Firmennamen, die man für selbstverständlich hält, deren Kontinuität niemand in Frage stellen möchte, können bisweilen, wenn man sie sich genau betrachtet, nicht als solche herausstellen. Dies ist ein Grund, warum ich es für wichtig erachte, dass sie bekannt werden.
Bei einem frühmorgendlichen Rundgang in der Innenstadt, als die offiziellen Öffnungszeiten der Geschäfte erst in einigen Stunden erfolgen sollten und die Straßen wie ausgestorben schienen, habe ich auf die Datails geachtet, die... weiterlesen sonst verbogen bleiben. Die kleinen Hinweise, die sonnst zu leicht übersehen werden, wie die Tafel auf der Südseite des Wahrenhauses "Kaufhof an der Kö". Man sah ihr an, durch die Patina, dass sie, womöglich so alt sein kann, wie das restliche Gebäude auch! Weder erkannte ich die Gesichtszüge, noch der Name Olbrich etwas, den ich dort entdeckt habe. Ein wenig brachte der darunter stehende Text Klarheit in das ganze:
"KÜNDE DU STOLZER BAU NOCH LANGE KÜNFT'GEN GESCHLECHTERN
GENIUS UND KRAFT DES MANN'S DER SICH EIN DENKMAL HIER SCHUF
OLBRICH, DEIN NAME LEBT FORT IN DIESEM ERHEBENEN WERKE
BRACH AUCH DEIN AUGE ZU FRÜH, UM ES VOLLENDET ZU SEHEN"
Was für kryptische Worte, die auf eins hindeuten: es war die letzte Arbeit des besagten, die bei seinem Ableben noch nicht vollendet gewesen ist! Über den Architekt Joseph Maria Olbrich, den um den geht es hier geht, konnte ich, schon bald nachdem ich diese Aufnahmen gemacht habe, einiges in Erfahrung bringen. Mit der Gedenktafel verlief es aber wesentlich spannender, weil es sich nur um seine Werke ging, die er erschaffen hatte und nicht diese, die man hier sehen kann.
Seitdem sind etliche Monate verstrichen, bis ich auf die Idee gekommen bin, bis ich erneut mich in der Stadtbibliothek danach erkundigte. Weite Wege fürchte ich nicht, denn es sind diese Herausforderungen, die das Leben bereichern können, die man bisweilen NICHT SOFORT "einsortiert" werden können, weil wichtige Details in Erfahrung gebracht werden müssen!
Das kurze, dennoch prägnante Wirken Olbrichs ist sehr eng mit der Stilepoche "Jugendstil / Sezession" verbunden, in der die Funktionalität im Vordergrund stand. Dessen Theorie zu folge, sollte schon die äußere Erscheinungsform (nicht nur bei der Architektur) auf dessen Nutzung hinweisen.
Vergleicht man aber die unterschiedliche Strömungen / Künstler untereinander kann die Formensprache stark variieren. Von verspielt, wie bei Gaudí, bis zu realistisch schlicht, wie bei Olbrich ist alles vertreten.
Bei meinen Recherchen entdeckte ich, dass auch das besagte Kaufhaus interessanten Fassadenschmuck besitzt, das mir bis jetzt gar nicht aufgefallen ist. Es sind Masken und Bänder, die auf die Nutzung verweisen. Bei Gelegenheit werde ich diese fotografieren und an dieser Stelle (vielleicht beim entsprechendem Haus) hinzufügen.
Joseph Maria Olbrich (* 22. Dezember 1867 in Troppau [*heute Opava / Tschechien] - 8. August 1908 in Düsseldorf) war, trotz seines Alters von gerade mal 40 Jahren nicht untätig gewesen. Zu seinem Freundes- und Gönnerkreis gehörten viele Künstler, Intellektuelle und Adelige, die sich z. T. gegenseitig beeinflusst haben oder Wegbegleiter gewesen sind.
Da seine Vita bis 1900 innerhalb der Grenzen der K+K-Monarchie verlaufen ist, sind die meisten seiner Arbeiten, die sich nicht ausschließlich mit der Architektur befasst hatte, auf diesen Gebieten zu finden. Schon früh, durch die Ziegelei seines Vaters bedingt, galt sein Interesse vor allem diesem Metier, vor allem den Techniken im Bauwesen.
Seine Schule, sowie Ausbildung und Studium erfolgte in Wien, das er nur jeweils für kurze Zeit verlassen hatte. Bereits während der 1890-er Jahre, noch bevor die akademische Ausbildung abgeschlossen wurde, gewannen seine Entwürfe für bestimmte Gebäude in Wien hohe Preise. Der Stadtplaner Otto Wagner war davon so begeistert, dass engagiert hatte und sogar erwogen die eigene Tochter ihm zu Frau zu geben. Tja, daraus wurde dennoch nichts geworden.
Die „jungen Wilden“ am Ende des „fin de siecle“, wie die besagte Zeit, bevor das nue Jahrhundert begann, bezeichnet wird, wollten neue Akzente setzen, die weit weg von den schwülstigen Formen der vergangenen Epochen zu suchen sind. Es war der Drang nach künstlerischer Freiheit, mit klaren Linien und einfacher Funktionalität. Kein weiterer „Ausguss“ der historischen Kulturgeschichte war gewünscht, sondern etwas modernes, das die Realität der hart arbeitenden Bevölkerung widerspiegelt!
Die Wiener Sezession, wie der Stil dort genannt wird, hatte seine Gönner, der sich im Kreis des besagten Architekten und seiner Freunde, unter anderem Gustav Klimt und Josef Hoffmann gehörten, bewegte. Sie haben sich gegenseitig angespornt und inspiriert, der bis zum frühen Tod Olbrichs angedauert hatte.
Der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (Hessen-Darmstadt) kann als so ein Mäzen angesehen werden, denn durch seine Vorliebe zur dieser Kunstrichtung wollte er in seinem Landstrich populär machen. Damit das möglich sein sollte, gründete der besagte Adelige in Darmstadt 1899 eine Kunstakademie und Olbrich wurde sofort zum Professor berufen. Dieses Bau, an dem er ebenfalls beteiligt war, ist in die Kunstgeschichte eingegangen als „Küntlerkolonie Margarethenhöhe“, die bis heute davon zeugt. Darunter ist das sog. „Enst-Ludwig-Haus“ das bedeutendste unter ihnen. Da ich aber noch nie dort gewesen war, muss es bei dessen Erwähnung bleiben.
Der Rest ist schnell erzählt: 1906 erhielt Joseph Maria Olbrich den Auftrag nach Düsseldorf zu kommen, um das Kaufhaus 'Tietz' zu entwerfen und auch architektonisch umzusetzen. Es ist, wie ich gelesen habe (in verschiedenen Nachschlagewerken) seine letzte und zugleich wichtigste Arbeit gewesen, dessen Fertigstellung er leider nicht mehr erleben durfte. Diese erfolgte im April 1909 und dem aufmerksamen Leser ist es sicherlich nicht entgangen, dass er im Sommer des Vorjahres mit gerade mal 40 Jahren in Düsseldorf verstorben ist. Es waren nur wenige, dennoch sehr produktive Lebensjahre gewesen... Krebs (genau genommen Leukämie) war lange Zeit nicht heilbar und ein ableben (auch in jungen Jahren) unausweichlich). Der Bau besitzt bis heute diese besondere Ausstrahlung, auch wenn die Eigner von den Nazis enteignet und das Kaufhaus 1935 „arisiert“ und in Kaufhof umbenannt wurde.
Die Besonderheit, die dahinter steckt, möchte ich an der Stelle aber nicht vorenthalten: es war sein Freund und Arbeitskollege Johannes Knubel (8.3.1877 - Juli 1949), der sowohl die Bautätigkeit in seinem Sinne fortgeführt hatte, als auch die Tafel gestaltet hatte. Es ist der gleiche Künstler, über den ich bereits in einem anderen Beitrag erwähnt habe: die Pallas Athene (s. ggf. unter: https://www.golocal.de/duesseldorf/freizeitanlagen/pallas-athene-statue-YUIkt/) einige Jahre später angefertigt hatte.
Der plastische Fassadenschmuck, bei dem ein Kaufmann, Tuchhändler, Baumeister, Lastenträger, Viehhändler und Industriearbeiter sollen versinnbildlichen, dass alle Menschen hier willkommen sind in diesem „Tempel“ des Konsums. Diese muss ich erst selbst „entdecken“. Sie sind ein Vermächtnis der beiden Architekten.
Dadurch, dass Knubel auch die Totenmaske Olbrichs abgenommen hatte, die heute im Leopoldmuseum in Wien zu finden ist, konnte er diese besondere Plakette anfertigen, die vor der Eröffnung des Kaufhauses angebracht worden ist.
Auch, wenn es erneut ein „Roman“ geworden ist, gehört es unbedingt hierhin, weil es sonst nur übersehen worden wäre und hier vor Ort auch keiner von diesem eine Notiz nimmt. Das sind 2 Gründe, die dafür sprechen, sich damit zu beschäftigen, was ich ausführlich gemacht habe![verkleinern]
Bewertung zu Gedenktafel für den Architekten Olbrich (ehem. Kaufhaus Tietz - heute Kaufhof Kö)
Bewertungen werden nicht automatisch geprüft
Firmennamen, die man für selbstverständlich hält, deren Kontinuität niemand in Frage stellen möchte, können bisweilen, wenn man sie sich genau betrachtet, nicht als solche herausstellen. Dies ist ein Grund, warum ich es für wichtig erachte, dass sie bekannt werden.
Bei einem frühmorgendlichen Rundgang in der Innenstadt, als die offiziellen Öffnungszeiten der Geschäfte erst in einigen Stunden erfolgen sollten und die Straßen wie ausgestorben schienen, habe ich auf die Datails geachtet, die... weiterlesen