Am hügeligen Nordufer des kleinen und verwunschenen Biersdorfer Stausees befinden sich die etwas hingeklotzt wirkenden mehrteiligen Gebäudekomplexe des Dorint Seehotels. Und Resorts. Die Anlage entstammt augenscheinlich den späten 1970ern bis frühen 1980ern und benötigt ebenso augenscheinlich eine ausführliche Aufhübschung, um ausnahmsweise mit vorsichtiger Kritik zu beginnen. Die früh einsetzende Dämmerung versöhnt das ästhetische Auge jedoch zusehends und verleiht Teilen der nächtlich... weiterlesen illuminierten Anlage sogar einen fast mondänen... Anstrich. Des Dorint Einfamilien-Ferienhäuser sorgen für nachhaltige Zersiedelung des Hügelkamms, was in Verbindung mit dem nahen Gewässer aber wiederum an die sehr geschätzte Côte erinnert. Toll, wenn Hotelgäste in solch milder Stimmung sind.
Die Buchung erfolgte in der vergeblichen Hoffnung auf ein romantisches Wochenende zu zweit und daher selbstverständlich ohne Stornierungsoption. Daher hatte ich dann halt eine Familiensuite von 52m2 ganz für mich allein. Für die beiden Übernachtungen wurden 225 Euro berechnet - pro Wohneineit, nicht etwa pro Person. Ohne Feiertag wäre es noch günstiger geworden und die eigentliche Zielgruppe - mehrköpfige Familien - findet hier ein zweifellos traumhaftes Preis-Wohnfläche-Verhältnis vor. Wegen der potentiell unruhigen Nachbarschaft führte ich als Gegenmaßnahmen Ohrenstöpsel (passiv) und Notebook-Lautsprecher (aktiv) mit. Beides kam fast gar nicht zum Einsatz und die Nachtruhe war nach Abebben des nebligen Sylvesterfeuerwerks kommod und ungestört. Auf eine Buchung der saisonal etwas teuren Gala / Büffet - Abendverpflegung verzichtete ich. Einerseits ist die gedachte Mitreisende auch in Ernährungsdingen recht diffizil. Andererseits vernahm ich beim Versuch, an der Rezeption einen Bademantel für den Pool zu entleihen, Livegesang der wenig überzeugenden, dafür aber elektrisch verstärkten Art. Es ging um ein irgendwie verdorrtes Südkalifornien und das hätte beim gepflegten Dinieren doch sehr gestört - richtige Entscheidung also.
Selbstversorgung war angesagt, was aber nur in Teilen gelang, denn der Schrank mit den Kochutensilien war abgeschlossen und hätte extra 'dazugebucht' werden müssen, wie ich beim Abschied erfuhr. Seltsam dies, wo doch eine Kitchenette zum Wohnprogramm gehört... Reklamiert hatte ich dies vorher nicht, da genug ungekocht verzehrbares mitgeführt wurde. Auch rettet das Frühstück (bis 13:00) zur Not über den Tag. Aufgrund der hierfür fälligen 18 Euro sollte man mit Appetit am Buffet erscheinen und mindestens fünfmal hin und her rennen. Das gelingt aufgrund der erfreulichen Auswahl (und der eher kleinen Teller) völlig problemlos.
Den Bademantel gab es dann erst anderntags, da der Pool Sylvester geschlossen war - ebenso wie die Massagebehandlungsoptionen von Damenhand. Aber dafür war ich auch zweimal schwimmen, denn man hat meine Check-Out Zeit freundlicherweise von 10:00 auf 11:00 verlängert. Bei mir muss ja auch nie viel aufgeräumt werden: Ich hinterlasse schließlich kein Schlachtfeld aus zerrissenem Toilettenpapier, Fingerfarbflecken oder eingetrockneten Nudel-mit-Tomatensoßenresten, wie das bei der Zielgruppe ab und an vorkommen mag.
Den Pool erreicht man nach längerer Wanderung (im Bademantel) über ein komplexes aber narrensicher ausgeschildertes Gängesystem, welches das Apartmenthotel mit allen Indoor-Sportstätten, dem Zentralgebäude nebst Rezeption und womöglich auch mit den luxemburgischen Atomschutzbunkern verbindet. Auch hier zeigt sich ein gewisser Renovierungsstau, etwa am Teppichbelag.
Der Pflegezustand der Suite ist gut - die Atemluft kann jedoch nur durch Aufreißen der Fenster renoviert werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Räumlichkeiten selbst zwar durchgehend als rauchfrei deklariert werden - das gilt aber leider nicht für die Balkone des qualmenden sozialen Umfeldes. Auch Duftkerzen gehörten wohlweislich zur mitgeschleppten Survivalausrüstung.
Trotz der genannten Mängel war dies ein angenehmer Aufenthalt. Die Hotelbediensteten sind durchweg freundlich und hilfsbereit. Und letztlich hat sogar der Verlust der Mitreisenden dazu beigetragen, dass der Jahreswechsel auf die entspannteste Art und Weise zelebrieret werden konnte. Ihr wisst ja, was man als unverbesserlicher Genussmensch sonst noch in der Survivalausrüstung mitführt. Cheerio und
mit freundlichen Grüßen,
Sir Thomas[verkleinern]