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Heute möchte ich mit einem Vorurteil aufräumen, den ich hier auf der Seite aufgeschnappt habe: es gibt wohl sehr schöne, alte Burgen und Schlösser in Westfalen und das Fürstliche Residenzschloss in Detmold ist einer der schönsten unter ihnen. Dieses, über Jahrhunderte errichtete Bau, wird bis heute von den Verwandten des niederländischen Königshauses – Oranje bewohnt! Auf eine wechselvolle Geschichte blickt nicht nur das ehemalige Herrschaftsgebiet der Herren, Grafen und Fürsten zur Lippe,... weiterlesen sondern auch das Renaissanceschloss selbst, über das ich nun schreiben möchte.
Fast 800 Jahre zurück reicht die Geschichte des besagten Geschlechts, der erst nach dem 2. Weltkrieg ihre Unabhängigkeit verlor und deren Wappenblume – Rose seit 1947 das Wappen des Bundeslandes NRW (unteres drittel) ziert. Auch die Spuren der ersten Burg kann man bis ins Mittelalter zurückverfolgt werden.
Einen Teil deren Historie habe ich schon an einer anderen Stelle aufgeschrieben und zwar bei der, zu diesem Herrschaftsgebiet gehörendem Schloss Lemgo, (in Gedichtform). Bei Interesse dort nachlesen. An dieser Stelle möchte ich punktuell auf die jeweiligen Vertreter unter ihnen, zu sprechen kommen.
So „klein“, wie mein Vorschreiber es meint, ist das Schloss gar nicht, denn es nimmt fast 25 % der Altstadtfläche Detmolds ein. Zu diesem Areal gehören ebenfalls ein Park (habe ihn nicht besichtigt), die Reithalle, unterschiedliche Verteidigungsanlagen, sowie Wirtschaftsgebäude. Da es mehrere Zugänge zu diesem Gelände gibt, habe ich das Eingangstor auch nicht zu Gesicht bekommen.
Wenn man sich das Gebäude anschaut, fällt einen sofort eine Besonderheit auf: im Gegensatz zu anderen Burgen, ist hier nur ein Turm vorhanden. Es ist ein altes Überbleibsel aus der frühesten Bauphase dieses Schlosses. Es ist schon bemerkenswert, dass im Gegensatz zu anderen Häusern in der Altstadt, dieses und nur wenige andere, den großen Stadtbrand von 1547 überstanden haben. In dem Zusammenhang ist es schon interessant zu wissen, dass der besagte Rundturm erst kurze Zeit vorher errichtet worden ist.
Jede Epoche zwischen dem 13.-19. Jahrhundert hat, nicht nur in der Bausubstanz, ihre „Spuren“ hinterlassen, auch wenn außen der Renaissancestil der Weserregion sichtbar ist. In dem Wassergraben dahinter, kann man noch den wehrhaften Hintergrund solcher Burgen erahnen, die Bastionen und Kasematten, der späteren Zeiten, die hinzugefügt wurden, bestätigen diese Nutzung an dieser Stelle. Leider ist davon nicht mehr viel übrig geblieben.
Die Nordfassade ist am besten einsehbar, so verwundert es nicht, dass Graf Bernhard VIII. und seine Gemahlin Katharina von Waldeck, den besten Architekten engagiert haben - Jörg Unkair , der ab 1549 der Residenz ihr prunkvolles „Gewand“ in Form von Zinnen, Erkern, Balkonen und einer neuen Haube für das Turm bekommen hatte. An einer Kartusche kann man im Innenhof des Schlosses auch den Auftraggeber entdecken, wie es sich für einen Herrscher gehört.
Eine „gute Tugend“ für die Ahnen des Fürstenhauses gehörte es sich mit schönen Sachen umgeben. Durch diese Vorliebe konnten die jeweiligen Mitglieder die Kunstschaffenden in der einen oder anderen Art und Weise unterstützen. Diese Schätze, die sie in ihrer 800 jährigen Familiengeschichte angesammelt haben, werden den interessierten in den verschiedenen Räumen des Schlosses präsentiert. Da ein Teil dessen von Armin Prinz zur Lippe und seiner Frau Traute bewohnt wird, so führt ein Durchgang nur durch die Repräsentationsräume. Eine Anmerkung, die nicht unerwähnt werden darf: man kann die Sachen sehen, doch nicht nur das berühren, sondern auch fotografieren ist hier nicht erwünscht!
Jeder Raum ist eine kleine „Kulturreise“ für sich: zwischen Stuckdecken der italienischen Künstler Michele Caminada und Carlo Rossi aus dem Jahr 1710, Empirewohn- und Schlafzimmer, einen Ahnensaal und einer imposanten Porzellansammlung lässt sich die zeit gut vergessen… Sicherlich waren die Gobelins mit Szenen aus dem Leben des Alexanders des Großen, das Highlight schlecht hin. Schon zu ihrer Entstehungszeit zwischen 1660-1700 waren diese Brüsseler Handarbeiten ein Vermögen wert (damals gab es keine Maschinen, die das Vollführen konnten…) und bei der Größe, braucht man Pro Bildteppich schon mehrere Jahre, in denen sehr viele fleißige Hände daran arbeiten mussten!
Wirklich eine ganz imposante Erscheinung ist das Schloss… Wenn man nach OWL kommen sollte, ist das ein lohnendes Ziel! Die Führungen (jede volle Std.) sind obligatorisch, wie es sich gehört mit Filzpantoffeln. Der Eintritt kostet gerade mal schmale 4 €, die auf jeden Fall investiert werden sollten. Zu sehen sind, neben denen, die ich erwähnt habe, mehrere Barock- bzw. Rokoräume mit wunderschönen Antiquitäten. Das Jagdzimmer, was nicht so ganz meins gewesen, mit den vielen gehörnten Wesen, doch die „Königszimmer“ (insg. 3 Räume) bilden nicht nur den Schluss, sondern ist der Highlight mit den 11 Gobelins, die ich bereits erwähnt habe.
Der Grund für die Namensgebung war der Besuch des preußischen Königs Friedrich I., der sich hier aufgehalten hatte.
Was passt besser, als solcher Hinweis, um eine Bewertung abzuschließen… Folgender Hinweis zum Schluss: auch hier gibt es unterschiedliche Öffnungszeiten. Sie gelten wie folgt:
Montag - Sonntag 10-16 Uhr
im Sommer (April bis Oktober) geöffnet bis 17 Uhr.
Führungen: Täglich zur vollen Stunde 10, 11, 12, 14, 15 und 16 Uhr; im Sommer (April bis Oktober) zusätzlich um 17 Uhr
sowie nach Vereinbarung.
Dauer der Führung 40 bis 45 Minuten. Auf Wunsch Begleittexte zu den Führungen in Englisch, Französisch oder Holländisch.
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Nachtrag Oktober 15
Endlich konnte ich bei unserem Besuch die Räume erneut sehen könne, die Regelung mit Fotografieren hat (leider) weiter bestand. Das gleiche gilt aber auch für den (privaten) Innenhof, der meiner Erinnerung nach früher begehbar (und ablichtbar) gewesen ist. Man kann es nur durch das eiserne Gitter tun, doch auch die Außenaufnahmen sind ein Highlight für sich, die ich nun festhalten konnte![verkleinern]
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