. So beschäftigt man sich gezwungenermaßen in Gedanken mit Form und Umgebung.
2. Toni Stadler, "Knieende Figur - Eos" (1958)
Der Münchener Toni Stadler (1888-1982) war Sohn eines bekannten Landschaftsmalers. Er selbst studierte in München, dort auch bei Aristide Maillol, dessen Einfluss ich bei Stadlers Skulpturen immer wieder erkennen kann. Die Grundformen sind sehr ähnlich. Was ich nie begreifen konnte, ist die willkürliche Verkürzung von Gliedmaßen, die Satdler oft zeigte und die die Ausgewogenheit der Figuren in meinen Augen stört.
Unter Eos, der rosenfingerigen Göttin der Morgenröte, stelle ich mir wirklich etwas Anderes vor als Stadlers Arbeit. Die Figur wirkt plump, die Arme sind wie bei Stadlers expressiven Arbeiten sonst auch verkürzt und unnatürlich verbogen. Und doch werden insgesamt starke Emotionen ausgedrückt.
3. Alf Lehner, "Große Zylinderspaltung" (1991)
Der 1925 geborene Alf Lechner begann als Landschaftsmaler, wandte sich aber bald der Bildhauerei zu, das war Anfang der 60er Jahre. Sein Lieblingsmaterial scheint Edelstahl zu sein. Er nutzt geometrische Grundformen, die er zerlegt und neu kombiniert, um wie er selbst sagt, systematisch geordnetes Denken zu fördern. (Da ist er bei mir eigentlich an der falschen Adresse. Lechner hat seit der Jahrhundertwende ein eigenes Museum in Ingolstadt.
Vor dem Eingang des Museums steht Lechners Skulptur "Große Zylinderspaltung", die aus geschmiedetem, rostenden Stahl besteht. Die Skulptur zeigt einen Zylinder, der vertikal aufgesägt wurde, dann wurde das Werk so verdreht, dass die Schnittflächen nach außen zeigen. Nun kommt noch der Moment der Veränderung hinzu, durch Umwelteinflüsse (Regen usw) verändert sich nach und nach die Oberfläche des Werks, so dass ein zeitlicher Aspekt zu bemerken ist.
4. Meret Oppenheim, "Der grüne Zuschauer (Einer der zusieht, wie ein anderer stirbt)" (Entwurf:1933, Ausführung:1977)
Meret Oppenheim wurde 1913 in Charlottenburg geboren und starb 1985 in Basel.
Sie war eine der bedeutendsten Frauen, die mit dem magischen Surrealismus zu tun hatten. Zu ihren berühmtesten Freunden gehörten Andre Breton, Man Ray und Max Ernst, mit dem sie zeitweise liiert war. Sie hatte auch Kontakt zur Gruppe 33. Es lohnt sich wirklich, mehr über sie nachzulesen. ihr aufsehenerregenstes Werk ist wohl "Dejeuner en fourrure" (Frühstück im Pelz) von 1936, eine pelzbesetzte Tasse mit Untertasse, auf der ein Löffel liegt.
Innerhalb einer Grabanlage erhebt sich ein Betonsockel, auf dem der Grüne Zuschauer zu sehen ist. Dieser erinnert an eine systematische Darstellung altägyptischer Gottheiten. Der abstrahierte Körper aus grünem Serpentin lässt an die Formen eingewickelter Mumien denken, der aufgesetzte goldfarbene Metallkopf weist nur zwei dekorative Spiralen als Schmuck auf, die entfernt an weit auseinanderstehende Augen erinnern. Alles ist starr und unbewegt.
Zur Deutung hat die Künstlerin, die sich viel mit dem Tod beschäftigte, gesagt, dass mit dem Zuschauer die Natur selbst gemeint sei, die auch immer ungerührt Werden und Vergehen beobachte.[verkleinern]
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