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Dieses Lokal bietet ausschließlich Sonderöffnungszeiten für Gruppen, Clubs, Vereine und Familienfeiern nach telefonischer Voranmeldung.
Boßeln, die Mordsgaudi, eine friesische "Sportart" (bei uns auch gern Kugelschubsen genannt), gehört seit vielen Jahren zu meinem Jahresprogramm. Das heißt, einmal im Jahr, vorzugsweise zur Grünkohlzeit, miete ich die Kutscherstube in Bevern, einem Vorort von Bremervörde, einfach komplett. Gemeinsam mit vielen Freunden und Bekannten verbringe... weiterlesen ich dann hier einen tollen Tag mit Boßel-Arrangement, der bis in den späteren Abend andauert. Wir sind jedes Mal um die 50-60 Personen und bilden immer drei bis vier Boßelgruppen, die mit je einem gut gefüllten Boßelwagen losziehen.
Zum Boßeln muss man wissen, dass man es ganz ernsthaft oder spaßig sehen kann. Uns ist in erster Linie der Spaß wichtig, Zentimeterzählen oder es zu genau nehmen war und ist immer zweitrangig. Boßeln ist nämlich in einigen Gegenden auch ein richtiger Sport, es gibt eine Liga, es werden bei offiziellen Veranstaltungen auch die Straßen gesperrt. Aber Boßeln ist auch einfach eine richtige Gaudi mit Bewegung in der Kälte, Geselligkeit und Glühwein oder anderen etwas höherprozentigen Getränken. Nur nicht zu ernst nehmen, einfach mal vom Alltag abschalten.
Wenn wir in Gruppen boßeln, starten wir zeitversetzt, denn man braucht doch immer so einige Zeit, bis man vorwärts kommt. Zuerst müssen pro Boßelwagen 2 Gruppen gebildet werden, die gegeneinander boßeln. Jede Gruppe bekommt eine eigene Kugel. Der Boßelwagen wird die ganze Zeit mitgeführt und enthält heiße und kalte Getränke. Das ist immer Absprache, bei uns wird der Wagen immer mit alkoholfreiem und alkoholischen Punsch bestückt, dazu gibts 3 Flaschen Buntes, also Sahnelikör, was mit Rhabarber und was mit Kirsch. Auch Cola und Wasser und Bier kommt bei uns immer mit. Ergänzend liegt noch ein Käscher auf dem Wagen, um Kugeln, die in den Graben fallen , leichter wieder herausholen zu können.
So ausgestattet begeben wir uns jedes Malauf eine ca. 7 km lange Tour durch den Ort, asphaltierte Promilleschleichwege und den Wald. Die Kugeln werden geschubst, an fast jeder Kreuzung wird ein Schlücksken aus einer der Pullen genommen oder ein Punsch getrunken. "Kreuzung" ist mittlerweile ein geflügeltes Wort in unserer Gruppe. Auf der Hälfte der Strecke, am Umkehrpunkt, befindet sich eine überdachte Feuerstelle mit einer Rund-um-Sitzgelegenheit. Sie dient uns zum Aufwärmen und Mal-hinsetzen, denn die Wirtsleute machen dort ein Feuer und bieten Kaffee mit frischem Butterkuchen an. Der Kuchen ist jedes Mal köstlich, das Feuer warm und die Stimmung bombastisch. Wenn alle sich genügend aufgewärmt haben und satt sind, geht es zurück zur Kutscherstube, natürlich werden bis zum Schluss die Kugeln geworfen und fleissig die Würfe gezählt. Glücklicherweise sind die Regeln auch noch mit einigen Prozenten im Kopf zu verstehen ;-)
In der Kutscherstube gibt es Grünkohl und Schnitzel satt oder auch ein vegetarisches Gericht, und ich meine SATT. Kaum ist eine Fleischplatte oder eine Schale mit Gemüse oder Kartoffeln leer, so wird sie direkt von dem freundlichen und fleißigen Service aufgefüllt. Schlussendlich ist man so dermaßen pappsatt, dass von oben nix mehr reingeht. Zum Abschluss des Essens gibt es oft noch einen kleinen Schluck aufs Haus.
Es mag sich so anhören, als wenn wir einen Tag lang nur mit Alkoholtrinken verbringen würden. Nein, ganz so ist es natürlich nicht. Das in der Kutscherstube angebotene Boßel-Arrangement kann ja individuell gestaltet werden, was die Befüllung des Boßel-Wagens angeht, sowie auch das abschließende Essen im Lokal. Wenn man hinterher noch Autofahren muss, trinkt man entweder gar nichts oder nur einen Schluck. Darauf kommt es auch nicht an, jeder kann das so handhaben, wie es gefällt. Wir wollen einfach ein wenig feiern, es soll ruhig auch mal etwas rustikal zugehen, dabei wollen wir aber dennoch Bewegung und frische Luft.
So ein Boßeltag ist immer ein rundum gelungener Tag, zu dem nicht zuletzt das prima Team um Elke und Frank, die Inhaber der Kutscherstube, beitragen. Alles passt perfekt, freundlicher schneller Service, leckeres Essen, reichliche Portionen und dabei doch recht günstig. Schon im Vorfeld telefoniere ich mit Elke, bespreche die Details des Tages, und genauso wird es dann von Seiten der Kutscherstube ausgeführt. Ich erinnere mich noch an einen Winter, in dem wir nicht hätten boßeln können, weil es soviel geschneit hat, dass die Kugeln nicht gerollt wären. Und da fährt Frank doch mit einem Schneeschieber vorm Auto die gesamte Strecke am Morgen ab und schiebt uns den Weg frei sozusagen.
Ich bin immer wieder begeistert, wie prima die Organisation klappt und wie problemlos die Absprachen getroffen werden können und alles so klappt, wie man sich das vorstellt. Das Bezahlen zum Schluss ist auch recht unkompliziert, hier gibts keine Cent-Fuchser ;-)
In der Kutscherstube kann man übrigens auch das Walddiplom erlangen, das man bei einer schönen Planwagenfahrt ablegen kann. Das habe ich noch nicht ausprobiert, mir ist immer eher nach Bewegung zumute.
Fazit: In jedem Fall organisiert die Familie Perthel einen schönen Tag, Abend oder eine Ausfahrt perfekt, dabei freundlich und hilfsbereit und vielen Ideen gegenüber aufgeschlossen. Für mich steht fest, dass ich auch im nächsten Jahr wieder hier boßeln werde. Dafür lohnt sich auch der Weg aus Hamburg ;-)[verkleinern]
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