"Wer zählt die Biere, nennt die Namen, die süffig hier zusammenkamen."
Sehr frei nach einem Spruch aus "Die Kraniche des Ibykus" vom Dichterfürsten Friedrich von Schiller möchte ich eine kleine Reihe von Bewertungen über Brauereien beginnen.
Weniger über die ganz Großen, welche ihre Produkte in so ziemlich jedem Getränkemarkt des Landes präsentieren, sondern über kleine bis mittelgroße Produzenten, die sich der Bierherstellung unter dem neudeutschen Oberbegriff "Craft-Beer" verschrieben... weiterlesen
haben, aber auch durchaus einfach nur Pils, Helles oder Bockbier brauen.
Regimentsbock als Begriff mit militärischem und anderem Hintergrund kenne ich aus eigenem Erleben. Ich gehörte nicht zu den Wehrdienstverweigerern und leistete meine 18 Monate verpflichtenden Grundwehrdienst bei der NVA . Damals mit wechselnder Freude zwischen Hoch und Tief, im Nachhinein mit vielen guten Erinnerungen.
Als Regimentsbock wird einer bezeichnet, der....
also an dieser Stelle überlasse ich das Kopfkino jedem User selbst.
Um mich oder um den Wehrdienst im Speziellen oder Allgemeinen soll es hier jedoch nicht gehen, denn bewertet wird eine Brauerei.
Die Schlossbrauerei Rheder im westfälischen Brakel ist rund 30 Kilometer östlich von Paderborn zu finden.
Bereits 1686 wurde dem Rittergutsbesitzer Christian Falcko Freiherr v. Mengersen das Braurecht verliehen, erst 1750 wurde das der heutigen Brauerei den Namen gebende Schloss Rheder erbaut.
Bis heute befindet sich die Braustätte in den alten Gemäuern, über die Zeiten hinweg wurde behutsam erweitert, an -und umgebaut.
Was heute allüberall im ökologischen Sinne mit Gesetzen geregelt werden soll, gehört seit vielen Jahrzehnten zu den Selbstverständlichkeiten. Es gab eine Wassermühle, die Strom produzierte. Nachdem diese 1975 abbrannte, wird seither mit einer modernen Kraftstromanlage ein Teil des Bedarfs an Elektrizität selbst erzeugt. Abwässer der Brauerei werden seit 1978 in eigenen Klärteichen behandelt.
Neben diesen löblichen Umständen in Sachen Nachhaltigkeit und Umweltschutz nun zum eigentlichen Zweck des Unternehmens. Es wird Bier gebraut.
Und das wie beschrieben schon sehr lange.
Im letzten Jahrzehnt gab es einige Ungewissheit, wie es mit der Brauerei weitergeht. 2014 verstarb der Besitzer Elmar Freiherr v. Spiegel, dessen damals 25-jähriger Sohn konnte oder wollte das Geschäft noch nicht allein übernehmen. Glücklicherweise setzte sich die Bergbräu Holding GmbH der Familie Sauer für den Eerhalt ein und übernahm 90 % der Anteile.
Fünf Jahre später konnte der Nachfolger Ferdinand Freiherr von Spiegel mit Unterstützung durch den Kaufmann Jens-Uwe Göke die Anteile zurückerwerben. Die Brauerei auf Schloß Rheder ist nun wieder vollständig in Familienbesitz.
Gebraut werden klassische Sorten wie Pils, Helles, Weizen, Bock, Dunkles, Export und ein alkoholfreies Bier. Zusätzlich produziert man Limonade und Cola.
Vermarktet wird unter dem Namen Schloßbräu Rheder, die Limonaden werden mit dem Zusatz "Annen" angeboten. Dieser Name geht auf die heilige Anna zurück, der im nahen Brakel die Annenkapelle gewidmet ist und der zu Ehren alljährlich das Annenfest als Kirmes gefeiert wird.
Und natürlich gibt es den eingangs erwähnten Regimentsbock , Husaren-Gold und Husarentrunk.
Husaren werden mit entsprechenden Abbildungen auf den Etiketten deshalb erwähnt, weil 1851 die Garnison von Paderborn und Neuhaus von den 8. Husaren bezogen wurde. Die müssen da wohl einen recht guten und bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Und nicht zuletzt auch deshalb, weil Adolf Freiherr Spiegel von und zu Peckelsheim im 1. Westfälischen Husarenregiment Rittmeister war. Und nicht nur das, sondern nebenher ( oder hauptsächlich ) Brauereibesitzer, also einer der Vorfahren der heutigen Eigentümer der Brauerei.
Husar hin, Bock her - das von mir probierte Bier schmeckt ausgezeichnet.
Leider nicht regulär in unserer Gegend hier in Sachsen erhältlich, die Brauerei verschickt leider kein Bier an auswärtige Kundschaft. Es werden nur einheimische Getränkemärkte und die Gastronomie versorgt.
Bleibt also nur, auf Mitbringsel von Urlaubern zu hoffen.
Oder im nächsten Bier-Adventskalender ist wieder ein Türchen für Bier aus der Schloßbrauerei Rheder reserviert.
In der Ausgabe 2022 fand ich nämlich den Regimentsbock. Den zum trinken, versteht sich.[verkleinern]